Veröffentlicht: 11.08.2023. Rubrik: Abenteuerliches
Doktor Sternberg und die Jagd nach dem Götzen
Mexiko 1936
Mühevoll rollte sich Salud aus seiner Hängematte.
Sein Kopf dröhnte gerade so, als würde ihm jemand mit dem Holzhammer bearbeiten.
Gestern Abend war es wieder spät geworden.
Er kannte wirklich keine Kneipe auf dieser Welt, in der der Tequila besser schmeckte, als in Pedros Bar.
Aber er ahnte auch, dass irgend etwas mit seiner alten Cessna nicht stimmte.
Da waren die beiden Großkotze und...Filmriss.
Unbedingt musste er seinen Kreislauf in Gang bringen und diese Leute suchen.
Völlig verkatert tastete er sich durch seine Rumpelbude.
Tasten war vielleicht das falsche Wort.
Er stürzte über leere Flaschen und ungewaschene Klamotten.
Auf dem Tisch lag das Gesuchte, eine Schachtel Zigaretten und eine halb volle Rumflasche.
Er schüttete sich den Inhalt der Flasche hinter den Gaumen, röchelte und steckte sich eine Zigarette an.
Er glimmte mit einem Zug ein Viertel der Zigarette weg.
Farbe kehrte in sein Gesicht zurück.
Als er die Kippe aus dem Fenster schnippte, war er wieder topfit.
Salud kleidete sich an und machte sich auf den Weg zu Pedros Bar.
Er trat dort ein.
Pedro war damit beschäftigt, die frisch gespülten Gläser zu polieren.
"Hallo Pedro", krähte er von der Tür hinein.
"Hallooo, Salud", grüßte der Kneipier, "dass du noch lebst, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass dein Partner Plata noch nicht zurückgekehrt ist."
"Was meinst du damit?"
"Weil du deine Henrietta verzockt hast."
"Gott, an wen denn?"
"Das kann ich dir nicht genau sagen, Salud. So wie sich ihre Sprache angehört hatte, waren das sicher Italiener. Sie haben ein Flugzeug unten in der Flussmündung versteckt. Es müsste eine Savoia-Marchetti sein."
"Und was hat das mit meiner Maschine zu tun?"
"Ich habe nur mitbekommen, dass sie nicht von der mexikanischen Polizei entdeckt werden dürfen."
"Wer möchte das schon? Vielleicht sind sie auf einer Geheimmission? Na, die Typen kaufe ich mir jetzt. Wo finde ich sie?"
"Oben in meinem Gästezimmer."
Salud hastete die Treppe zur obersten Etage hinauf und trat die Tür zum Gästezimmer auf.
"Hallo", grollte er, "die Sache mit meinem Flugzeug betrachte ich als Scherz. Die Maschine ist meine ganze Existenz."
"Ach wissen sie, Señor Salud", sprach einer der beiden Italiener, "im Prinzip können sie ihre Maschine schon in zwei, drei Tagen zurück bekommen. Wir holen uns nur einen Götzen und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen."
"Das ist doch Kunstraub!", entrüstete sich Salud, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte, um was es wirklich ging.
Er hatte das Gefühl, dass es sich hierbei um eine Maya- oder Aztekenfigur handeln musste und die ist mexikanisches Kulturgut.
"Von wegen Raub. Was meinen Sie Dottore Zanetti?", grinste der andere Italiener. "Sie sollten wissen, dass unser Duce befugt ist, jedes Kulturgut zu beschlagnahmen, wenn es dem Triumph unseres Landes dient."
"Lassen sie es gut sein, Capitano. Senior Salud sollte wissen, dass es hier um eine hölzerne Götzenfigur geht. Huitzilopochtli ist der aztekische Gott der Sonne und des Krieges. Legenden besagen, dass die Azteken stets über ihre Feinde triumphierten, solange sie diesen Gott anbeteten."
"Irrsinn", brummte Salud.
"Nein, nein. Der Duce hat große Pläne für die Zukunft, deswegen möchte er diesen Huitzilopochtligötzen nach Rom holen."
Ein Offizier und ein Archäologiedottore, dachte Salud, hier muss ich mitspielen oder ich sehe meine Henrietta nie wieder.
Er machte sich schon die tollsten Vorwürfe.
