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6xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 12.10.2024. Rubrik: Aktionen


Bloß nicht ansprechen

Sein Gesichtsausdruck schien permanent eine subtile Nachricht an seine Mitmenschen zu versenden: „Bloß nicht ansprechen!“ Ein Zustand, den er an seiner Natur zu lieben gelernt hatte, der aber auch durchaus seine Tücken besaß. Einmal einen freien Tisch ergattert, konnte er sich sicher sein, dass niemand auf die Idee kam ihn zu fragen: „Ist hier noch frei?“

Überwiegend, war das auch mehr als wünschenswert, gäbe es da nicht das Problem, das er seine Ruhe zwar schätzte, aber nicht ganz allein durchs Leben gehen wollte. Wie also eine Partnerin finden, wenn der Gesichtsausdruck mehr einer Warnweste als einer Einladung ähnelt? Dass er als introvertierter Mensch ebenfalls die Angewohnheit besaß, keinerlei Kontakt freiwillig aufzunehmen, erschwerte die Sache zusätzlich. Jedes unfreiwillige zusammentreffen ließ er gekonnt mit einsilbigem Smalltalk im Sande verlaufen.

Kurioserweise war er bei den Menschen, die ihn besser kannten, sehr beliebt. Er galt als amüsant und angenehm in Umgang, wenn auch meistens still. Sie suchten gern seine Nähe, was ihn immer wieder in eine Zwickmühle brachte. Seine Mitmenschen auf Distanz zu halten, ohne ihnen permanent vor den Kopf zu stoßen, war eine Kunst, die er mühsam erlernen musste und zahlreiche Opfer seines Misslingens pflasterten seinen Weg. Haderte er in seiner Jugend noch mit seinen Lebensumständen, gelang es ihm später eine gesunde Balance zu finden.

Er stellte sich schon mal die Frage, ob es seitens der Natur eine Form von Witz sei, ihn mit Kreativität zu beschenken und ihm gleichzeitig ein verschlossenes Wesen in die Wiege zu legen. Zu oft, waren es stets die extrovertierten Großmäuler, die mit manchmal doch sehr bescheidenem, sehr viel Aufmerksamkeit erhielten. Doch der Schlüssel des Lebens, lag für ihn nicht im Erfolg, sondern in der Zufriedenheit und inzwischen war er zufrieden.

Er legte seinen Warnwesten-Gesichtsausdruck auf, bevor er das Café betrat und sich an den letzten freien Ecktisch ganz hinten setzte, von wo aus er den ganzen Raum im Blick hatte. Bestellte seinen Kaffee, beobachtete und schrieb Notizen in sein Skizzenheft, woraus er später vielleicht eine Geschichte entwickeln würde. „Ist hier noch frei?“ vernahmen seine Gehörgänge einen wohligen Singsang und nachdem er den Kopf hob, zwang sein Unterbewusstsein ihn, bejahend zu nicken und den Stift zur Seite zu legen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Kargut am 12.10.2024:
Kommentar gern gelesen.
Lieber Bad, diesen Gesichtsausdruck setze ich im Zug auf . Es ist reine Notwehr bei einigen Menschen. Im Krankenhaus setze ich immer Kopfhörer auf.

Liebe Grüße
Kargut




geschrieben von lavoce am 12.10.2024:
Kommentar gern gelesen.
Geht die Geschichte noch weiter? Wäre eine gute Anfangsstory für ein Buch ...




geschrieben von Bad Letters am 13.10.2024:

Notwehr ist schön umschrieben Kargut, wäre ein schöner Titel gewesen. Danke!

MfG
Bad Letters





geschrieben von Wanda Lismuss am 13.10.2024:
Kommentar gern gelesen.
Schön erzählt Bad Letters. Das andere Extrem von Wortkargheit wäre wahrscheinlich die Quasselstrippe. Beide haben ihren Platz finde ich, trotz der Schwierigkeiten. Und für jeden Topf gibt es bekanntlich einen Deckel. Hoffentlich auch für deinen Protagonisten am Ende der Geschichte.





geschrieben von Bad Letters am 13.10.2024:

das wäre es wohl Lavoce, aber wie viele Bücher soll ich noch anfangen, die ich nicht zu Ende schreibe? 😉 Danke!

MfG
Bad Letters




geschrieben von Bad Letters am 13.10.2024:

Ja Wanda Lismuss, beide haben ihren Platz und wenn es nur darum geht, einem auf die Nerven zu gehen! 😉 Danke!

MfG
Bad Letters




geschrieben von Dan Prescot am 15.10.2024:
Kommentar gern gelesen.
Du bekommst was du bestellst...
Das was du brauchst kommt zu dir, wenn du es brauchst!
Gefällt mir!




geschrieben von Bad Letters am 15.10.2024:

Hallo Dan Prescot, das freut mich sehr zu lesen und ich danke ganz herzlich!

MfG
Bad Letters


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