Veröffentlicht: 30.12.2024. Rubrik: Satirisches
Die Verweigerung!
Wenn ich auch an nichts glaube, und man kann mich gern als den Ungläubigen aus dem neuen Dorf beschimpfen, an eines glaube ich bestimmt. An den Urknall und das, gleich hinterher, in Sekundenbruchteilen ausbrechende Tohuwabohu. Alles fliegt auseinander, expandiert sozusagen in Richtung Unendlichkeit, in Ewigkeit Amen.
Seit wir einen Hund haben, ein großes stattliches Tier, dem man sehr wohl ansieht, dass sein Urvater einer von den Gefährlichen und zudem wehrhaft war, ein Wolf eben, verwehre ich mir, an den Urknall zu denken und ich verweigere mich noch mehr, darüber zu sprechen. Unser felliger Freund hat einen kleinen Makel, er ist nicht schussfest. Wir hatten ihn kaum, er war vielleicht gerade neun Monate alt, da sprach ich vor einer ausgewählten Zuhörerschaft, also meinem Killerkarnickel Murkel (der lebte dazumal noch, der Rammler)) und dem, damals noch, recht kleinen Alfy, dem Harzer Fuchs Mix aus dem Tierheim, über den Urknall.
Das mit der Uhr hat er ja noch gut weggesteckt, der Haushund, aber als ich Knall sagte, fing er an zu zittern, stürzte panisch an die vermeintlich sicherste Stelle und das war in diesem Moment offenbar unter der Kellertreppe des Hauses. Das Wort Knall kommt mir jedenfalls seitdem, in seinem Beisein, nicht mehr über die Lippen. Aber die Umwelt ist eben nicht so sensibel wie ich. Da wird in den Wäldern herumgeschossen bei der Jagd, jeder Jahreswechsel, oft auch lange zuvor und danach, mit fürchterbaren, instinktlosen Geböller gefeiert und auch sonst knallt es nicht selten hierzulande. Unser Hund jedenfalls zuckt jedes Mal zusammen, will nur noch flüchten, also zieht vehement in Richtung Unterkunft, wenn wir gerade unterwegs sind.
Warum erzähle ich das eigentlich? Zum einen weil in mir irgendwo ein kleiner Astrophysiker schlummert, den ich bisher nur noch nicht erwecken konnte, der das mit dem Urgeräusch (nur zur Vorsicht, falls Hund das liest) schlüssig findet und zum anderen wieder ein Jahreswechsel ansteht, wo Lautstärke oder Häufigkeit der explodierenden Feuerwerkskörper im umgedrehten Verhältnis zu Intelligenz und Vermögen steht. Sicher wird das nicht jeder so sehen aber ich bin fest überzeugt davon. Und bevor Fragen kommen, wir zünden schon seit vielen Jahren nichts mehr auf der Gasse zu Silvester oder auch sonst.
(ORF)