Warum um Alles auf der Welt kam er nicht von der Zockerei los?
Plata, sein Partner, schien recht zu behalten, man konnte sich auf Salud nie verlassen.
Deshalb lenkte er ein.
"Gut, Männer. Aber eine Bedingung stelle ich euch. Ich bekomme die Papiere der Maschine zurück und ich fliege euch, wohin ihr wollt. Meine Henrietta ist etwas eigensinnig. Ihr würdet mit ihr einen Absturz riskieren."
"Bedingungen?", fragte der Capitano ungläubig. "Ich werde...."
Dottore Zanetti hielt den Capitano von einer Torheit ab.
"Capitano, glauben sie Señor Salud", mahnte Zanetti. "Er ist ein tüchtiger Pilot. Er könnte uns an die Polizei verraten, in der Zwischenzeit, wo wir uns den Götzen holen. Bedenken sie die Tatsache, dass er das nicht kann, wenn er seine Maschine selber steuert."
Der Capitano sah ein, dass es jetzt auf Kooperation hinauslief.
Um den Ausgang ihrer Aktion stand es fifty fifty.
***
Bevor sie abflogen, hinterlegte Salud eine Nachricht für Plata bei Pedro.
Nur für den Fall der Fälle.
Doch es entwickelte sich in eine andere Richtung.
Menschen wie Salud kamen meist mit einem blauen Auge aus jeder misslichen Situation.
Er ahnte nämlich nicht, dass Plata und der Schweizer Archäologe Doktor Sternberg auf dem Weg nach Tula waren.
In Tula
Sie waren reichlich zweihundertfünfzig Kilometer landeinwärts geflogen.
Salut umkreiste in geringer Höhe die einstige Aztekenstadt Tula oder genauer gesagt das, was von Tula übriggeblieben war.
Auf einem Bergsporn am Rio Tula liegt die Ruinenstadt.
Unten gibt es kleine Bauwerke und die riesige Morgensternpyramide, das legendäre Bauwerk an diesem historischen Ort.
Die Italiener waren am Ziel angelangt.
"Woher wollen sie wissen, dass sie den Götzen hier auffinden werden?", fragte Salud die Beiden.
"Ein Übel der amerikanischen Medienpolitik.", grinste Dottore Zanetti. "In Italien unterliegen viele Dinge der Geheimhaltung, nachdem sie entdeckt worden sind. Das ist ein entscheidender Vorteil. Wir Wissenschaftler haben so ausreichend Zeit, Entdeckungen zu erforschen. Unsere Fachkollegen in Amerika hingegen leiden permanent unter Zugzwang und das schadet dem Fortschritt. Nicht umsonst ist unsere Nation seit dem Machtantritt Mussolinis kulturell und wirtschaftlich stetig gewachsen."
Der Italiener hatte recht.
Plötzlich verspürte Salud große Lust, dieses Italien kennenzulernen.
Doch nach diesem Abenteuer hatte er diesen Wunsch recht schnell wieder aufgegeben.
Auf einer Ebene unmittelbar in der Nähe der Ruinenstadt landete Salud seine Cessna.
***
Bei den Ruinen gruben eine Hand voll Archäologen Mauerreste frei.
"Zanetti, wir können hier wirklich keine Zeugen gebrauchen.", sprach der Capitano zum Dottore.
Der murmelte etwas dazu.
Der Capitano holte seine Dienstpistole aus dem Holster und metzelte die Archäologen eiskalt nieder.
Die Leute hatten keine Chance.
Der Dottore tobte.
"Ist dieser Typ bescheuert?", fragte Salud.
Er hatte plötzlich einen Kloß in der Kehle stecken.
Das war Mord!
Zanetti bedeutete ihm mit dem Finger am Mund an, dass er sich ruhig verhalten sollte.
Salud begriff schnell, dass der Dottore recht hatte.
Der Capitano brauchte wirklich keine Zeugen.
Nur weil er den Beiden nützlich war, lebte er noch.
Zanetti zog eine Zeitung aus seiner Jackentasche und schlug sie auf.
Schwarzweißfotos wiesen ihm den Weg zur Spitze der Pyramide.
Mühsam kletterten sie die steilen Stufen hinauf.
Oben erwartete sie ein Plateau.
Zanetti hob mit einem Kuhfuß eine Steinplatte heraus, unter der verbarg sich ein Hohlraum.
