Veröffentlicht: 03.03.2025. Rubrik: Satirisches
Jahreszeiten
(nicht die von Vivaldi!)
Wie, sicherlich bereits weltweit, bekannt, bin ich einmal in der Woche im Secondhandshop einer Hilfsorganisation als Bücherwurm, ehrenamtlich, tätig,
Dem Motto gehorchend, tue Gutes und schreib oft darüber oder für Kollegen die mit der Stimme arbeiten müssen: „rede oft und laut darüber, je lauter desto gut!“ ist im speziellen Fall garantiert nichts falsch.
Aus meiner Tätigkeit will ich mal eine kleine Episode berichten, die jahreszeitlich ziemlich gut passt. Meteorologisch hat er ja bereits zugeschlagen, der Frühling, auch wenn ein Blick aufs Thermometer daran zweifeln lässt. Minus drei Grad (Celsius) war es eben aber Schnee liegt keiner mehr da draußen. Aber, könnte man da einwenden, der Lenz beginnt doch erst am zwanzigsten diesen Monats. Das ist der kalendarische Beginn, ihr Unwissenden und die Kalendermacher hinken immer ein wenig hinterher.
Wollen wir mal nicht ablenken vom eigentlichen Anliegen meinerseits!
Kürzlich fand ich in einem, ziemlich antiquiert wirkenden Exemplar „Wie der Stahl gehärtet wurde“ von Ostrowski, einer deutschen Ausgabe, ein vermutlich vergessenes Lesezeichen. Ein Blatt Papier, ziemlich weit vorn (Anmerkung: das kann ich gut nachvollziehen denn bei uns, in der Schule, gehörte dieses Werk vom Sieg des Sozialismus in der Sowjetunion, gegen den Wiederstand von Konterrevolutionären jeglicher Art, zur Pflichtlektüre und ich verspreche es war grottenschlecht)
Egal, jedenfalls stand darauf, in lesbaren Blockbuchstaben (kann Arial gewesen sein):
„Frühling, lässt sein Schlüpperband,
wieder flattern durch die Lüfte,
unterdes betaste ich,
meines Mädchens Hüfte“
Dann endete der Text, vermutlich zu Ende oder aber mit einer Schere abgeschnitten, denn ich konnte eine glatte Schneidkante erkennen.
Also von Mörike war das schon mal nicht, eher von Insterburg & Co, Ist ja egal, aber in unseren, doch recht aufgeklärten Zeiten liest sich das ziemlich daneben.
Die erste Zeile lässt doch stark vermuten dass der Frühling ein ziemlich maskuliner ist, wäre es nicht vorteilhafter wenn da stände: „Frühling lässt das Schlüpperband…“
Irgendwo muss es doch wohl eine Gleichberechtigung zwische den, und eine Anerkennung aller Geschlechter geben, nicht wahr.
An der zweiten Zeile kann man nicht viel herumdeuteln und selbst ich, finde daran nichts auszusetzen.
Die dritte Zeile, impliziert eine fast erotische Handlung. Was ist mit dem gegenseitigen Einverständnis? Könnte man da nicht schreiben „unterdes betasten wir…“
Bei der vierten Zeile könnte man meinen, der Autor wollte damit ausdrücken bis hierher und nicht weiter, das wäre im Sinne von edel und gut und entspräche vielleicht auch gewissen Moralvorstellungen aber da kommt auch wieder das Geschlechtsspezifische zum Tragen, durch und durch. Den vorherrschendem Moralkodex entsprechend müsste da stehen
„ unsres Partners Hüfte“
Alles in allem:
Frühling lässt das Schlüpperband,
wieder flattern durch die Lüfte,
unterdes betasten wir,
unsres Partners Hüfte
Mit dieser Fassung wäre auch den Vertretern des Genderismus entsprochen (hoffe ich zumindest), wobei ich natürlich zugeben muss, das insgesamt der Klimaschutz gar nicht erwähnt wurde und die Nutzung erneuerbarer Energie, durchaus, beim „flattern durch die Lüfte“ mit Hilfe eines angekoppelten Stromerzeugers realisierbar wäre und als Energiequelle genutzt werden könnte. Aber davon ein anderes Mal.
(O.R.F.)

