Veröffentlicht: 16.01.2024. Rubrik: Unsortiert
recke duen+lebreab
Sie begegnen sich wieder! Als Kind sah sie ihn auf dem hohen Sockel – einen Mann, dem alle Bewunderung galt. Aber er war es nur sinnbildlich. Natürlich. Aber der große Eindruck war ja schon längst verankert im Bauch, im Gefühl des kleinen Mädchens und auch noch als das kleine Mädchen nur noch einen Teil des Menschen darstellt.
Nun, sie ging zufuß zum FLAKS, wo Schreibwerkstatt und andere Veranstaltungen und Kurse stattfanden. Sie sieht das große Areal HOLSTENBRAUEREI, das als Baugebiet für viele Wohnungen dienen soll. Erstmal wird also die Brauerei abgerissen, dickes altes Gemäuer, etwa 100 Jahre alt.
Es tut schon weh, Abrissen, besonders auch diesem, zu begegnen.
Es ist ja Teil der Zeit, als man die Industriebauten – nicht nur aus rotem Klinker – sondern auch künstlerisch gestaltet hatte. In Hamburg ist das Tradition und Werk berühmter Architekten.
Sie schaut also von der anderen Straßenseite und versucht, etwas „Besonderes“ zu entdecken.
Und sie entdeckt ein kleines Türmchen, das im Gewirr des Zerstörten noch steht. Und auch nach vielen anderen Passagen sieht sie immer noch das Türmchen. Und das Türmchen ist gekrönt von einem Reitersmann auf dem Pferd, sein Stecken ist zugleich die Befestigung auf der Basis.
Und er bewegt sich im Wind, ist also eine Art Wetterhahn. Aber sie, das nun große Mädchen, liebt ihn und ist jedesmal wieder erfreut, ihn noch zu sehen. Er ist grün, also wohl aus Kupfer und korrodiert. So grün war damals – viele Jahrzehnte her – der Soldat auf dem hohen Sockel, das Kriegerdenkmal.
Jetzt denkt sie nicht an einen Vater dort oben, jetzt tauft sie ihn „recke duen“.
Ein Recke. Ein tapferer Reitersmann und Ritter. Stark, der sich aber vom Wind drehen läßt.
Welche Metapher kann man davon ableiten?
Und unten geht und schaut jedesmal wieder ehrfürchtig le bräb.
Die Welt ist so eigenartig, manchmal muß man nur andersrum lesen!
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