Veröffentlicht: 03.11.2023. Rubrik: Nachdenkliches
Ruheforst
Ein ruhiger Nachmittag im Spätherbst. Die Sonne scheint durch die Baumkronen. Sanfter Wind spielt mit dem Laub. Herbstlich gefärbt. Ich genieße die friedliche Stimmung. Löse mich vom Alltagsstress. Brauche Abstand. Für kurze Zeit. Das Ende des Waldwegs geht in einen Ruheforst über. Dort eine Begegnung. Unerwartet. Ich sehe eine Frau am Gedenkplatz. Die Haltung verrät Trauer. Schmerz. Ich gehe auf sie zu. Spontan. Verhalten. Mit dem Wunsch, ihr die Einsamkeit nehmen zu wollen. Ihr beizustehen. Als Fremder. Falls sie es mag. Ich stelle mich vor. Zurückhaltend. Höflich. Und beginne ein Gespräch.
Sie zögert. Dann beginnt sie zu erzählen. Von ihrem Mann. Kürzlich verstorben. Von ihrem Schmerz. Von tiefer Verbundenheit. Gemeinsame Erinnerungen. Von geplatzten Träumen. Hier im Ruheforst lebt sie es aus. Trauer und Verlust. Ich höre zu. Unterbreche sie nicht. Spüre ihren Kummer. Nun der Versuch, Trost zu spenden. Zunächst zögerlich. Ich erzähle von meinen Erfahrungen. Von eigenen Verlusten im Leben. Liegen länger zurück. Die Eindrücke sind stark. Immer noch. Wir teilen unsere Geschichten. Empfindungen. Finden Gemeinsamkeiten. Vertrautheit entsteht.
Wir begegnen uns später wieder. Im Ruheforst. Zufällig zunächst. Später regelmäßig. Tauschen uns aus. Wir können uns gegenseitig zuhören. Teilen uns mit. Über Gefühle. Auch jenseits von Trauer. Eine unerwartete Freundschaft entsteht. Aus einem zufälligen Treffen. Der Ruheforst bleibt ein besonderer Ort. Für uns beide. Er hat einen Teil unseres Lebens verändert. In einem wichtigen Bereich. Ein einfacher Spaziergang. Ein unerwartetes Treffen. Als Ursprung. Führte zu Trost und Freundschaft. Milderte das Gefühl von Trauer. Wir erinnern uns. Gemeinsam. An den Beginn. An intensives Reden. Über Menschen, die zuhören. Die bereit sind beizustehen. Man muss zugänglich sein. Bereit sein aufeinander zuzugehen. Sich ihnen anzuvertrauen.