Veröffentlicht: 28.04.2024. Rubrik: Persönliches
Ode an meinen Papierkorb
Du, ich weiß, wir hatten in letzter Zeit unsere Differenzen, du wolltest fast alles fressen, was ich meinen Lesern vor ihre Linsen knallen wollte. Ich gebe ja zu, dass du wirklich zu kurz gekommen bist, während ich den Leser mit meinem Unrat geradezu verwöhnte. Vielleicht sollten wir unsere Beziehung einmal überdenken! Es ist ja schließlich auch nicht normal, dass wir beide so ein intimes Verhältnis pflegen.
Es ist aber auch so schön, etwas ganz tief in dich hineinzustecken und dass du dann immer so knisternde Geräusche von dir gibst, macht mich ganz scharf! Du bist aber auch ein unersättliches Luder und wenn es nur nach dir ginge, würde ich nichts anderes mehr machen, als dich mit allem zu befüllen, was ich so schreibe.
Aber so geht das nicht meine Liebe, ich habe schlichtweg einen Ruf zu verteidigen und wenn ich nicht mindestens einmal am Tag irgendwelchen Buchstabensalat veröffentliche, gehen meine Leser direkt flöten. Es gibt einfach zu viele treulose Seelen. Nein, du natürlich nicht! Du bist doch mein Ein und Alles!
Warum möchtest du dauernd, dass ich es dir Beweise? So funktioniert Liebe aber nicht! Liebe ist Vertrauen und Respekt und da muss man sich nicht dauernd gegenseitig etwas reinstecken, um das glaubhaft zu machen. Irgendwas verstehst du da falsch, es heißt ja schließlich, Sex ist die schönste Nebensache der Welt und nicht unsere Hauptbeschäftigung. Wie lange sollte ich das auch durchhalten?
Sicher gehe ich manchmal ganz schön ran, wenn ich dich so vollstopfe, aber irgendwann werde ich halt auch müde. Habe deshalb doch bitte etwas mehr Verständnis! Nein, ich verspreche dir nicht, dass du meine nächste Story ganz sicher bekommst. Stell dir doch nur vor, mir würde tatsächlich mal eine inspirierende Geschichte einfallen?
Ja, du hast recht, ich sollte meine Trauben nicht zu hoch hängen, aber man wird doch wohl noch träumen dürfen. Ich mag es übrigens, wenn du so ganz ohne dastehst, also ohne Mülltüte. Keine Angst, ich passe schon auf und zieh es vorher schnell wieder raus, um dich nicht ungewollt zu beflecken. Aber so besudelt gefällts du mir auch, das bleibt aber unter uns.
Was sagst du, du magst es, wenn ich so frivol daherrede. Aber ich bitte dich, unter der Gürtellinie ist nicht mein Niveau, das beginnt doch erst viel tiefer. Wo ich recht habe, habe ich recht, sagst du. Du hättest auch ruhig mal lügen dürfen, du weißt doch, ich vertrage Kritik nicht so gut.
Oh, du bist so süß, ich wusste doch, dass du mir die Geschichte zurückgibst, damit meine Leser nicht unterversorgt sind. Mein täglich Bad gib mir heut, und an guten Tagen, wird mir sogar manchmal vergeben.