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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von *olli*.
Veröffentlicht: 19.01.2024. Rubrik: Unsortiert


Als ich ein sehr kleines Mädchen war

Hatte ich zunächst den Wunsch, nur rote Kleidung zu tragen und einen Mann zu heiraten, der Peter heißen sollte. Woher diese Wünsche stammten, ist mir nicht geläufig.
Wir waren ja froh, überhaupt Kleidung zu haben.

Wir wohnten in einer Notunterkunft nahe am Wald mit vielen verschiedenen Mütter-Familien. Unsere Wohnung war uns besetzt worden, als wir dem Feuerhagel mittels Evakuierung entflohen sind. Jedenfalls erinnere ich mich an einen Zug, der einen Kinderwagen auf dem Dach hatte. Das war aber nicht unserer. Meine Schwester war wohl noch sehr klein, aber an einen Kinderwagen habe ich keinerlei Erinnerung.

Als kleines zartes Mädchen (oh ja, wäre ich das doch noch!) wurde mir immer angeraten, ich müsse unbedingt Ballett tanzen. Ob ich gelenkig war, weiß ich gar nicht.

Der Wunsch nach einem namens Peter und roter Kleidung ist eine sehr festgezurrte Erinnerung. Was hat sie zu bedeuten?
Rote Kleidung steht für Sozialistische Vereinigung. Natürlich habe ich im Laufe meines Lebens der DKP nahegestanden. Und die roten Fahnen sind eben rot.
Zwei Peter habe ich näher gekannt, Es gab einen guten und einen bösen.
Aber beide sind schon gestorben. Den guten Peter hatte ich kennengelernt, als ich infolge von Verfolgung durch den bösen Peter mit der (roten!!) DKP-Nachbarschaft unterwegs war.
Diese Zusammenhänge sind mir gerade eingefallen.
Das Böse bedingt dann das Gute? Obwohl der liebe Peter auch seine Macken hatte, aber er war der, den ich platonisch bis über den Tod hinaus geliebt habe, geliebt im Sinne von schätzen, er war einer der von mir geschätztesten Leute in meinem Leben.

Während meine einzige richtige Liebe den Beinamen „der Unwürdige“ bekam. Unwürdig meiner Liebe und Aufrichtigkeit wegen Unzuverlässigkeit und seelischer Grobheit. (sprachen wir über Liebe, sprach er von Spaß). Hier bedingte das größte aller Gefühle eine enorme Kraft, sich daraus zu lösen, um meine eigene Würde zu verteidigen. Ich erlebte aber auch – wovor ich wohl immer davongelaufen war – die Abhängigkeit durch die Liebe. Aber voller Stolz ist es mir gelungen, mich daraus zu befreien. Auch dieser , kein Peter übrigens, lebt nicht mehr.

Jetzt bin ich eine alte Frau mit einem immer noch jungen Herzen, voller unerfüllter Sehnsüchte, ohne Kinder. Kinder würden immerhin ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein mit sich bringen, weil sie zur Produktion von Gedanken und Worten zwingen.

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