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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 17.06.2024. Rubrik: Nachdenkliches


Wenn das Staunen langsam vergeht

Der erste Atemzug, der die winzigen Lungen füllt, muss ein befreiendes Erlebnis sein. Schade, dass er nicht in der Erinnerung bleibt, vielleicht ist es aber auch besser so, in der Natur hat schließlich alles seinen Grund, wenn er sich auch nicht immer offenbart.

Die Sicht des Lebens in so jungen Jahren ist noch getrübt und alles, was einem auf seiner Lebensreise entgegenkommt, ruft noch ein Staunen hervor. Doch mit jedem Tag erfährt man mehr, und Wissen und Geheimnisse lüften sich. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Man begreift das Geschenk der Liebe, lernt seine Abarten kennen, und Erfolge und Misserfolge begleiten einen.

Die ersten Lügen schockieren noch, bis man verinnerlicht, dass sie zum Leben gehören, wie die Luft zum Atmen. Man erkennt, dass Talente verschieden gelagert werden und dass nicht jeder Mensch die erhält, die er gerne hätte. Man durchschaut das Bestreben und den Wunsch, dass viele sich gern für etwas Besonderes halten, obwohl sie nur eine Kopie der Kopie der Kopie sind und schwer daran zu tragen haben, wenn es ihr Bewusstsein erreicht.

Mit den eigenen Leistungen erschafft man sich eventuell Respekt und Ansehen in seinem Umfeld, und vielleicht wird man sogar erhöht, läuft Gefahr, diese Erhöhung auch anzunehmen, obwohl man weiß, dass sich Menschen nur auf Augenhöhe begegnen sollten. Lege zwei Leben in je eine Waagschale und sie wird sich nicht bewegen, egal welches Leben hineinlegt wird.

Fallen und aufstehen, immer wieder und erst wenn die Knie schorfig sind, erreicht einen langsam die Demut, die man im Leben benötigt, um angemessen zu erleben. Der Zeitpunkt, wann das sein wird, ist so unterschiedlich wie das Leben selbst. Die einen erreichen ihn schnell, während andere eine ganze Lebensspanne von ihrer Eitelkeit geblendet bleiben. Schaue in die Natur und suche nach Denkmählern, es lassen sich keine finden, die wir nicht selbst errichtet haben.

Anfänglich ist die Zeit noch ein Freund, aber wenn langsam das Staunen vergeht, fragt man sich höchstwahrscheinlich, warum einem so viel davon gegeben wurde.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Gari Helwer am 20.06.2024:
Kommentar gern gelesen.
Demut - ein Wort, mit dem wir alle uns ein wenig mehr beschäftigen könnten, nicht wahr? LG




geschrieben von Bad Letters am 22.06.2024:

Hallo Gari Helwer,
Demut ist wohl etwas, woran man sich ein Leben lang übt und zu oft versagt.
Danke!

MfG
Bad Letters


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