Veröffentlicht: 18.09.2023. Rubrik: Unsortiert
Drei Fabeln
Hase und Igel
„Ich verstehe das nicht“, keuchte ein Hase, der gerade mit knapper Not einem Wolfsrudel entkommen war, „du bist kleiner als ich, kannst schlechter laufen, läufst kackfrech über die blanke Heide, und keinen kümmert´s. Und ich, kaum verlasse ich meine Sasse, hab schon die Wölfe am Hals.“
„Was gibt es da nicht zu verstehen“, erwiderte der Igel und verzehrte seelenruhig einen Regenwurm, „ich bin schließlich schwer bewaffnet.“
Wolf und Ziegenbock
Ein Wolf hatte schwer in einem Ziegenstall gewütet. Mehrere Ziegen lagen blutend auf dem Boden. Ein alter Bock, der das Massaker aus irgend einem Grund überlebt hatte, stellte den Wolf zur Rede. „Du Mörder, du Monster, du Untier!“, schrie er, „warum tötest du ohne Not? Denn dass du nicht hungrig bist, sehe ich an deinem Wanst!“
„Weil ich keine Leute mag, die ständig herummeckern“, brummte der Wolf und stürzte sich auf ihn.
Fuchs und Rabe
„Was ist denn mit dir passiert, du hinkst ja“, lachte ein Rabe von seiner Warte herab.
„Der Bauer hat mich mit einem seiner Hühner im Maul erwischt und verprügelt“, jammerte der Fuchs, „dabei hatte ich doch nur Hunger.“
„Onk! Das hättest du ihm sagen sollen“, rief der Rabe, „ich bin sicher, er hätte dich verstanden.“
Es knallte, und der Rabe fiel tot vom Baum.