Veröffentlicht: 10.03.2025. Rubrik: Menschliches
Einen guten Appetit
Den habe ich seit meiner Geburt. Auch meine Mutter hat diese Tatsache, unzählige Male bestätigt. „ Du hast über das ganze Gesicht gestrahlt, wenn Dein Mund voll war. Egal, ob mit einer fetten Mettwurst oder Kieselsteinen und Sand. Wir hatten Gänsehaut, von dem lauten Knirschen. Für Dich war es Musik.“
Dazu kam, dass ich ein kleines Schlaraffenland, direkt vor der Haustür hatte: die Metzgerei meines Vaters. Oft und gerne habe ich ihm beim Wurst machen geholfen und wusste genau, was in welcher Wurst enthalten ist. Wir kannten sogar das Zuhause und den exakten Speiseplan von jedem Tier, bevor es geschlachtet wurde.
Bis heute empfinde ich den Duft von warmem Leberkäse und frischer Brühwurst betörender, als jedes Perfume und stelle mit meinen kritischen Geschmacksnerven fest, dass die Blut- und Mettwurst von meinem „Erzeuger“ ihres Gleichen suchen. Das wurde ihm auch immer wieder von seiner Stammkundschaft bestätigt, die einen Weg von 20km auf sich nahmen, um in den Genuss seiner Wurstwaren zu kommen.
Ich zelebriere es, wenn ich ein gutes Stück Fleisch, mit Liebe zubereite. Eine Roulade fülle oder einen Braten langsam gare. Haben Sie schon einmal selbst gepökelt oder einen Sauerbraten selbst eingelegt ? Hmmmmm ! Wenn das Messer, ohne Druck, durch den fertigen Braten gleitet und die Bratensoße langsam eindickt. Wenn dem Mann und den Gästen der Speichel im Mund zusammenläuft und sie für die Arbeit in der Küche nur lobende Worte finden. Das ist wie eine übertarifliche Bezahlung – zum Leitwesen der Restaurants.
Jetzt knurrt mein Magen. Ich mache mir rasch ein leckeres Salamibrot – oder soll ich eine der Frikadellen essen, die von heute Mittag übrig sind ? Mal schaun‘. Mahlzeit !

