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geschrieben von *olli*.
Veröffentlicht: 30.06.2024. Rubrik: Unsortiert


Geballte Kraft

Geballte Kraft schwimmt auf der Elbe – die Bugsierer, klein und massiv mit unendlichen Pferdestärken und gut gepolsterten, mit autoreifenähnlichen Gummipolstern gesicherten Schiffswänden – sie ziehen zu zweit oder dritt, manchmal auch zu viert die großen Pötte in die Position im Hafen. Manche Riesen werden auch an einer bestimmten Stelle von diesen kleinen Kraftprötzen gedreht, damit sie nach dem Ent- und Beladen selbständig vorwärts wieder den Hafen verlassen können. Dann ist die gesamte Breitseite der Elbe an deren breitesten Stelle hier vom Schiff bedeckt und wird von der WaPo abgeschirmt.
Dann wird auch die gewaltige Größe, Breite und Länge der „Pötte“ deutlich, weil man oft nur einen bestimmten Auszug wahrnimmt. Wie gewaltig breit erscheint der Pott, wenn ich ihm gerade entgegensehe, ihn also in voller Breite wahrnehmen kann. Und an anderer Stelle beobachte ich dann die Längsseite in ihrer vollen Wuchtigkeit. Hier, am Bubendey-Ufer, ist ein guter Platz bei großer Hitze. Es gibt einen Schiffsanleger, also kommt man gut hin. Und es ist dort still und vor allem: es ist immer eine leichte Brise und das beste in der Hitze: schattig.

Geballte Kraft steckt auch in vielen anderen Lebensbereichen. Das Leben explodiert ständig, ist nicht aufzuhalten – weder durch Katastrophen noch durch menschengemachte Dramatik wie Kriege – das Leben überlebt immer wieder. Es ist ja nicht nur menschliches oder tierisches Leben, die gesamte Natur lebt, sprießt immer wieder hervor, unentwegt und voller Macht.

Früher und zur Zeit auch noch Naturvölker nannte man Kräfte „Mächte“ und gab ihnen gottähnliche Namen, da man die physikalischen Gesetze der Mechanik nicht kannte. Und ist das so verkehrt? Wieso kann ich der Kraft, die auf etwas wirkt, nicht mit einem Namen benennen? Die Vorstellung von Kraft ist ja auch eine Bezeichnung, also ein Name. Die Beseelung von Sachen oder Sachverhalten kann doch Zusammenhang herstellen zur Be“geist“erung, Entgeisterung und ist also unserem Sprachgebrauch durchaus üblich.

Wenn ich meine geliebten Spaziergänge mache, begegnen mir zur Zeit viele Springkraut genannte Pflanzen. Deren reife Fruchtschoten explodieren, wenn man sie berührt – und sind damit Samenspender für neue Pflanzen dieser Gattung. Als Kinder hatten wir unsere Freude daran – und auch heute kann ich nicht wiederstehen, weil endlich keiner mich wegschubst und sich vordrängelt – ich kann soviele Schoten zum Explodieren bringen, wie ich will.

Geballte Kraft so oft in Beziehungen, wo der scheinbar Starke seine Macht gegenüber dem Schwächeren auslebt und sich austobt – der ja vermutlich eigentlich schwach ist und deshalb so handeln muß -. Unsere Ellbogengesellschaft entspricht keinem Ideal, es macht mir Angst, wenn geballte Kraft möglicherweise Unheil anrichtet. Geballte Lebenskraft wie z.B. das von hungrig-offenen Schnäbeln gefüllte Vogelnest dagegen erfüllen – denke ich – unser aller Herz.

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