Veröffentlicht: 09.05.2024. Rubrik: Unsortiert
Bach
Bach 8.5.2024
„Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün. Und laß uns an dem Bache die kleinen Veilchen blühn“… Dieses romantische Frühlingslied verzaubert mich immer wieder und läßt eine fast nostalgische Sehnsucht immer wieder entstehen. Der Autor namens Overbeck ist mir nicht
bekannt, jedoch der Komponist der Melodie: W. A. Mozart, ein Klassiker genau wie J. S. Bach (einer der drei großen B-Musiker mit Beethoven und Brahms) und viele seiner Söhne.
Dieser Bach löst ebenso Verzauberung aus mit seinen vielfältigen Werken. Eines seiner Orgelkonzerte hatte mich vor längerer Zeit erzittern, erschauern lassen, mich völlig ungeschützt im Innersten erschüttert. Ein Wanderfreund wollte mich trösten, das wollte ich aber nicht.
Ich erlebte eine tränenreiche Auflösung jeglicher Schutzreaktionen und kam offenbar meinem Innersten näher als jemals zuvor. Das war sozusagen eine Sternstunde, eine Art Katharsis, die selbst in der Verzweiflung eine Wohltat, eine Reinigung, eine Ergebung darzustellen schien. Mir fehlen die Worte, aber im äußersten Aufgelöstsein fand ich eine gewisse Integrität zu mir selbst und ein Gefühl von innerem Frieden. Es sagt nicht alles aus, da muß ich wohl noch nach Worten suchen. Es entfernt sich auch vom Begriff Bach.
Ein fast heiteres Lied von Schubert – „die Forelle“ beschreibt dieselbe „in einem Bächlein helle“ - schnell und wendig sich dem Angler entziehend, letztlich aber betrogen und gefangen.
Und auch hier also in einem Bächlein. Ich stelle mir einen Gebirgsbach vor, mit Kaskaden reinsten Gletscherwassers, sauber, schillernd über dicke Felsbrocken gluckernd, hin und wieder ein Stichling oder richtiger Fisch – vielleicht Forelle -.
Ich genieße diese Vorstellung: ganz oben aus der Gletscherregion entsteht durch Auftauen ein Rinnsal. Es kann aber auch eine Quelle geben, deren Ursprung uns unbekannt bleibt. Aber auch diese folgt dann dem gleichen Prinzip: das Wasser entspringt, springt aus der Erde, folgt den physikalischen Gesetzen und sucht sich einen Weg durchs Gelände. Nicht das Wasser, das tätig wurde, sondern die Umgebung weist ihm den Weg – immer bergab – auch schon mal durch eine Schlucht. „Steter Tropfen höhlt den Stein“ schafft das Wasser mit seiner passiven Kraft Canyons mit enormen Höhen – unglaublich.
Unglaublich so ein Bach! Das leise Plätschern in den Wiesen meiner Kindheit, obwohl die meisten Wiesen eher durch Gräben geprägt waren. Aber auch hier war der Untergrund auffallend: weißer Heidesand mit kleinen Kieselsteinen. Und das in einem Moorgebiet – „Moorlage“ hieß unsere Straße. Das sauber wirkende Wasser war klar, durchsichtig und war magisch. Genauso verzauberte uns Kinder aber auch der leckere Sauerampfer im Mund, in den kleinen Händen Frösche und Grashüpfer, inmitten von Wiesenblumen.
Nicht die Wahrhaftigkeit, sondern was das Tatsächliche in uns auslöst, ist das entscheidende.
Und das erlebe ich immer wieder auch bei einem der großen „B“ unserer Musikwelt - „Bach“.
Es gibt eine Arie „erbarme dich“ aus einem der Passionsoratorien, die mich in tiefer Not durch tiefe Hingabe zu retten vermag. Ich ergebe mich also gern!