Veröffentlicht: 16.06.2024. Rubrik: Menschliches
Wenn Gravitation zerreißt
Einst warst du der helle Schein, der meinen Sehnerv nährte, doch inzwischen schließe ich die Jalousien, weil ich deine ausgebrannte Aura nicht mehr ertragen kann. Mein Seelengeist sucht Schutz in der Dunkelheit, während er krampfhaft versucht, die Dezibel zu ignorieren, die deine bis zum Zerreißen angespannten Stimmbänder gegen meinen Hammer und Amboss schleudern.
Dabei warst du einst der Anker, der mich im Strudel des Lebens auf Kurs hielt. Die Sonne, in deren Umlaufbahn ich meine Visionen gebären und zur Reife tragen konnte. Was ist nur geschehen, dass bereits die Anwesenheit meiner puren Masse dich zum Beben bringt?
Ich suche in den unendlichen Weiten meines Zerebrums nach Antworten, doch finde nur Nebel, der das verhüllt, was einst den Kern unserer Schmelze darstellte. Als sich damals unsere Atomverbunde näherten, wurde etwas freigesetzt, das sich gegen alle Widrigkeiten stemmte und ein Band flocht. Ein Band, das sich nur selbst zerstören kann, wie das Auseinanderfallen unserer Zärtlichkeiten beweist.
Ich legte einst mein Leben in deine Hände, du nahmst es und trugst es in dein Herz. Doch jetzt würgst du mich heraus, als wenn ich wie ein Krebs in deinen Eingeweiden wüten würde. Deine Zellreinigung schmerzt mich bis in den entlegensten Winkel meines Bewusstseins und mir wird klar, dass unsere Lebensschollen nicht auseinanderdriften, sondern längst zerbröselt am Boden liegen. Es fehlt nur noch Besen und Kehrblech, um UNS zu entsorgen.