Veröffentlicht: 05.03.2019. Rubrik: Nachdenkliches
Zufällige Begegnung
Gestern, als ich aus dem Haus ging und den Weg zur Straßenbahn einschlug, kam er mir entgegen und er trug tatsächlich wie damals seinen Hut auf dem Kopf. Unwillkürlich dachte ich, dass er wie ein Mann von Welt aussähe. Ich hätte ihn gerne länger betrachtet, ohne etwas zu sagen, aber da kam er schon auf mich zu, tippte grüßend an seinen Hut und lächelte. Ich dachte, wie gut er immer noch aussieht, obwohl wir uns sicher seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen hatten.
Als er mich dann anblickte und in einem melodischen Tonfall fragte, ob ich wüsste, wo diese oder welche Straße wäre und ich stockend antwortete, diese Straße sei mir kein Begriff und jene Straße leider auch nicht und ich tief Luft holen musste, weil mich seine Anwesenheit so außer Fassung brachte, da merkte ich doch, dass er gar nicht wusste, mit wem er hier redete. Aber weil er lächelte und sich bedankte und ganz so war, wie ich ihn immer am liebsten gesehen hatte und in meiner Vorstellung immer noch sah, da sagte ich nichts davon, dass wir uns doch eigentlich kannten. Schließlich ging er davon, nach unserem kleinen Gespräch und ich sah ihm sinnend hinterher, ein klein wenig bedauernd zwar, aber mit dem Wissen in meinem Inneren, dass unsere zufällige Begegnung doch richtig verlaufen war und ich sie gar nicht hätte anders haben wollen.