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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Federteufel.
Veröffentlicht: 30.08.2024. Rubrik: Unsortiert


Drei neue Fabeln

1
Der Hai als Ratgeber

Ein Hering und ein Dorsch klagten sich ihr Leid. Ich habe mir, sagte der Hering, vor nichts und niemandem den Rücken verbogen, bin immer geradeaus geschwommen, ohne nach Amt und Würden zu schielen. Trotzdem räuchern mich die Menschen und nennen mich einen Bückling. Es ist deprimierend.
Du bist nicht der Einzige, der sich über die Gedankenlosigkeit der Menschen beklagen kann, erwiderte der Dorsch. Mein Leben lang habe ich mich vor den Mächtigen und Begüterten verneigt, und trotzdem bin ich für sie nichts anderes als ein steifer Stockfisch. Wie entwürdigend!
Ja, sagte der Hering, irgendetwas haben wir falsch gemacht. Nur weiß ich nicht, was.
Da könnte ich weiterhelfen, sagte ein riesiger Hai, der die beiden belauscht hatte. Ihr seid immer mit dem Schwarm geschwommen und habt nie Zähne gezeigt. Wie sollen die Menschen euch da achten? Aber wenn man überleben will, muss man Zähne zeigen.
Der Hai öffnete sein Maul und verschlang beide.

2
Hornisse und Skorpion

Eine Hornisse und ein Skorpion stritten sich, vor wem die Menschen mehr Respekt hätten.
Sicherlich vor mir, behauptete die Hornisse. Kaum sehen sie mich, schon rennen sie laut schreiend davon.
Vor dir?, sagte der Skorpion, was redest du da! Du brauchst doch eine ganze Armee, um dein Nest zu verteidigen. Als einzelne Hornisse bist du doch weniger als ein Nichts. Aber ich! Ich kann, wenn ich will, mit einem einzigen Stich einen Feind töten.
Und der Skorpion fing an, blind vor Eifer mit seinen Fähigkeiten zu prahlen.
Das hörte ein alter Uhu, der auf dem Ast einer Zeder saß. Er schoss herab und schnappte sich den Skorpion. Prahl ruhig weiter, sagte er, biss ihm den Stachel ab und verschlang ihn.


3
Tintenfisch und Makrele

Eine Makrele beobachtete einen Tintenfisch, wie er auf der Flucht vor einem Seehecht seine Tintenwolke ausstieß. Als die Sicht wieder klar war und sich der Tintenfisch vom Schrecken einigermaßen erholt hatte, fragte sie:
Warum schreibst du nicht mal ein Buch? Genug Tinte hättest du ja.
Was soll ich mit einem Buch?, antwortete der Tintenfisch, immer noch keuchend. Glaubst du denn, ein Buch hätte mir eben das Leben gerettet?

counter4xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Bad Letters am 31.08.2024:

Drei lesenswerte Fabeln Federteufel.
ich denke, dass jede Lebensstrategie ihre Vor und Nachteile hat und wer gerne seine Zähne zeigt, ist vielleicht satter als ein anderer, dafür aber oft sehr einsam.

MfG
Bad Letters


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