Veröffentlicht: 16.01.2024. Rubrik: Unsortiert
Schatten
7.4.15
Das unglückliche Kind und der ideale Vater - oder - Schatten
Das Kind wurde 1942 in HH geboren, bekam 1944 eine Schwester und lebte bis 1951 mit der Mutter in sehr begrenzten, ärmlichen Verhältnissen. Der Vater war nie Thema. Die Tatsache, daß er nicht anwesend war, war einfach Normalität – und viele Kinder hatten auch keine Väter.
Sie alle wollten einen männlichen Schutz, stritten sich, wessen Vater das Kriegerdenkmal war: ein metallischer Soldat auf einem hohen Sockel (!)
Das Kind wurde nicht glücklich, wurde für viel zu vieles mitverantwortlich gemacht, besonders auch als die Mutter erneut heiratete und die 3., jüngste, Schwester sehr bald geboren wurde.
Die unglückliche Mutter hat ihre Wut und ihren Kummer an dem Kind ausgelassen. Das Kind war hilflos ausgeliefert. Das Kind wollte immer weg, träumte von dem leiblichen Vater. Träumt, selbst wenn er keine Arme und Beine hätte, solle er der liebste Vater sein.
Der Unerreichbare war geboren worden Und blieb ein Leben lang ein zerstörerisches Motiv.
Das Kind hat den Vater nicht wiedergesehen, konnte sich auch nicht an ihn erinnern.
Im Laufe des Lebens jedoch ergaben sich Hinweise auf die ersten 1,5 Jahre und Kontakt mit dem Vater. „Grüß Gott“ das liebte das Kind so sehr – das muß er als Nürnberger sicher gesagt haben, wenn er auf Urlaub aus dem Krieg kam und sich mit dem Kind beschäftigt hat.
Ein Therapeut hatte dem Kind im Erwachsenenalter mal erklärt, selbst wenn es keine bewußte Erinnerung habe, hätte es eine eigene Art derselben.
Das hat das Kind dann einmal erlebt, als es an der Elbe saß, meditierte und traurig war: plötzlich erschien ein großer Schatten neben ihm und es stammelte tränenvoll „Papa“
Das war sicher der schwarze Mann vieler Empfindungen, der einfach nur als Schatten – weder Bedrohung noch Freude – bis dahin das Kind begleitet hatte.
Eine mögliche Wiederbegegnung jedoch hätte vielleicht mehr Schaden anrichtet als Stütze bereitet. Was weiß das Kind schon, wer jener Mann wirklich war? Welchen geistigen Stand hat er gehabt? War er so egoistisch wie der Stiefvater und so egozentrisch, jähzornig und hilflos wie die Mutter?
Wäre es besser gewesen, den Traum des idealen Vaters zu zerstören,, indem vielleicht ein böser Vater aufgetaucht wäre? Wäre es besser, den Traum vom Geliebtsein vielleicht zerstört zu sehen. Wäre es besser, ohne diesen Idealmann im Kopf durchs Leben zu gehen – dadurch vielleicht sogar bessere, realere Chancen des Blicks auf das Leben zu haben?