Er entnahm dem Hohlraum einen hölzernen Götzen, ein Meisterwerk präkolumbischer Handwerkskunst.
Der Archäologe war begeistert.
"Ich möchte wirklich mal wissen, welche Mittel die Indios benutzten, um das Holz so zu imprägnieren, dass der Götze zehn, elf Jahrhunderte überdauerte. Und dazu diese Farben! Die Azteken waren uns in einigen Dingen um Welten voraus."
"Kleingeistliches Geschwätz!", erwiderte der Capitano verächtlich.
"Capitano, ich habe mit ihnen die Nase gestrichen voll. Sie sind ein widerlicher Ignorant und Sadist. Durch ihre unbeherrschte Art, ist unsere Unternehmung jetzt gefährdet. Wenn die mexikanische Polizei von dem Blutbad, das sie angerichtet haben, Wind bekommt, ist unser Leben keinen Pfifferling mehr wert."
"Quatsch! Dann sind wir längst über alle Berge. Es wird auch keinen Zeugen geben."
Der Capitano sagte es in einem Ton, dass es Salud eiskalt den Rücken herunter lief.
"Nein!", wehrte Dottore Zanetti ab. "Wenn Señor Salud irgend etwas passiert, dann schieße ich sie eigenhändig nieder. Wir haben einen ordentliche Vereinbarung mit ihm geschlossen. Basta!"
"Ich habe es verstanden Dottore."
Der Capitano hielt den Beiden die Pistole vor die Nase.
"Übrigens, bin ich derjenige, der hier die Befehle erteilt. Habe ich mich da klar und deutlich ausgedrückt? Und jetzt bringen wir den Götzen zum Flugzeug."
Gut, dass die Götzenfigur relativ leicht war. Sie war nicht schwerer als ein gefüllter Wassereimer.
Trotzdem war es nicht ganz einfach für Salud, den Götzen unbeschadet ins Flugzeug zu bringen.
Die Stufen von der Plattform der Pyramide hinab, waren sehr steil und Salud hatte einige Male Probleme die Balance zu halten.
Doch am Ende schaffte er es souverän, den Götzen in der Cessna zu verstauen.
Dabei dachte Salud, egal wie das Abenteuer für ihn ausging, dem Dottore rechnete er es hoch an, dass er sich ihm gegenüber wie ein Ehrenmann verhielt.
Doch dann geschah etwas, was Salud erst sehr viel später nachvollziehen konnte.
Zanetti zog seine kleine Pistole und schoss an Saluds Kopf vorbei, jedoch so, dass die Kugel dessen Schläfe streifte.
Salud sackte bewusstlos zusammen.
Auf diese Art rettete Zanetti Saluds Leben.
Denn genau wie der Dottore es vorausahnte, kümmerte sich der Capitano nicht weiter um den Mexikaner.
"Sie hatten recht vorhin", redete Zanetti auf den Offizier ein, "wir brauchen keine Zeugen. Die Cessna bekommen sie auch allein nach Veracruz zurück, Capitano."
"Klar doch, es ist keine große Zauberei, die Maschine in die Luft zu bekommen."
Sie bestiegen das Cockpit und der Capitano machte sich daran, die Cessna zu starten.
Der Motor heulte kurz auf, doch gleich darauf hatte er die Treibstoffzufuhr unter Kontrolle.
Nach kurzer Beschleunigung erhob sich die Maschine stotternd in die Luft.
***
"Er lebt noch!"
Eine schallende Ohrfeige holte Salud in die Wirklichkeit zurück.
Plata war es, der so zuschlagen konnte und das spürte er.
Salud rollte die Augen in den Lidern hin und her, dann öffnete er sie.
Es war wirklich Plata, sein Partner und noch jemand.
Ein hagerer Bursche, um die fünfzig Jahre alt, mit markanten Zügen.
Sein Anzug war beige und auf dem Kopf trug er einen, von Motten angefressenen Filzhut.
Er hatte keine Waffen am Mann.
Aber halt, quer über den Oberkörper des Mannes trug er ein Lasso, dass er für vielerlei Verwendungsmöglichkeiten mitführte.
Das ist der Schweizer Archäologe Doktor Sternberg.", stellte der dicke Plata den Fremden vor.
Wieder ein Doktor!
