geschrieben 2025 von Matthias Stilke (CaptainX).
Veröffentlicht: 20.04.2025. Rubrik: Fantastisches
'ne Menge Ärger - Teil 3
'ne Menge Ärger - Teil 3
Am nächsten Morgen schlenderten Benjamin und Tracy zum Terminalgebäude, um sich wieder einmal nach ihrer Anschlussfracht zu erkundigen. Wie bereits an den letzten Tagen ließ sich der zuständige Makler nicht blicken. Überhaupt war wieder einmal nicht viel los. Nur wenige Vargr waren in dem kleinen überdachten Bereich des Raumhafens in eigenen Geschäften unterwegs.
Zentral in der Halle stand etwas erhöht der Securitypoint. Der diensthabene und gelangweilte Regimentssoldat döste vor sich hin und beobachtete nur mit einem halben Auge das spärliche Treiben vor sich.
Ben kannte diesen jungen Vargr schon und das er etwas anglik sprach. Er ging mit Tracy auf ein Plausch zu ihm rüber.
Die Augen des Soldaten erhellten sich und er zog die Leffzen hoch: »Pilot Ben und Kapitän Thora. Guten Morgen.«
»Guten Morgen, Soldat.«, erwiderte Benjamin korrekt: »Aber das hier ist Tracy und nicht Thora.«
Der Soldat sah und schnüffelte noch einmal genauer hin: »Ja. Ich bitte um Entschuldigung.«, sagte er etwas zerknirscht.
»Macht nichts.«, meinte Tracy: »Sage mal, hast du heute schon Handelsmakler gesehen?«
»Nein.«, sagte Soldat: »Schon seit zwei Tagen nicht mehr.«
»Ätzend. So langsam bekomme ich den Eindruck, dass der Typ uns aus dem Weg geht.«
Das fand Benjamin auch, wollte es aber nicht in Anwesenheit eines einfachen Soldaten ausdiskutieren. Er wechselte das Thema.
»Nicht viel los heute, wie?«
»Nein. Ich habe hier nicht viel zu tun.«, antwortete Soldat etwas verlegen.
»Und in der Stadt? In der Nacht etwas besonderes passiert?«
»Nein. Auch nicht.«, sagte Soldat. »Ich konnte vor Dienstantritt in der Kommandantur die Einsatzprotokolle von letzter Nacht lesen.«, meinte er stolz.
»Oh. Wie kommt das?«, hakte Ben höflich nach.
»Ich wurde für eine Beförderung vorgeschlagen und muss mich in die Verwaltung einarbeiten«, antwortete er und war sogleich fünf Zentimeter größer.
»Na, hervorragend.«, sagte Ben mit ehrlicher Anteilnahme.
»Nur zwei Morde, zwölf Totschläge, aber nur wenig Einbrüche.«, fuhr Soldat ebenso stolz fort: »Bei einem Mord wurde ein Gewehr gefunden.«
Ben und Tracy horchten auf: »Ein Gewehr?« Waffenbesitz war streng verboten und ein herumliegendes Gewehr etwas besonderes.
»Eines aus eurem Bestand?«, hakte Ben nach.
»Nein. Ein Außenweltlermodell. Ein Imperiales Standardseitengewehr, glaube ich.«
»Soldat! Wir müssen umgehend mit Captain Prhahn sprechen.«, sagte Tracy schnell: »Dringend!«
Zwei Stunden später polterte Prhahn's 'Dienstfahrzeug' (wie es Tracy salopp nannte) auf die Landefläche des kleinen Raumhafens und hielt am Heck an, wo Thora, Tracy und Ben die Offiziere bereits erwarteten.
Prhahn und Ortzz stiegen vom Fahrzeug Überraschender Weise hatten sie den alten Major Rrghorrgo dabei. Ortzz übernahm wieder das Reden: »Wir grüßen sie. Sie haben Neuigkeiten für uns?«
»Ja, Übersetzer.«, antwortete Thora: »Wir haben erfahren, dass letzte Nacht bei einem Mord ein Gewehr aus Imperialer Produktion gefunden wurde ...«
»Woher wissen sie das?«, unterbrach Übersetzer sie, ohne seine Arbeit gemacht zu haben.
