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geschrieben 2023 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 22.11.2023. Rubrik: Aktionen


Es war einmal ein Pony (November- Aktion)

Thema: Märchen

Es war einmal ein Pony, das wollte gerne ein Einhorn sein. Also lief es in den Märchenwald, in der Hoffnung dort jemanden zu finden, der es in ein Einhorn verwandeln könnte.
Der Pfad in den Wald hinein war sehr schlammig und schon nach kurzer Zeit, war sein weißes Fell mit Schlamm bespritzt. So hatte es sich den Märchenwald nicht vorgestellt. Auch gab es kaum etwas zu fressen. Die Zweige, der Bäume, hingen viel zu hoch und die Farne und Moose schmeckten fürchterlich. Da stieg dem Pony ein süßer Geruch in die Nüstern.
Es folgte dem Geruch und stand plötzlich vor einem Lebkuchenhaus. Der Vorgarten war umzäunt mit Zuckerstangen und das Pony fing sogleich an, an ihnen zu knabbern.
Ein Fenster des Lebkuchenhauses flog auf und eine alte Frau lehnte sich heraus. Sie fragte: „Wer knabbert an meinem Häuschen?“
Ertappt schaute das Pony auf.
„Entschuldigung“, sagte es und erklärte. „Ich bin auf der Suche, nach jemandem der mich in ein Einhorn verwandeln kann. Und als ich hier vorbei kam, roch es einfach zu gut. Genaugenommen habe ich auch garnicht am Häuschen geknabbert, sondern nur am Zaun.“
„Soso“, sagte die Frau, offenkundig eine Hexe. „Zu deinem Glück, esse ich keine Ponys.“
„Ähm, ja“, erwiderte das Pony. „Wenn Sie eine Hexe sind, kennen Sie dann einen Zauber, der mich in ein Einhorn verwandelt?“
„Nein, tut mir leid. Für solche Zauber bin ich nicht zuständig“, meinte die Hexe.
„Kennen Sie denn jemanden, der das kann?“, fragte das Pony nach.
„Nein. Das ist ein unüblicher Zauber für Hexen.“
„Okay, dann werde ich weiter suchen“, meinte das Pony und schritt eilig den Weg weiter. Etwas mulmig war ihm doch zumute, da es doch von den Süßigkeiten der Hexe genascht hatte.
Es fiel in einen lockeren Trab und brachte schnell einige Meter zwischen sich und das Hexenhaus.

Dann hörte es ein fröhliches Pfeifen. Neugierig späte es hinter einem dicken Baumstamm hervor.
Dort wanderte eine Gruppe Zwerge, mit Spitzhacken über der Schulter, auf es zu. Sie bemerkten das Pony und verstummten.
Das Pony fragte: „Seid ihr die sie…“ Es unterbrach sich, denn es zählte nur sechs Zipfelmützen. Aber hieß es nicht die sieben Zwerge?
„Ja, schon richtig“, sagte der vorderste Zwerg. „Wir sind die berühmten sieben Zwerge. Allerdings sind wir nur noch zu sechst. Klaus ist in die Stadt gezogen. Er hatte keine Lust mehr auf das Hacken und wollte lieber eine Solokarriere starten.“
Es klang etwas beleidigt, wie er das so sagte. Das Pony entgegnete vorsichtig: „Oh, achso.“
„Was macht denn so ein kleines Pony hier, so alleine im Wald?“, fragte ein anderer Zwerg.
Kleines Pony. Das klang von einem Zwerg, der nicht einmal über des Ponys Rücken schauen konnte etwas seltsam.
Selbstbewusst entgegnete das weiße Pony: „Ich will ein Einhorn werden! Kennt ihr jemanden, der das möglich machen kann?“
„Nein“, sagte der erste Zwerg. „Von so etwas habe ich noch nie gehört. Als Einhorn wird man geboren. So wie ein Braunbär, oder ein Fuchs auch geboren wird. Davon abgesehen, gibt es keine Einhörner mehr. Die sind ausgestorben.“
„Ja, das sind sie“, pflichtete ein weiterer Zwerg ihm bei. „Haben zu viele Leute Jagd auf sie gemacht. Wegen der Hörner, die braucht man für alle möglichen Salben und Zauber.“
„Und wegen der Einhornmagie“, ergänzte der zweite Zwerg. „Also ich möchte kein Einhorn sein, da ist man doch nirgendwo mehr sicher.“
„Wie ihr meint“, sagte das Pony. Es würde sich doch nicht von so ein paar Zwergen entmutigen lassen. Es wendete sich zum Gehen.
„Falls du deiner Suche überdrüssig wirst“, meinte der erste Zwerg. „Wir könnten noch ein starkes Pony gebrauchen, das uns mit dem Geröll hilft und einen Wagen ziehen kann.“
„Danke für das Angebot. Aber ich werde weiter suchen.“
„Wie du meinst. Dann viel Erfolg!“