"Angenehm, ich bin Salud", antwortete er.
Die Wunde an seiner Schläfe hackte bei jedem Pulsschlag.
Er hielt seine Hände schützend an die Schusswunde.
"Was ist hier passiert?", fragte Doktor Sternberg forsch.
Er hatte die toten Fachkollegen gesehen und war kopfschüttelnd zurückgekehrt.
"Was für Bestien haben so etwas angerichtet?"
"Es war ein Capitano des italienischen Militärs."
Doktor Sternberg stutzte.
Selbst Plata, der Verbandszeug aus seiner Maschine geholt hatte und seinem Partner den Kopf verband, horchte an dieser Stelle auf.
"Ja, es war ein italienischer Offizier.", bestätigte Salud nochmals.
Er ordnete einen Augenblick seine Gedanken und erzählte den Beiden das Erlebte.
Salud hatte seine Geschichte kaum beendet, da trieb Doktor Sternberg die beiden Piloten zum Aufbruch.
"Mein Herren, wenn wir die Italiener noch einholen möchten, dann sollten wir jetzt aufbrechen.", rief er aufgeregt.
Plata brummte wütend, "Ich sage es immer wieder. Saluds Sauferei treibt uns noch in den Ruin. Wenn wir wieder zu Hause sind, das verspreche ich ihm, dann haue ich ihm eine auf die Backen."
"Lass das", fauchte Salud. "Hilf mir lieber hoch."
Der Dicke sah ein, dass Salud heute kein Gegner für ihn war.
Aber eine Abreibung war nur aufgeschoben.
Plata zerrte Salud in sein Flugzeug und legte ihn auf die hintere Sitzbank.
Doktor Sternberg musste neben Plata.
"Na dann werde ich alte Dame mal anwerfen."
Bei ihm funktionierte der Start besser, als beim Capitano mit Saluds Cessna.
Das lag auch daran, dass Plata mit seiner Maschine praktisch verheiratet war.
Salud richtete sich auf und blickte durch das Fenster auf die Ruinenstadt hinunter.
Er legte seinen Vordermännern die Ellenbogen auf die Schultern und sprach bedrückt, "Ich danke euch, dass ihr im rechten Augenblick gekommen seid. Euch muss der Allmächtige geschickt haben."
"Aber nein", wehrte Sternberg ab. "Ich hatte durch Zufall ihren Partner angeheuert, dass er mich von Mexiko City bis zur Ruinenstadt fliegt. Mein Interesse galt ebenfalls den Ausgrabungen in der Ruinenstadt. "
"Wenn die Sache überstanden ist, fliege ich sie auf jeden Fall wieder hierher zurück."
"Das Angebot werde ich wohl annehmen müssen, da ich mein letztes Geld an ihren Partner gegeben hatte."
Doktor Sternberg schmunzelte.
"Das ist wieder ein klassisches Verlustgeschäft", zeterte Plata dazwischen. "Aber das geht alles von deinem Anteil ab."
***
Der Capitano landete Saluds Cessna am Meer, nahe einer Flussmündung.
Die beiden Italiener holten den Götzen aus der Maschine und legten den am Strand nieder.
"Capitano", ordnete jetzt Zanetti an, "sie passen auf den Götzen auf und ich eile zu Tenente Brosi, um die Savoia-Marchetti aus dem Busch zu holen."
Er wartete die Antwort des Capitanos nicht erst ab.
Hektisch rannte er zur Flussmündung hin.
Dort begann gleich hinter den Dünen dichtes Gestrüpp.
Der Fluss hatte sich seinen Lauf durch den Dschungel gebahnt und damit eine Schneise gebildet.
Diese Schneise war so breit, dass man genügend Platz hatte, ein Flugzeug darin zu verstecken.
Ein paar Meter noch durchs Unterholz und Zanetti sah die Maschine.
"Brosi, zum Teufel", rief er, "werfen sie den Motor an. Ich habe so ein mulmiges Gefühl im Bauch, dass es bald Ärger gibt."
Brosi hatte prompt reagiert und warf den Propeller an.
Er war wachsam und hatte dienstbeflissen die Zeit genutzt, um das Flugzeug einer Wartung zu unterziehen.
Die Savoia-Marchetti S59P war ein einmotorisches Flugzeug mit 510 PS, Baujahr 1927, konstruiert für zwei Mann Besatzung und vier Passagiere.
