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geschrieben von Sun-Go.
Veröffentlicht: 18.08.2023. Rubrik: Fantastisches


Eine Konversation zwischen Leben und Tod.

Gewidmet an Laura, trotz der Schwierigkeiten im Leben, war Dein Lächeln eines der schönsten, die ich sehen durfte.
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Der sterile Geruch des Krankenhauszimmers hing schwer in der Luft, als die späte Nachmittagssonne gedämpft durch die Vorhänge schimmerte. Der Klang leiser Atemzüge und das leise Piepen der medizinischen Geräte füllten den Raum. Inmitten all dem, auf dem Krankenhausbett, lag eine Frau namens Laura, ihre Haut von Krankheit gezeichnet, aber ihre Augen strahlten mit einem unerklärlichen Frieden.
Außerhalb des Zimmers, an der Fensterscheibe stehend, stand eine Gestalt, in schwarzer Robe gekleidet. Die Gestalt machte sich auf, das Zimmer zu betreten, als sie von einer fröhlichen Stimme aufgehalten wurde: "Ach, Du bist auch hier, alter Schnitter?" Die Stimme entsprang aus dem Munde einer farbenfrohen weiblichen Gestalt. Sie trug ein Gewand welches ein schöneres Licht verstrahlte, als die Nachmittagssonne, welche in Gold und Orange zeitgleich mit ihrem Auftreten den Gang flutete.
Die Person in der schwarzen Robe wandte sich ihr zu: "Leben... schön Dich zu sehen. Und ich habe beim letzten Mal erwähnt, dass Du mich nicht so nennen sollst." Das Leben rieb sich schuldbewusst liebenswürdig den Hinterkopf: "Haha, ja ich weiß. Aber es passt nun mal zu Dir, vor allem wenn Du immer dieses riesige Ding mit dir schleppst!" Der Tod schaute nachdenklich auf die Sense in seiner Hand, welche er wie einen Wanderstab benutzte: "Ich schätze, das stimmt. Hm?" er schaute in den Raum hinein, in dem Laura lag: "Entschuldige mich bitte. Ich muss da kurz hin." Das Leben schaute zu, wie Ihr alter Freund in den Raum ging, und Lauras Hand sanft in seine legte. Laura nahm einen tiefen Atemzug, so als könne Sie die Luft der gesamten Welt in sich hineinziehen und atmete langsam wieder aus. Für den Bruchteil einer Sekunde sah man, wie ihre Seele den Körper verließ und den Tod umarmte. Danach war sie nicht mehr zu sehen. Der Tod kam raus und seufzte. Es klang so, als hätte er zwar eine tiefe Last von seinen Schultern abgenommen bekommen, jedoch schien er nicht glücklich darüber zu sein.
"...was hat Sie dir erzählt?", fragte das Leben, tief in die leeren Augenhöhlen des Skeletts vor ihr schauend. "Alles. Ihre schönsten Momente, ihre traurigsten Momente. Ihren Anfang und Ihr Ende. Schade, dass Sie nur so wenig Zeit hatte."
Das Leben schaute weiter ihn an: "Sag mal, ich erinnere mich an eine Zeit, als die Menschen sich vor Dir fürchteten. Sie liefen vor Dir weg, baten um noch ein bisschen mehr Zeit und wollten mit Dir verhandeln. . . Du selbst warst auch einmal anders. Was hat sich geändert?"
Der Tod legte seinen Kopf nachdenklich zur Seite: "Deine Frage ist berechtigt. Ich war einst ein bloßer Übergang, ein neutrales Element zwischen den Welten. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass der Abschied mehr ist als nur das Ende. Die Sterblichen brachten Liebe, Sehnsucht und Hoffnung mit sich, und ich fand Trost darin, ihre Last zu erleichtern."
Spielerisch und mit verwundertem Blick tippe sich das Leben mit ihrem Zeigefinger auf die Unterlippe: "Trost? Das klingt nicht nach der Aufgabe, die man mit dir in Verbindung bringt."
"Die Jahre haben mich gelehrt, dass das Ende nicht das einzige ist, was zählt.", der Tod schaute auf die leere Hülle, welche auf dem Krankenbett lag: "Ich erkannte, dass ich nicht nur das Symbol des Todes sein musste, sondern auch der Begleiter in den einsamsten Momenten des Abschieds. Ich wollte den Sterblichen zeigen, dass der Übergang nicht das Ende der Liebe ist."
Mit strahlenden Augen, welche so funkelten, als sei in Ihnen ein gesamtes Universum, folgte das Leben seinem Blick: "Und wie kam es dazu?"
Obwohl es sich um ein Mimik loses Skelett handelte, hatte man das Gefühl, er würde voller Nostalgie in den Himmel schauen als er sagte: " Es begann mit den Geschichten, die die Sterblichen erzählten. Ich sah ihre Freuden und ihre Tränen, ihre Siege und ihre Niederlagen. Ich begriff, dass das Leben nicht nur Licht, sondern auch Schatten bringt. Und während ich die Seelen begleitete, fand ich einen Platz in ihren Herzen, wo die Dunkelheit aufhörte und die Menschlichkeit begann."
Nachdenklich legte das Leben einen Finger auf die Wange: "Menschlichkeit, was? Klingt eher nach etwas, womit ich zu tun habe."
Mit einem sanften Ton, wie ein alter Mann, welcher etwas lustiges von seinem Enkelkind gehört hat, fing der Tod an zu kichern: "Hahahaha... das stimmt wohl. Aber ich finde, die Menschlichkeit liegt darin, die Verbundenheit zu erkennen, die selbst im Abschied besteht. Ich bin nicht nur der Begleiter, der das Ende bringt, sondern auch das Licht zeigt, jenseits der Dunkelheit."
Mit einem Moment der Erkenntnis haute sich das Leben mit der Faust auf die flache Hand: "Ich verstehe! Du bist nicht nur der Schlussstrich einer Geschichte, sondern auch ein Tröster im Abschied geworden. Wow, Du bist wirklich mehr als das, was man sieht."
"Und du, Leben, bist mehr als nur der Anfang.", sagte der Tod sanft zurück: "Wir mögen wie entgegengesetzte Pole sein, aber im Augen des Sterblichen sind wir eng miteinander verwoben. Ein Kreislauf der Existenz, in der sich der Mensch wiedergefunden hat. Wir beiden, sind zwei Seiten der selben Medaille, die das Mosaik des Leben und des Todes vervollständigt."
Die Augen des Lebens füllten sich mit Tränen, welche wie Sternenstaub glitzerten und mit einem herzensguten Lächeln sagte sie: "Das hast Du wirklich schön gesagt. Huch? Du meine Güte, ich muss los, gleich gibt es etwas ganz tolles, Zwillinge! Ist das nicht aufregend?!", aufgewühlt hüpfte sie auf und ab, während der Tod ihr voller Freude -nun ja, nehmen wir mal an es war Freude- zuschaute.
"Na dann Tod, beim nächsten Mal, erzähl mir mal von Deinen Lieblingsgeschichten, ja? Machs guuuut!", rief das Leben, als es den Gang entlanghuschte, auf dem Weg zum Kreißsaal."
Der Tod zog sich seine Roben Kapuze tiefer ins Gesicht und kicherte: "Das ist schwierig. Sie alle sind meine Favoriten..."

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