Veröffentlicht: 07.11.2024. Rubrik: Aktionen
Der Kater sieht rot (Novemberaktion)
In unserem alten Haus
lebte der betagte Kater Klaus.
Er führt ein beschauliches Leben, möchte man sagen,
brauchte er nicht mal Mäuse jagen.
Der Milchnapf ist immer voll,
der Klaus findet das selbstverständlich toll.
Doch eines Tages trägt es sich zu,
dass es aus ist mit der Ruh.
Es kommt der Onkel Theophil
zurück von seinen Ausgrabungen am Nil.
Er schleppt eine große Kiste an,
geht gleich mit dem Nageleisen ran.
Wertvolle Artefakte sind wohl drinnen,
die er aus dem Wüstensand konnte gewinnen.
Die Familie gibt aufmerksam acht,
als Theophil die hölzerne Kiste öffnet sacht.
Im Inneren rappelte es munter.
Was wohl zu finden ist darunter?
Mit einem gewaltigen Satz,
erschien ein großes, graues Ratz.
Heimlich hatte sie sich in einer alten Vase versteckt
und blieb bis dato unentdeckt.
Daher stammt das Rumoren
und unser Kater ist sogleich auf Touren.
Ehe Onkel Theophil noch etwas sagt,
Ratz und Katz schon durchs Gebäude jagt.
Die Ratte lässt sich nicht gern fressen,
der alte Kater kann das glatt vergessen.
Egal an welchem Ort,
die Ratz ist schon wieder fort.
Die Familie wird ganz irr,
es scheppert in der Küche das gute Geschirr.
Die Magd nimmt entsetzt reisaus,
flieht vor lauter Panik ins Freie raus.
Dabei lässt sie die Haustür offen,
auf gelungene Flucht darf nunmehr die Ratte hoffen.
Jetzt wo der Nager das Haus hat verlassen,
bekommt man auch den Klaus zu fassen.
Erbost die Hausherrin schrie:
Was hast du bloß angerichtet, dummes Vieh?
Alles ist wüst und klein geschlagen,
hört man sie noch tagelang klagen.
Dabei hätten wir nur das Telefon genommen
und es wäre der Kammerjäger gleich gekommen.
Der hätte ersonnen eine List
bis die Ratte gefangen ist.
Doch jeder Satz ist vergebens,
der Nager freut sich seines Lebens.
Er zieht über die Felder mit Lebenslust und Wonne
und wärmt sich in der Mittagssonne.
Für den Klaus waren die nächsten Tage ziemlich bitter,
er war unsichtbar nach dem schallenden Gewitter.
Vergangen sind einige Wochen,
irgendwann kam der Klaus ganz mager angekrochen.
Erfreut streicht ihm die Herrin übers Fell.
Es sei dir verziehen, alter Gesell.
Schnurrend wirft sich Klaus aufs Kuschelkissen,
ja, seine Familie möchte er nicht missen!
***Ende***
(C) Jens Richter, 2024