Veröffentlicht: 26.03.2025. Rubrik: Menschliches
Sendepause
Gestern dümpelte noch alles vor sich hin und ging seinen vorbestimmten Weg. Unaufgeregt der Tagesablauf und das Wort Alltag, zementierte sich im Vergehen der Zeit.
Doch er kannte das Damoklesschwert nur zu gut, welches über dieser trügerischen Ruhe hing. Wusste, dass es jede Sekunde fallen, auf ihn niedersausen könnte. Zu oft hatte er es in seinem Leben erlebt und auch, wenn es für ihn in engen Grenzen möglich war, seinen Fall abzufedern, hasste er sein zerstörerisches niedersausen.
Ein Telefonanruf, eine E-Mail oder ein Meeting und vorbei war es mit dem gleichmäßigen Abarbeiten. Termin über Termin jagten ihn dann, trieben ihn, wie einen gehetzten Hund vor sich her.
Seine Erfahrung ließ ihn Ruhe bewahren, und solange der Stress nicht zu sehr in seine Nachtruhe eindrang, gab es auch keinen wirklichen Anlass zur Sorge. Bedächtig drehte er an den Stellschrauben, die ihm zur Verfügung standen. Passte Stück für Stück seine Gewohnheiten an, um für die Herausforderungen gewappnet zu sein.
Die Länge des Zeitraums war entscheidend, die sein aufgeladener Akku imstande war, der abgeforderten Leistung zu trotzen. Ein Akku, der inzwischen seine besten Tage längst hinter sich hatte, auch wenn er diese Tatsache gerne verdrängte.
Spätestens, wenn Freizeit zu einem Fremdwort für ihn wurde, fragte er sich, wie so oft in seinem Leben, ob es das alles Wert war. Die Erkenntnis, dass es keinen Vorteil ohne Nachteil gab, der Kompromiss, den er genauso oft als Antwort gelten ließ, auch wenn er ihm in den stressigen Zeiten, stets nur wie ein fauler Kompromiss vorkam.
Wehmütig stellte er die Gitarre in ihren Ständer und legte die Tastatur zur Seite, sie würden auf unbestimmte Zeit einer Sendepause frönen. Seine Kreativität wurde jetzt einfach an anderer Stelle gebraucht und so sehr ihm das auch missfiel, wusste er, die Prioritäten seines Lebens richtig zu setzen.

