Veröffentlicht: 03.05.2024. Rubrik: Persönliches
Endlich frei! Wie wird es wohl sein?
Nun ist es doch noch einmal geschehen, obwohl ich eigentlich vorhatte, nie mehr in einem neuen Lyrik-Forum zu Schreiben. Da schließen sich Fragen an, die zwar keiner Antwort bedürfen, aber die, so bunt wie schimmernde Seifenblasen, durch mein Zerebrum ziehen. Bin ich etwa ein Forumsjunkie? Der Selbstdarstellung bis zum bitteren Ende verfallen? Unfähig, dorthin zurückzugehen, wo ich ursprünglich einmal angefangen habe?
Es jährt sich noch nicht das Jahr, seit ich mein letztes Lyrik-Forum aus freien Stücken verlassen habe. Es war mir einfach nicht mehr möglich dort weiterzuschreiben, ohne darauf weiter eingehen zu wollen, auch wenn die Neugier vielleicht gerade auf des Lesers Nase brennt.
Die erste Zeit ohne Forum war sehr arbeitsintensiv und ich habe es deshalb nur temporär vermisst. Sich auf neue Situationen einzustellen und Pfade zu betreten die noch unbekannt vor mir liegen ist etwas, das ich nur zu gut kenne. Der Blick zurück ist keiner der mir liegt, auch wenn er stets etwas bereithält, aus dem ich Entwicklung abzuleiten vermag. Das Leben ist zumeist keine Einbahnstraße und Linearität ein Zustand, der einen wenig vom Leben spüren lässt.
Was wäre ein Meer ohne Wellen? Wie könnten wir Glück fühlen, wenn es kein Pech gäbe? Sicher sind das abgedroschene Binsenweisheiten, die aber einen Funken Wahrheit ihr Eigen nennen, wenn man den passenden Standpunkt dazu auswählt. Jetzt bin ich hier also unverhofft gestrandet. Da ich schon lange nicht mehr aktiv nach einem neuen Lyrik-Forum Ausschau gehalten habe, könnte man auch sagen, die Zufälle des Lebens haben mich hier angespült.
Mein erstes Aufeinandertreffen mit der Forumsoberfläche war eher passiv interessiert und es vergingen einige Tage, bis sich mein Bewusstsein näher mit dem Forum beschäftigen wollte. Es dauerte aber nicht lange und es keimte eine Erinnerung in mir, dass ich bereits vor Jahren einmal auf dieser Forumsseite gelandet bin. Da muss das Forum aber noch in den Kinderschuhen gesteckt haben und wenn ich ehrlich bin, ist es aus diesen auch noch nicht wirklich entwachsen.
Das soll keine Kritik, nur eine Feststellung, sein. Alles, was einmal groß wird, hat schließlich einmal klein angefangen. Entwicklung benötigt Zeit und Engagement und zumeist auch eine große Portion Glück. Einmal in etwas ganz kleines investieren zu wollen, war schlussendlich der Antrieb für mich, warum ich mich angemeldet habe. In größeren Foren habe ich lange genug mein Unwesen getrieben und dort gibt es nichts mehr, was ich nicht zur Genüge kenne. Aber wie wird es wohl sein, in so einem kleinen Forum zu schreiben? Wie wird es wohl sein?
Zuerst einmal anstrengend, das kann ich euch vorab verraten! Nach der doch recht einfach gehaltenen Anmeldeprozedur, die selbst ich problemlos hinbekommen habe, und bei der ich zum Glück auch kein polizeiliches Führungszeugnis bereithalten musste, wurde ich vom Chef erst einmal 30 Tage in Quarantäne gesteckt! Ja ist denn schon wieder Coroni oder was? Gut, wenn ich ehrlich bin, und ich vor meiner Tür stehen würde, würde ich mich auch erst nach einer gründlichen Prüfung hereinlassen!
Jetzt ist es nur so, wenn man einen Bad so lange vor seiner Tür herumstehen lässt, dann kommt der razfaz auf dumme Gedanken. So fing ich also an, heimlich und unbeobachtet, durch die Seiten dieses Etablissements zu schleichen. Mucksmäuschenstill war es in den Gängen, als wenn sich alles im Tiefschlaf befände.
Ich öffnete ein Türchen nach dem anderen, um zu schauen, was sich wohl dahinter verbirgt. Lauter leckere Buchstabensüppchen fand ich vor und nach ihrem Verzehr habe ich artig etwas hinterlassen. Nein, natürlich keinen Haufen, eure Phantasie möchte ich nicht haben! Also ehrlich! Es kam mir eher vor, als wenn ich einen ganzen Adventskalender Türchen für Türchen in einem Rutsch vernascht hätte! Leider fiel mir direkt auf, dass auch meine Hinterlassenschaften erst einmal in Quarantäne verschoben wurden! Hm, das deutete eindeutig auf eine Trollphobie hin.
Nun gut, verstehe ich! Das Internet ist voll von Trollen und wenn man die erst einmal reinlässt, wird man die meist erst nach einer Menge Ärger wieder los. Zwangsverordnet musste ich mich also in Geduld üben, weil ich noch nicht richtig mitspielen durfte. Das erinnerte mich an meine Kindheit, da durfte der Bad auch nie mitspielen. Kurzzeitig machte mich das ganz traurig aber eine Idee riss mich schnell wieder aus meiner Depression.
„Bad, du könntest einfach die Zeit überbrücken und etwas Neues in die Tasten kloppen!“, sagte ich zu mir, obwohl ich mich nicht wirklich gern mit mir unterhalte! „Während der Coroni Quarantäne hast du das schließlich auch ständig gemacht.“ Gedacht getan, und schwupps, war ein neuer sinnloser Text fertig. Jetzt verhielt es sich nur so, dass meine Quarantäne doch viel länger dauerte als erhofft.
Der Chef scheint wirklich sehr gründlich vorzugehen und anscheinend mit dem Mikroskop nach versteckten Botschaften zwischen den Zeilen meiner Stories und Kommentare zu suchen und das, wo ich mir doch extra Samthandschuhe beim Formulieren verordnete, um nicht schneller wieder aus der Tür zu fliegen, durch die ich irgendwie noch gar nicht so richtig hindurchgekommen war.
„Es ist wie es ist“, dachte ich so bei mir, „mach das Beste draus Bad“, und vielleicht lässt der Chef ja irgendwann Gnade walten und dich einfach durch die Tür schlüpfen ohne das noch der Ganzkörperscanner zum Einsatz kommt oder er vielleicht vorhat, mir seinen Finger in meinen … na, das Bild möchte ich jetzt nicht in eure Köpfe setzen, dafür kennen wir uns noch nicht gut genug!
Jedenfalls bin ich noch fix und fertig von der ganzen Warterei und das ich bad bin war mir ja immer bewusst, aber so bad nun auch wieder nicht, dass ich das verdient hätte. Selbst schuld sage ich euch, was gebe ich mir auch für ein bescheuertes Pseudonym und veröffentliche eine Vorstellung, die beim Forumsbetreiber direkt alle Glocken der Vorsicht läuten lässt. Nun, jetzt ist die Warterei endlich abgeschlossen und ich bin frei! Endlich frei!