Aufschnaufen

Belämmert und desillusioniert suchte ich nach einem praktikablen Ausweg. Verheiratet, jedoch im Grunde alleinstehend. Wenn ich nur alleinstehend gewesen wär! Emotional im Stich gelassen vom Lebenspartner sah ich mich um. Verweigerte er doch jeglichen Urlaub, jeden noch so flüchtigen Gedanken daran.

Nach trostlosem Hin und Her fand ich schließlich zur Familienerholung von Caritas. Dort sollten sowohl Alleinerziehende, als auch Familien gut aufgehoben sein. Nordsee wurde angeboten, Ostsee, Erzgebirge und Havelland. Ich entschied mich für das Nächstliegende, für Wagrain, nahe St. Johann in Österreich, im Gebirge. Da fuhr ich hin mit vollbeladenem Auto. Ganz alleine ließ man mich fahren mit meinen zwei noch so kleinen Kindern. Ganz allein die weite Strecke am Steuer, stundenlang, mit zwei Kleinkindern auf dem Rücksitz. Aber es ging alles gut.

Sogar mit meiner kleinen Iris, gerade Drei geworden. