Veröffentlicht: 11.06.2024. Rubrik: Unsortiert
Die Natur der Worte
Simpel gesehen ist ein Wort nur ein Konstrukt aus Buchstaben, die man in unzähligen Variationen zusammensetzen kann. Es gibt festgelegte Kombinationen, die für uns sinnergebend sind und es gibt freie Kreationen, die erst gedeutet werden müssen.
Um sie für uns einfacher nutzbar zu machen, haben wir ihnen Regeln beigemessen. Über die Sinnhaftigkeit dieser Regeln könnte man allerdings diskutieren. Groß und Kleinschreibung als Beispiel. Für mich ein Drama in unzähligen Akten.
Setze mehrere Buchstaben allgemein zusammen und du erhältst ein Teilwort in Form einer Silbe oder auch schon ein ganzes Wort. Ab jetzt wird es spannend! Denn bereits ein einzelnes Wort kann eine starke oder schwache emotionale Wirkung auf uns ausüben.
Als einfaches Beispiel: Liebe
Bist du gerade verliebt, werden jetzt Glückshormone durch deinen Körper gespült und du glaubst, dass ein Düsenjet in deinem Bauch zum Abflug startet. Bist du gerade geschasst worden, musst du eventuell schon zum Klo rennen, um dich zu übergeben. Nur ein einziges Wort und zwei völlig konträre Wirkungen. Und zwischen diesen extremen Gefühlsausbrüchen sind alle Kolorierungen möglich.
Nehmen wir nur ein zweites Wort hinzu: Ich liebe
Und in deinem Kopf wird vielleicht ein Chaos ausbrechen! Denn dieses zweite Wort in Verbindung mit dem ersten Eröffnen deinem Geist ein Universum an Möglichkeiten und das Bedürfnis oder sogar den Zwang, noch ein drittes hinten anhängen zu wollen, um die Weite der Bedeutungsebenen einzugrenzen.
Die Begründung darin ist ganz einfach! Wir Menschen mögen meistens keine chaotischen, nicht definierbaren Gefühlszustände, sondern wissen am liebsten, woran wir sind. Dein Bauchgefühl spricht Bände und du suchst nach Erlösung, die dir dein Kopf nicht liefern kann.
Als es noch keine Sprache gab, haben wir Menschen wohl intuitiv KK gehandelt. Küsschen oder Keule. Doch mit der Erfindung der Sprache wurde es kompliziert. Jedenfalls zu kompliziert für mich.
Deshalb hänge ich noch ein drittes Wort an, um mich selbst zu erlösen: Ich liebe dich
Die meisten Leser werden mit mir aufatmen, finden sie doch eine klar definierte Aussage vor, an der es anscheinend nichts zu rütteln gibt. Doch wir wären keine Menschen, wenn jetzt nicht irgendein Neunmalkluger mit der Frage um die Ecke kommt:
Was heißt oder ist denn „Liebe“ eigentlich genau?
Hier muss ich mich jetzt verabschieden, denn allein die Deutung dieses Wortes, beschäftigt seit Generationen viel schlauere Menschen als mich und selbst die versagen.
Mein Fazit könnte, die Betonung liegt auf könnte, dementsprechend so lauten: In einem einzigen Wort, findest du manchmal mehr Interpretationsmöglichkeiten wie konkrete Antworten.
Wer also glaubt, dass sein Text so verstanden wird, wie er ihn geschrieben hat, könnte einem gehörigen Irrtum unterliegen. Dementsprechend weiß ich auch nicht, was ihr aus diesem Text herauslesen werdet, ich weiß nur, was ich glaube, hineingeschrieben zu haben. Zumindest in etwa!