Veröffentlicht: 01.07.2024. Rubrik: Unsortiert
Die Hofdame
Heute sah ich zwei Frauen, die mir die nachfolgenden Gedanken erzeugten. Eine von beiden redete fast unentwegt wichtig über alles und jedes, baute, bauschte sich auf, während die andere offenbar dankbar zuhörte.
Manche sind zur Macht geboren. Ob das eine Auszeichnung oder Anmaßung ist, kommt auf den Standpunkt des Betrachters an. Oft sind die Mächtigen jedoch nur deshalb stark und zufrieden, weil ihnen eine andere Person Hilfe, Unterstützung leistet bzw. nur das Gegengewicht des „Empfängers“ bildet . Das kann die gute Freundin sein oder auch die Ehefrau im Schatten eines Erfolgreichen.
Jedenfalls: manche sind in der Position des/der Mächtigen, andere wiederum in der Position der ergänzenden, unterstützenden Funktion. Diese Symmetrie kann von beiden erwünscht sein, dann ist es völlig in Ordnung. Es kann aber sein, dass die abhängige Person ganz andere Interessen und Ansichten hat, diese aber nicht zu verteidigen weiß oder sich nicht traut. Vielleicht ist sie sich ihrer selbst so wenig sicher, dass sie sich dem starken Gedanken der Begleitung unterordnet. Das auch ist dann in Ordnung, wenn es ihr gefällt. Aber es gibt auch Hofdamen, die sich ausgenutzt fühlen.
Deren Existenz von dem/der mächtigen Gefährt/in nur benutzt wird, weil sie sich allein nicht trauen, weil die „Verhältnisse, die sind nicht so…“
Die Hofdame aber sieht verschiedentlich Dinge, hört Auffassungen, denen sie keinesfalls zustimmen würde, denen sie aber nicht zu widersprechen wagt. Sie ist in einer Abhängigkeit gefangen. Auch sie hat ja möglicherweise gewisse Vorteile, die sie nicht infrage stellen möchte.