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geschrieben 2023 von Jens Richter (Jens Richter).
Veröffentlicht: 02.09.2023. Rubrik: Abenteuerliches


Old Firegun - Der Maiaufstand 1849 (Western)

1.Kapitel
Dresdner Maiaufstand 1849

Müde geworden vom Reisen in aller Welt und dem Schreiben für Familienzeitungen, um der Leserschaft, die Welt ins Wohnzimmer zu bringen, denke ich die Tage oft an jene Jahre in Nordamerika zurück.
Ich traf in Kansas City auf Mister Firegun, der genau wie ich aus Deutschen Landen kam und sein Glück und seine Liebe in Amerika fand.
Mit Henry Firegun verband mich nicht nur mein journalistisches Interesse an seiner Arbeit als Marshal, sondern auch eine tiefe Freundschaft zu ihm.
Eine Zeitlang war er mein Boss, als ich als Hilfssheriff in seinem Office tätig war.
Dabei begleitete ich ihn auf einer Vielzahl seiner Einsätze für Recht und Ordnung in der Stadt.
Wir konnten uns dabei jederzeit auf den Anderen verlassen.
Doch dann hatte ich mich auf die Magie der Feder eingelassen und diese Arbeit füllte mich voll und ganz aus.
Ich kam als junger Mann nach Kansas City und verließ die Stadt, kurz nachdem Henry Firegun seinen Posten als Marshal an den Nagel gehangen hatte, um mit seiner Frau Emelie nach Amerikanisch-Wahnsdorf zu ziehen, einer Deutschen Gemeinde, die er einst mit aufgebaut hatte.
Ich zögerte danach nicht mehr lange, packte mein Ränzlein und zog ohne festes Ziel durch die Welt.
Auf diesen Reisen füllte ich tausende Seiten mit Erlebnissen und trotzdem wollte ich nur über diejenigen Abenteuer ein kleines Heft veröffentlichen, die ich mit Henry Firegun selbst erlebt oder die ich über ihn gehört hatte.
Was würde ich heute darum geben, diesen wunderbaren Menschen noch einmal wiederzusehen.
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Henry redete bekanntlich nicht viel über sich.
Nur manchmal, in entspannter Whisky-Runde gab er kleine Erinnerungen aus seiner Vergangenheit preis.
Alles begann im Jahre 1849 in Dresden.
Henry fragte sich immer wieder, was ihn geritten hatte, dass er sich der Mai-Revolution angeschlossen hatte und mit diesem zusammengewürfelten Haufen aller Couleur gegen diese Übermacht sächsisch-preußischer Truppenverbände auf den Barrikaden in der Wilsdruffer Gasse die Stellung hielt.
Er, der bis dato ein auskömmliches Leben als Forstbeamter führte.
Die Revolutionäre um Bakumin, Heubner, Röckel, Semper und Wagner hatten ihn von der Notwendigkeit des Widerstandes überzeugt.
Mit jeder Salve, die die Truppen abfeuerten, brachen wieder Bürger tot oder bestenfalls nur verwundet zusammen.
Dazu kam, dass den Verteidigern der Barrikaden die Munition ausgegangen war und sie sich diese bei den toten Kameraden zusammenklauben mussten.
Es war von Anfang an eine idealistische Schnapsidee gewesen, den König herauszufordern.
Aber es ging um die verfassungsgemäßen Rechte der Bürger und diese durfte man nicht widerstandslos aufgeben.
Der König hätte sonst die streng konservative Regentschaft seiner Vorgänger durchgesetzt.
Die Truppen luden erneut ihre Gewehre.
Henry raunte seinem Nachbarn zu, "Wir sollten jetzt den Rückzug in die Stadt antreten. Noch leben wir!"
"Das ist ebenso zwecklos", antwortete sein Nachbar, "die Preußen haben die äußeren Stadtteile unter Kontrolle, da kommen wir nie heil davon."
"Ich hab noch genau einen Schuss im Lauf, danach müsste ich mich ergeben."
Sein Nachbar erhob sich und rief, "Es lebe die Revolution!"
Schüsse knatterten auf beiden Seiten.
Sein Nachbar fiel getroffen vornüber und blieb regungslos liegen.
Henry wagte einen Rundumblick.
Von den geschätzten 100 Bürgern, die die Barrikaden verteidigten, lebten vielleicht noch ein Viertel und schon blies wieder das Horn der Truppen.
Die Soldaten setzten zur Attacke an.
Jetzt war der vermutlich letzte Moment für einen Rückzug gekommen, wenn ihm sein Leben lieb war.
Er dachte den Gedanken nicht zu Ende, drehte sich um und rannte wie ein gehetztes Tier durch die Straßen.
Er versteckte sich in Hauseingängen, wenn er Soldaten sah und erreichte so irgendwann den westlichen Stadtrand mit seinen bewaldeten Gründen.
In einem Bach wusch er sich und setzte anschließend seine Flucht weiter fort.
Es dämmerte bereits, als er zu einem Bauerngehöft kam.
In einem Nebengebäude, in dass er sich wie ein Dieb einschlich, fand er all die Dinge, die er vorerst benötigte.
Ein Betttuch, um sein Gewehr zu verbergen und einen Tragesack, den er mit Kartoffeln auffüllte.
So wollte er sich bis nach Hamburg durchschlagen.
Bei Meißen gelangte er auf einen Lastenkahn, auf dem er für eine tägliche warme Mahlzeit als Hilfsmatrose anheuerte.
Für den Schiffsführer war es uninteressant, was Henry vorher getrieben hatte, Hauptsache er konnte fest zupacken.
Henry dagegen war froh, dass er vorerst bis zum Hamburger Hafen von der Bildfläche verschwinden konnte.
Was ihm auch gelang.
In Hamburg verdingte er sich wie bereits in Meißen praktiziert, auf einem Schoner und erreichte so Amerika.
In den Vereinigten Staaten angelangt, schloss er sich bereits nach kurzer Zeit dem Militär an und diente als Scout und Aufklärer.
Später war er in einem Fort bei Springfield stationiert, wo er, zum Lieutenant befördert, seine aktive Laufbahn beendete.
Er zog mit einigen Schwäbischen Auswanderern weiter in den Westen und gründete mit ihnen die Gemeinde Amerikanisch-Wahnsdorf, wo er einige Jahre als Gemeindevorsteher arbeitete.

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