»Spielt keine Rolle, Lieutenant.«, antwortete Thora knapp. Sie wollten nicht, dass der Soldat aus dem Terminal Probleme bekommt.
Jetzt übernahm Tracy: »Der Soldat gestern hatte bei der Leiche auf dem 'Freien Platz' Patronen gefunden. Ich glaube, dass diese zu diesem Gewehr gehören. Beides ist hier auf Garrghkha sehr selten und ich glaube nicht, dass dies ein Zufall ist.«
Ortzz übersetzte. Prhahn und Major sahen sich an und wechselten einige Worte - Übersetzer blieb allerdings stumm.
»Und was ist jetzt?«, drängte Thora.
Ortzz schaltete sich in die Unterhaltung der beiden Vargr ein. Schließlich sagte er: »Es handelt sich um einen schwerwiegenden Verstoß der Vorschriften zur Geheimhaltung. Aber Captain Prhahn stimmt ihnen zu, dass es da vielleicht eine Verbindung gibt. Major Rrghorrgo ist skeptisch. Was schlagen sie vor?«
»Wir würden gerne die Waffe und den Ort sehen, wo diese gefunden wurde.«, sagte Thora.
Major und Captain waren einverstanden und eine Minute später saßen sie auf der Ladefläche des Dampfradlers und drängelten sich durch das Straßengewirr.
Etwa vierzig Minuten später hielten sie an. Auch hier standen wieder einige Dampfradler und etwa zwei Dutzend Soldaten in gespannter Aufmerksamkeit herum.
Ein kleiner Vorsprung mit einer schweren Eisenluke in einer Hauswand wurde von den Fahrzeugen abgeschirmt.
Die Luke war offen und Major ließ jeden der Neuankömmlinge mal hineinsehen. Der Schacht war etwa drei Meter tief und am Boden lag unnatürlich verrenkt ein alter, toter Vargr in schäbiger Kleidung.
Ein heraneilender Soldat erstattete Bericht - in einer Decke gehüllt, hielt er einen langen Gegenstand.
»Der Tote heißt Rrurrch, ein bekannter Obdachloser in dieser Gegend.«, übersetzte Ortzz: »Wie es scheint, ist er im Drogenrausch auf der Suche nach einer warmen Unterkunft den Schacht hinuntergefallen und hat sich das Genick gebrochen.«
Ortzz war fertig mit der Übersetzung, setzte dann aber noch mit eigenen Worten hinzu: »So was passiert öfters. Wenn in dem Schacht nicht das Gewehr gelegen hätte, wären wir jetzt gar nicht hier.«
»Ist es das?«, fragte Tracy und zeigte auf den in eine Decke gehüllten Gegenstand, die der Soldat trug.
»Ja.«
»Darf ich?« Sie griff nach der Decke. Der Soldat sah unsicher Major an. Erst als dieser nickte, schlug er die Decke zurück und reichte die Waffe Tracy. Sie nahm das Gewehr und besah es von allen Seiten.
»Tatsächlich ein Imperiales Seitengewehr. Eine Gatlink. Ein nicht ganz neues Modell, aber aus einer brandneuen Produktionsserie. Wurde bislang nur ein oder zweimal abgefeuert. Wenn ich mich nicht versehen habe, waren die Patronen von gestern die passende Munition für diese Waffe.« Sie gab es dem Soldaten zurück: »Ist hier auf dem Schwarzmarkt bestimmt 'ne Menge Geld wert.«, fügte sie noch hinzu.
»Sie glauben also, es gibt eine Verbindung?«, fragte Ortzz vorsichtig.
»Herrgott, ja.«, sagte Tracy unwirsch: »Waffe und Munition gehören zusammen und ich bezweifel, dass es von beiden hier soviel gibt, dass es einfach nur ein Zufall ist.«
Ortzz übersetzte, aber Prhahn und Major sahen nicht überzeugt aus.
