Veröffentlicht: 05.02.2023. Rubrik: Kinder und Jugend
Die Schüssel meiner Kindheit
Da stand sie also wieder, diese Schüssel und wartete auf mich. Immer, wenn es Abend wurde, war sie da. Oft geschah das an vielen Tagen hintereinander. Dann wieder gab es Zeiten, in denen sie gar nicht zu sehen war. Wenn sie jedoch dastand, wusste ich immer, was ich jetzt zu tun hatte.
Bis es soweit war hatte ich jedoch immer andere Dinge im Kopf gehabt. Aufgestanden war ich jeweils mit einer großen Freude: Es sind Schulferien. Der Tag wird heiß. Du kannst den ganzen Tag im Garten spielen. Dabei brauchst du keine lange Hose, keine Strümpfe, keine Schuhe; ja, manchmal sogar nicht einmal ein T- Shirt. Denn manchmal lässt sich auch nur in der Badehose herrlich im Garten spielen.
Das Synonym zu "herrlich im Garten spielen" ist für mich "barfuß laufen". Ach, wie liebte ich es, morgens durch das Treppenhaus zu sausen und dann den Gartenweg entlangzurennen. "Pitsch- pisch- pitsch- pisch!" machten dabei meine Füße auf dem Pflaster. Dann kam der kurzgeschnittene Rasen, der sich wie ein herrlich weicher Teppich anfühlte. Schön war auch der Sand des Sandkastens, der bei jeder Bewegung so herrlich durch die Zehen rann. Ja, ich kletterte sogar barfuß auf Bäume. Meinen abgehärteten Füßen machte das nichts aus.
Zu diesen Erinnerungen aus meiner Kindheit gehört aber auch die Schüssel meiner Kindheit. Denn nach einem Tag, den ich barfuß draußen verbracht hatte, durfte ich nicht gleich uns Haus. Ich musste mir vielmehr vorher hier meine Füße waschen. Ich machte das jedoch nicht ungern; im Gegenteil. Die vom Toben erhitzten Füße wurden auf diese Art wunderbar erfrischt. Und es faszinierte mich auch jedes Mal, wie schwarzbraun das Wasser wurde, wenn sich von meinen Füßen Gras, Ackererde und Sandreste lösten.
Mit dieser Wasserschüssel verbinde ich viele schöne Kindheitserlebnisse. Ich laufe jedoch auch heute noch sehr gerne barfuß und wasche mir dann danach die Füße; heute jedoch hauptsächlich mit Gießkanne oder Gartenschlauch.
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