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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 17.05.2024. Rubrik: Unsortiert


Seelenfresser

Dort wo sich der Halm im Winde wiegt, die Eule dir ein Gutenachtlied singt und der Wolf den Mond anheult, während der Adler hoch ob seine letzte Rund zieht, dort findest du den Ursprung unseres Lebens und dort hat uns Mutter Natur ein Grün in die tiefen unserer Seele gelegt. Über unzählige Generationen reiften wir in ihrem Schoß und entwickelten uns zu dem, was uns heute ausmacht. In dieser Umgebung finden wir unsere Balance. Dieser Ursprung ist so tief in uns verwurzelt, dass er dir heute noch förmlich entgegenspringt, wenn du dich aus deinen Mauern befreist und einen Wald betrittst.

Man wird nicht mehr wissen, welcher verirrte Gedanke einst auf die Idee kam, unsere Seelen von Beton und Wänden zu umgeben und diese wie Geschwüre in das Grün zu Pflanzen und dort ins unermessliche wachsen zu lassen. Moloch für Moloch entstand und sie überziehen wie Akne unseren Planeten. Hier findest du kaum Grün, keine Eule, keinen Wolf oder Adler. Hier wachsen nur verkümmerte Seelen, an denen der Moloch schon seit ihrer Geburt saugt.

Wie soll ein Mensch sich normal entwickeln, wenn man ihn getrennt vom Nabel seines Ursprungs wachsen lässt? Wie soll ein Kind das Lächeln lernen, wenn es von kaltem Beton erdrückt wird? Hier reifen Kinder, an deren Ohr noch nie der Klang des Waldes gedrungen ist und die glauben, dass Möhren im Supermarkt wachsen. Hier gedeihen Menschen, deren erster Atemzug schon von Benzol geschwängert wurde und deren Lungen Tag für Tag und Nacht für Nacht die Gifte des Molochs inhalieren.

Der Moloch pulsiert in seinem Herzen und in der Nacht verbirgt er seinen Unrat unter seinen blinkenden Lichtern, die Ströme von Menschen locken, die glauben, in ihm ihr Glück zu finden. Doch Glück ist hier Mangelware und nicht allen wird es gelingen, es auch zu bergen. Die meisten werden einfach vom Lärm, Smog und sozialer Eiseskälte verschluckt. Stück für Stück wird sich die Verrohung in ihrer Seele mehren und über ihre Lippen und ihr Handeln Ausdruck finden. In ihrem Blick entdeckst du oft das gehetzte und einen Schimmer von Wahnsinn, der von Angst genährt wird, die in dunklen Ecken lauert.

Du wirst die wahre Natur des Molochs nicht erkennen, wenn du ihn nur besuchst, um dich zu zerstreuen. Du musst dorthin gehen, wo das Leben jede Minute Kampf ist, wo dein Leben an einem seidenen Faden hängt, wenn du in das falsche Viertel einbiegst. Hier findest du die wahre Seele des Molochs. Hier hörst du sein Schmatzen, wenn er an unzähligen Seelen saugt. Wie ein Parasit frisst er sich in das menschliche und lässt im schlimmsten Fall nur noch eine leere Hülle zurück.

Wenn du den Ursprung suchst, warum diese Welt aus den Fugen gerät, dann ist es möglich, dass du ihn im Geschwür des Mollochs findest, denn er ist von unnatürlicher bösartiger Natur.

Dort wo sich der Halm im Winde wiegt, die Eule dir ein Gutenachtlied singt und der Wolf den Mond anheult, dort findest du den Ursprung unseres Lebens. Dort hat uns Mutter Natur ein Grün in die tiefen unserer Seele gelegt und keinen Beton!

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Marlies am 18.05.2024:
Kommentar gern gelesen.
Der Stadtmensch

Mit offenen Augen nichts sehen.

Hören aber nicht lauschen.

Stinkende Abgase riechen aber keinen Duft wahrnehmen.

Ich wünsche mir:
Innehalten ,
Achtung voreinander, Lebensfreude,
Spielen auch im Alter,

Und Menschen wie
Bad Letters die immer wieder zum Nachdenken anregen. 👍






geschrieben von Bad Letters am 18.05.2024:

Dankeschön Marlies und ich bin mir sicher, die gibt es dort auch!😉 Ich mag Großstädte nicht und halte mich möglichst fern, aber für viele Menschen scheinen sie der heilige Grahl ihrer Lebensverwirklichung zu sein. Jeder wie er mag. Danke!

MfG
Bad Letters





geschrieben von Endzeit Rockers am 18.05.2024:
Kommentar gern gelesen.
Seelenfresser,

hatte mal ein Lied mit dem Titel.
Aber die Aufnahme war nicht gelungen
und hab ihn daher verworfen.

Aber evtl. passt der Text hier zu deiner Geschichte.

Lass mich allein
Lass mich zurück
Gib meiner Seele, den Eintritt frei
Lass mir den Tag
Gib mir die Nacht
Was hast du über all die Jahre, nur aus mir gemacht
Oh, die Sekunden, all die Zeit
Alte Bilder, alles nur verstreicht
All der Rauch, all das Feuer
Oh, gezahlt wird teuer
Viel zu alt und schütteres Haar
Zeigt nur wie gern, ich ein Vogel wäre
Der Schlag
Zahl dein Sold
Erschüttert, aber noch lange nicht
Zum gehen bereit




geschrieben von Bad Letters am 19.05.2024:

Hallo Endzeit Rockers
Eventuell passt das, je nachdem, wie man meinen Text auffasst. Danke!

MfG
Bad Letters


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