»Okay, dann anders.«, sagte Benjamin: »Übersetzer. Gibt es hier eine Karte von dem Gebiet?«
»Ja.« Er zog aus seiner Uniform einen viel benutzten Faltplan und gab ihn Ben. Er entfaltete und legte diesen auf den staubigen Boden. Ben konnte nur ein Gewirr von Straßen und Gebäudestrukturen erkennen. Die Beschriftung war natürlich in vargr.
Ben nahm ein paar Steine vom Boden. »Also: Wo sind wir hier?«, fragte er in die Runde ohne aufzusehen. Ortzz kniete sich zu ihm hinunter und zeigte auf eine Stelle auf der Karte: »Hier!« Ben legte ein Steinchen an den Ort.
»Okay. Wo wurden die fünf Soldaten von gestern umgebracht und wo ist dieser 'Freie Platz'?«
Ortzz deutete auf die Stellen und Ben markierte diese mit Steinen.
Ben stand auf und betrachtete die Positionen der Steine von oben.
»Vor etwa drei Tagen wurden hier ...«, er zeigte auf den 'Freien Platz', »... zwei Zivilisten aus nächster Nähe erschossen. Dem einen wurde das Gewehr entwendet. Vielleicht wurden der oder die Killer hier abgesetzt und wurden von den Beiden erwartet. Zwei Tage später wurde er hier von einer Patrouille aufgegriffen. Er tötete fünf Soldaten und zwei weitere Zivilisten. Gestern verliert er hier aus irgendeinen Grund sein Beutegewehr, nachdem er diesen armen Vargr den Schacht hinunter geworfen hat.« Er sah sich die drei Markierungen genauer an.
»Die Orte führen in eine Richtung.«, sinnierte er: »Was liegt in der Verlängerung der Linie?«
Ortzz suchte den Bereich ab: »Das ist entlang der Verbindungsstraße Grün Sieben. Da kreuzt Rot Neun, ein Stück weiter liegt die Administration und der Wohnsitz des Oligarchen.«
»Des Oligarchen?«
»Ja.«, antwortete Ortzz: »Lord Khagruzh. Er kontrolliert Sektha.« Sektha war der Name von diesem Teil der Metropole.
»Könnte er das Ziel sein?«, fragte Ben in die Runde. Nachdem Ortzz übersetzt hatte, herrschte drückendes Schweigen. Schließlich sagte Übersetzer bedächtig: »Das wäre unvorstellbar, dass jemand von hier seinen Tod wünscht.«
»Vielleicht ist dieser 'Jemand' nicht von hier.«, sagte Tracy: »Es besteht ja immerhin die Möglichkeit, dass der oder die Killer hier abgesetzt wurden.«
Tracy bückte sich über die Karte und studierte die markierte Wegstrecke und zeigte auf eine Stelle: »Er oder sie scheinen sich nur Nachts zu bewegen. Wenn ich den bisher zurück gelegten Weg mit den bekannten Sichtungen vergleiche, könnten sie nächste Nacht hier sein.«
Major schaute auf die Karte hinunter, brüllte auf vargr: »Ich höre mir nicht mehr diese Kian-Scheiße von einem drogenumnebelten Affen an.« und stürmte davon.
Ortzz stimmte zur Übersetzung an, aber Ben sagte: »Lassen sie nur. Ich habe einige Worte erkannt und kann mir denken, was er gesagt hat.«
Ortzz nickte: »Was schlagen sie vor?«
»Tja. Man müsste sich heute Nacht in dem Bereich da auf die Lauer legen.«, sagte Tracy.
Nach Ortzz' Übersetzung schüttelte Prhahn den Kopf: »Er hat keine Leute dafür und von Rrghorrgo werden wir keine Unterstützung erhalten.« Dann zog er plötzlich die Leffzen hoch und entblößte seine Reißzähne: »Haben sie heute Nacht schon etwas vor?«
Fortsetzung folgt ...
Autor: Matthias Stilke
Geschrieben: April 2025