Das Pony lief weiter und der Wald lichtete sich etwas. Es kam an einem Wegweiser vorbei, auf dem ein Pony abgebildet war. War hier ein Weg für Ponys ausgeschildert?
Wohin mochte er führen?
Wer hatte den Wegweiser aufgestellt?
Konnte es ihm bedenkenlos folgen?
Da das Pony keine Idee hatte, wohin es sonst gehen sollte, folgte es dem Schild.
Der Pfad war verschlungen und führte schließlich an einer Schlucht entlang. Dem Pony war etwas mulmig zumute. Da entdeckte es eine Höhle.
Vorsichtig näherte es sich dem Eingang. Alle seine Muskeln waren gespannt und bereit für eine plötzliche Flucht.
In der Höhle war jemand. Als derjenige, das sich nähernde Pony, bemerkte, trat er an den Höhleneingang.
„Ah, hallo!“, grüßte der Mann. Er hatte einen spitzen Hut auf und zottelige graue Haare. Sein Umhang war vielleicht mal blau gewesen. Jetzt war er verblichen und hatte eine undefinierbare Farbe. Freundlich blickte der Mann, der verdächtig nach Zauberer aussah, dem Pony entgegen, als habe er niemand anderen erwartet.
„Guten Tag“, meinte das Pony. „Ich suche jemanden, der mich zu einem Einhorn machen kann.“
„Da bist du hier genau richtig“, meinte der Mann.
„Wirklich?“, fragte das Pony hoffnungsvoll.
„Vor vielen Jahrzehnten sind die Einhörner ausgestorben. Das fand ich unglaublich traurig. Der Welt fehlte ein Stück Magie. Deswegen habe ich nach einem Zauber gesucht, Einhörner zu erschaffen. Vor einigen Jahren habe ich dann endlich einen Zauber geschaffen, der aus einem Pferd, oder einem Pony, ein Einhorn macht.“ Der Zauberer kam aus der Höhle heraus und begann, um sie herum zu gehen. Das Pony folgte ihm.
„Zuerst suchte ich nach weißen Pferden, um die typischen weißen Einhörner zu erschaffen. Aber ich stellte schnell fest, dass viele Pferde den Wunsch hatten, ein Einhorn zu werden. Und so beschloss ich aus jedem Pferd, dass das will, ein Einhorn zu machen und ihnen hier ein beschütztes Zuhause, versteckt vor bösen Hexen, zu geben.“
Hinter der Höhle erstreckte sich eine weite Wiese und dort tummelten sich jede menge Einhörner, in allen Farben und Größen. Es gab Rappen, Schimmel, Füchse, Braune, Falben, Schecken und Palominos. Große Kaltblüter, feine Araber und kleine, zottelige Ponys.
Die Augen des weißen Ponys leuchteten.
„Also, bist du bereit?“, fragte der Zauberer.
Das Pony wieherte begeistert.
Der Zauberer zog seinen Zauberstab und sprach seinen Zauberspruch, in einer fremden, alten Sprache.
Das Pony spürte Kraft durch seine Adern strömen und schon war der Zauber vollendet.
„Vielen Dank“, rief es noch, bevor es zu den anderen Einhörnern rannte. Seine Hufe flogen über den Boden und es schien fast, als würde es fliegen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, galoppieren die Einhörner immer noch durch ein entlegenes Ende des Märchenwalds.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Jens Richter am 22.11.2023:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Nordlicht,
ich habe mich sehr gefreut, dass Du ein eigenes Märchen verfasst hast.
Du hast zwar einige Figuren und Elemente der klassischen Märchen eingeflochten, aber das tut der Sache keinen Abbruch.🦄🧙‍♂️
Dein Märchen liest sich gut und ist kurzweilig geschrieben.
Viele Grüße aus dem Sächsischen, Jens





geschrieben von Nordlicht am 22.11.2023:

Danke Jens,
ich wollte erst zu einem bekannten Märchen etwas schreiben, aber dazu ist mir nichts eingefallen, was nicht schon erzählt wurde.
Freut mich, dass es dir gefällt.
Viele Grüße aus dem Norden




geschrieben von Babuschka am 23.11.2023:
Kommentar gern gelesen.
Da kann ich Jens nur zustimmen. - Mit Vergnügen gelesen!
Viele Grüße aus dem bayerischen Süden.




geschrieben von Lutti am 25.11.2023:
Kommentar gern gelesen.
Sehr hübsches Märchen




geschrieben von Christelle am 26.11.2023:
Kommentar gern gelesen.
Ein wunderschönes Märchen, Nordlicht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das Pony einen Zauberer findet, der seinen Wunsch erfüllt. Ich dachte, es müsste zum Schluss die Flucht vor einem Pferdefänger antreten.
Ein Märchen, in dem lang gehegte Träume wahr werden, gefällt besonders.Das Pony war bei seiner Suche auch sehr hartnäckig.

Liebe Grüße

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