Veröffentlicht: 23.02.2025. Rubrik: Satirisches
Wie ein Bart mir den Arsch rettete!
Oder vor dem Knast bewahrte, was ja letztlich auf das Gleiche hinausläuft.
Mein Freund Peter und ich trugen einen Vollbart. Nicht etwa den gleichen, sondern jeder den seinen. Der vom Peter war relativ kurz und könnte durchaus unter die Kategorie gepflegt fallen. Das darf ich jetzt schreiben denn P. ist schon lange verblichen Meiner war lang, zottelig eben und hätte mir, dazumal, sicher keinen Punkt bei einem Schönheitswettbewerb eingebracht, wenn es so etwas in einem Arbeiter und Bauernstaat überhaupt gegeben haben sollte. Zum Kinnbewuchs trug ich zumeist eine olivgrüne Parka (wurde in unseren Breiten als Kutte bezeichnet) und, um einen intellektuellen Eindruck (Künstler o.ä.) bei der breiten Bevölkerung zu hinterlassen, ein dunkelblaues Barett ohne Knubbel in der Mitte, damit man es nicht mit einer Baskenmütze verwechseln konnte (die Brille, und dafür stehe ich mit meinem Wort aus Gründen der Kurzsichtigkeit). Klar, dass ich mit diesem Outfit mit zum dekadenten, volksfeindlichen Jugendklüngel gerechnet wurde. Es gab zumindest gewisse Kenntnisse über mich beim Schild und Schwert der Partei (Stasi).
In jenen Tagen begab es sich, dass in der, relativ nahe gelegenen Bezirksmetropole, Karl Marx Stadt (heute Chemnitz) irgendein, ziemlich unbedarfter Depp, eine Art Bombenanschlag auf ein Panzermonument aus dem II. WK beging. Unbedarft, weil sein Sprengkörper, den er vermutlich aus Schwarzpulver oder Unkrautex zusammenbastelte, nur ein Kettenrad von dem T34 absprengte der mitten in einem wunderschönen Park auf einem Sockel stand. Das abgesprengte Teil schwirrte durch die Kante und verletzte den Posten eines Bezirkskommissariates der Volkspolizei. Ob leicht oder schwer, entzieht sich meiner Kenntnis und ich habe auch keine Lust danach zu gockeln.
Die Stasi wurde eingeschaltet und kassierte sofort alle Verdächtigen, ich schätze mal aus einen Umkreis von etwa 100 km. Ein. Darunter war leider ich und wurde umgehend zum Verhör `geladen`.
Das Erste, man zog mich am Bart, das Zweite man zog mich am Bart, dann fragte der Vernehmer: Seit wann tragen sie diesen Bart?“ Meine Antwort: „seit Jahr und Tag“ Ich meine genaue Daten fallen doch wohl unter den Schutz der Intimsphäre und warum sollte ich selbige, gegenüber diesem Staatsknüttel, verletzen indem ich ihm genauere Daten gab?
Jedenfalls wurde ich, zu meinem Erstaunen aber auch zu meiner Erleichterung umgehend wieder entlassen. Erst viel später erfuhr ich durch Zufall warum man mich geholt hatte. Man hatte den Attentäter bei der Ausführung beobachtet. Er trug eine olivgrüne Kutte, ein dunkelblaues Barett und eine Brille, aber keinen (0) Bart!
Ich hatte einen und durch mehrmaliges Ziehen wollte man sich offensichtlich versichern das ich ihn mir nicht angeklebt hatte, den Vollbart. Das Ereignis lag erst wenige Tage zurück und bei einem normalen Bartwuchstempo hätte der meinige bei weitem nicht so lang sein können.
(ORF)

