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6xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Christelle (Christelle).
Veröffentlicht: 10.04.2022. Rubrik: Menschliches


Verwandtentreffen zu Ostern

Traditionen sind ihnen nicht wichtig,
zum Teufel mit der Osterpost!
Das Osterlamm erfreut sie richtig
als Omas Braten auf dem Gitterrost.

Denn ist das Osterfest in Sicht,
sind Verwandte nicht mehr fern.
Sie kommen von überall, man glaubt es nicht,
denn sie essen Omas Braten gern.

Sie sagen es nicht, sondern erklären,
dass sie sich freuen, Oma zu sehen
und was sie wohl ohne die anderen wären?
Nur wer Verwandte mag, kann das verstehen.

Doch manche sind sich gar nicht grün,
auch wenn sie lächelnd sich umarmen,
weil sie verwandt sind, tun sie sich bemüh’n.
Doch ihre Kritik an den andern ist ohne Erbarmen.

„Bestimmt klappt’s in der Schule nicht“,
vermutet Franz und meint die Nichten,
doch die können mit fröhlichem Gesicht
von sehr guten Zensuren berichten.

Der Onkel Franz kann das nicht glauben,
die Eltern sind doch auch nicht klug.
Was die beiden sich erlauben
ist nichts weiter als Betrug.

Onkel Franz ist Handelsvertreter
und verdient damit viel Geld.
Ein Haus, das wird er bauen später,
und seine Frau, die guckt gequält.

„Euer Vater ist nur Schlosser,“
hält er dann den Nichten vor,
„Euer Leben würde besser,
hätt er keine Angst davor,

seine Arbeit aufzugeben
und es so wie ich zu machen.
Der Selbstständigkeit galt stets mein Streben,
jetzt hab ich Geld und kann gut lachen.“

Zu diesem Spruch passt nicht die Miene,
die ist eher säuerlich,
vielleicht weil niemand - außer Trine -
Neid verspürt, das ist bedauerlich!

Die Figur von Marianne
macht einem Model alle Ehre,
sie ist schlank wie eine Tanne.
Alles gut, wenn Onkel Franz nicht wäre.

Er lästert: „Was macht der Hut dort auf der Stange?“
Keiner weiß, was das jetzt soll.
„Ist das nicht die Marianne?“
Franz findet seinen Scherz ganz toll.

Denn so humorvoll ist sonst keiner,
davon ist er überzeugt.
Im Krieg war alles viel gemeiner.
Und trotzdem ist er ungebeugt.

Sie sind beim Nachtisch angekommen,
die Kinder lieben Wackelpeter,
den Großen bleibt es unbenommen,
Likörchen zu genießen - aber später!

Unsere Oma ist am Ende,
sie hat den ganzen Tag malocht.
Die Enkel waschen ab behände,
weil Oma auf ein Päuschen pocht!

So geht der schöne Ostertag dahin,
sie kommen wieder im nächsten Jahr.
Neue Themen sind zwar nicht drin,
doch Omas Braten schmeckt wunderbar!

Sie sagen es nicht, sondern erklären
dass sie sich freuen, Oma zu sehen
und was sie wohl ohne die anderen wären?
Nur wer Verwandte mag, kann das verstehen.

counter6xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Ohnelly am 10.04.2022:
Kommentar gern gelesen.
Toll! Wirkt so vertraut als wäre man mittendrin :-) Super finde ich den Sprung zwischen "hätt er keine Angst davor" und "seine Arbeit aufzugeben" in den nächsten Absatz. Finde ich Spannend!




geschrieben von Christelle am 11.04.2022:

Herzlichen Dank, liebe Ohnelly, dein Kommentar freut mich sehr, zumal ich gezögert habe, diesen Text zu veröffentlichen. Er ist in einem Schreibkurs entstanden. Unser Vorbild war das Gedicht „Verwandtschaft“ von Mascha Kaleko. Der Untertitel „Verse für kein Familienalbum“ passt sehr gut zu Maschas Gedicht. Ich finde ihr Gedicht einfach klasse, doch dieser Untertitel passt auch zu meinem Gedicht. Es ist fiktiv, aber mit einigen Wahrheiten aus meiner Kinderzeit.




geschrieben von .Eichhörnchen. am 29.11.2022:
Kommentar gern gelesen.
Es ist ein schönes Gedicht. Es hat sich bei mir auch angefühlt, als ob ich mitten drin wäre.

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