Veröffentlicht: 21.02.2025. Rubrik: Satirisches
Sinneswandel
In einer Welt, in der Meinungen so schnell wechseln wie die Wettervorhersage, ist der Sinneswandel zum Volkssport avanciert. Wer benötigt dann schon feste Überzeugungen?
Stell Dir vor, Du bist ein leidenschaftlicher Verfechter der veganen Ernährung. Eines Morgens wachst Du auf und beschließt, dass der Geschmack eines Steaks einfach zu verlockend ist, um ihn zu ignorieren. Plötzlich bist Du der größte Grillmeister der Nachbarschaft und veranstaltest Grillpartys. „Ich habe einfach nur meine Meinung geändert“, erklärst Du mit breitem Grinsen und beißt in ein saftiges Steak.
Der Sinneswandel findet auch in der Politik statt. Ein Politiker, der gestern noch für den Umweltschutz kämpfte, kann heute schon für die Förderung von Plastikstrohhalmen sein. „Ich habe einfach die Vorzüge der Plastikwirtschaft erkannt“, sagt er, während er in einem Meer von Einwegverpackungen steht.
Ein goldblonder Narzisst beteuert vehement, dass sein Haar so schwarz ist wie die Steinkohle im Donbass. „Ich entscheide doch, wie die Farben benannt werden“, sagt er unter dem johlenden Beifall unmündiger Gläubiger.
Seine Wähler sind echt begeistert. Schließlich ist es einfacher, seine Meinung zu ändern, als tatsächlich etwas zu tun!
In den sozialen Medien ist der Sinneswandel ein wahres Meisterwerk. Ein Influencer, der noch vor einer Woche von Selbstliebe und Achtsamkeit plädierte, kann heute schon die neuesten Diättrends propagieren. „Ich habe einfach meine innere Stimme gehört“, sagt er, während er einen Proteinshake mit dem Geschmack der „Enttäuschung“ anpreist.
Am Ende des Tages bleibt uns nur eines. Wir sollten alle etwas flexibler werden. Schließlich ist der Sinneswandel nicht nur ein Zeichen von Unentschlossenheit, sondern auch ein Zeichen von Kreativität. Wer benötigt schon Prinzipien, wenn er die Freiheit hat, seine Meinung aller Stunden zu ändern?