Das Cockpit und der Fahrgastraum war eine geschlossene Kabine.
Ihre Reisegeschwindigkeit lag bei 152 Kilometer je Stunde.
Ihre maximale Reichweite betrug bei optimalen Wetterverhältnissen etwa 900 Kilometer.
Das für diesen Einsatz modifizierte Aufklärungsflugzeug hatte zwei zusätzlich angebaute Räder für den Wasser- sowie Landeinsatz.
Ein Schmuckstück italienischer Ingenieurskunst.
Zanetti hastete die Leiter zum Einstieg hoch und setzte sich zu Brosi ins Cockpit.
"Stoppen sie vorn beim Strand. Der Capitano wartet da mit dem Götzen."
Die Savoia-Marchetti glitt auf ihren Schwimmkufen über das Wasser.
Am Strand hielt Brosi die Maschine kurz an, damit Dottore Zanetti und der Capitano den Götzen im Stauraum verstauen konnten.
Darauf nahmen die Beiden in der Maschine platz und der Flug konnte beginnen.
Doch zum Abheben kam die Savoia-Marchetti nicht.
***
Plata, das unangefochtene Flieger-Ass hatte es geschafft, die Italiener einzuholen.
Er flog mit seiner Cessna so dicht über der Savoia-Marchetti, dass diese nicht abheben konnte.
Aber lange konnte Plata dieses Flugmanöver nicht mehr durchhalten.
Die Nadel der Treibstoffanzeige ruhte kurz vor der Null.
"Ich habe da eine Idee!", meinte Doktor Sternberg, als er Platas Stirnrunzeln bemerkte.
"Was meinen sie?", fragte er. "Unser Treibstoff ist gleich verbraucht und wir werden bestenfalls auf die Italiener drauf stürzen."
"Kann ich die Tür öffnen?"
"Wenn es sein muss."
Sternberg ruckelte an der Tür. So einfach wie er es sich ausgedacht hatte, funktionierte es nicht.
Der Gegenwind drückte auf die Tür.
Indem er sein ganzes Gewicht dagegen lehnte, schaffte er es schließlich doch, dass die Tür in die Arretierung einrastete und nicht mehr zurückschlagen konnte.
Sternberg nahm das Lasso und warf es auf den Propeller der Savoia-Marchetti.
Das Seil des Lasso verfing sich im Propeller einerseits und andererseits in den Tragflächen.
Die Maschine stotterte und der Motor würgte bis zum Stillstand ab.
Die Savoia-Marchetti trieb jetzt nur noch im Meer.
"Nun gut", unkte Doktor Sternberg, "jetzt muss ich mir wohl ein neues Seil besorgen."
Er war mit dem Ausgang seine Aktion mehr als zufrieden.
"Kopf hoch Doktor, sie haben es für Mexiko getan", meine Plata trocken.
"Na klar doch! Dieses Seil hat mir schon oft das Leben gerettet."
Der Dicke konnte nicht verstehen, dass der Archäologe solch einem banalen Seil nachtrauerte.
"Tuuut", tönte es von der See her.
Ein mexikanisches Kanonenboot der Küstenwache steuerte auf die Savoia-Marchetti zu.
Jetzt war alles überstanden!
Der Götze war in Mexiko geblieben und die Italiener wurden festgenommen.
Plata drehte die Cessna ab und schaffte es sprichwörtlich mit dem letzte Tropfen Treibstoff, am Strand neben Saluds Cessna zu landen.
***
Alle Drei hatten sich einen kräftigen Schluck Tequila verdient.
Gab es da einen besseren Ort, als Pedros Bar?
Natürlich war die Wiedersehensfreude groß.
Pedro goss fleißig ein und sprach, "Übrigens das Kanonenboot hatte ich organisiert."
"Wie das?", fragten die Drei beinahe zur gleichen Zeit.
"Ich war neugierig, was Salud auf den Zettel an Plata geschrieben hatte und so habe ich eins und eins zusammengezählt."
***
Ob Salud seine angedrohte Abreibung bekommen hatte, weiß ich nicht.
Das ist eine völlig andere Geschichte.
Eins ist aber sicher, dass der Duce im fernen Rom vergeblich auf seinen Kriegsgott gewartet hatte.
***Ende***