Die Liebe und das Nichts

Denkt sie an mich? Hat sie überhaupt gemerkt das ich mich für sie interessiere oder will sie sowieso nichts von mir wissen?
Seit ich sie kenne ist nichts mehr wie vorher, ständig werde ich abgelenkt von den Gedanken an sie und will sie unbedingt wiedersehen. Ich bin voller Hoffnung, voller Sehnsucht aber auch voller Wehmut. Warum sollte sie sich für mich interessieren? Ich bin sicher nur einer von vielen Bewerbern und habe auch nicht viel zu bieten außer mich selbst. Aber sie ist ein so gefühlvoller Mensch das ich spüre das sie nicht nur eine Weggefährtin, sondern eine wirkliche Partnerin sein könnte.
So sitze ich hier und versuche verkrampft ein kleines Programm zu schreiben das die Quersummen von Zahlen und Namen berechnet. Eine ganz leichte Sache sollte man annehmen wenn nur diese Gefühle nicht währen. Ich versuche immer die Welt in Zahlen darzustellen. Namen und Worte die mir irgendwo begegnen. Alles ist Zahl und es erscheinen sehr oft die Selben. Ich weiß nur nicht warum, aber es scheint eine Art Muster zu geben.
Die Quersumme von ‚Liebe‘ ist 33 aber die kommt in meinem Leben nicht sehr oft vor. Ein schlechtes Zeichen. Oder sie taucht erst auf wenn es soweit ist. Vielleicht wenn sie erfüllt wird, aber auch das ist nur eine karge Hoffnung.
Werde ich sie wiedersehen? Wenn Ja, ist sie bestimmt vergeben, eine Frau wie sie ist nicht lang allein. Und warum sollte sie sich auch ausgerechnet für mich entscheiden. Ich bin eher der stille Vertreter und auch viel zu schüchtern um sie direkt anzusprechen, mehr als die üblichen Floskeln kriege ich nicht über die Lippen. Wie soll sie dann je von meinen Gefühlen für sie erfahren?
Wenn ich es recht bedenke sind die Null und die 33 ein und Dasselbe, ich habe einige Bücher aus dem Zen-Buddhismus gelesen und es war immer sehr befreiend wie man dort mit wenigen Worten im Nirgendwo landet. Totale Leere. Das Nichts kann nicht empfangen, alles existierende ist vom Nichts gegeben, weil es nur geben kann. Es lässt sich nicht erweitern. Die Null steht für das Nichts und die 33 für die Liebe, jedenfalls in unserer Welt. Aber beide sind unendlich und absolut.
Liebe kann sehr schmerzhaft sein, jedenfalls wenn sie nicht erwidert wird. Aber es ist nun mal dieses Gefühl das ein ganzes Leben erfüllt. Ohne sie erlebt zu haben hat man eigentlich gar nicht gelebt. Bisher habe ich nur Lebensabschnitte mit Frauen erlebt in denen ich noch nicht soweit war wirklich zu erkennen was Liebe bedeutet.
Es bedeutet zu geben.
Ich hatte immer bestimmte Erwartungen an so eine Beziehung, sie sollte einem Ideal entsprechen und insgeheim hat man dieses von dem Partner eingefordert. Sie sollte mich glücklich machen. Aber das ist keine Liebe, man verbringt nur einen Lebensabschnitt in der Hoffnung auf das große Glück. Die Liebe strahlt indem man Liebe gibt. Wenn das dann erwidert wird ist es das schönste was einem im Leben passieren kann.
Wenn nicht ist es wohl das größte Unglück. Und warum sollte ausgerechnet ich das erleben dürfen?
Zurück zu den Zahlen.
Kann es eine Unendlichkeit neben der anderen geben?
Ich denke nicht.
Aber warum kann man sie nicht finden wenn sie doch allgegenwärtig ist? Ich bin wohl nicht Weise genug um das zu beantworten, aber wenn man dem zustrebt und daran glaubt gelangt man vielleicht eines Tages zu diesem Bewusstsein. Ich will an die Liebe glauben und stets versuchen in ihre Richtung zu gehen.
Die Unendlichkeit war schon immer da, vielleicht gelangt man ja irgendwann unweigerlich zu ihr zurück.
Unendliche Liebe. Eine sehr schöne Vorstellung.
Moment habe darüber nicht schon etwas gelesen? Ich bekam mal ein Buch geschenkt über die Anfänge des Universums. Ich scanne meine Regale, es war ein weißer Einband.
Ich überfliege die Absätze, es war ganz vorne soweit ich mich erinnere. Da ist es.
Hier steht das auch schon Aristoteles erkannte das die Unendlichkeit keinen Anfang gehabt haben kann und so setzte er als Ursprung von allem die Liebe fest. Das ganze Universum geht aus ihr hervor. Sie ist die Essenz von allem.
Vielleicht tritt sie in mein Leben wenn ich mich ihr zuwende. Hoffentlich.
Aus Macht der Gewohnheit blicke ich suchend auf die Seitenzahl.
Es ist die 33.

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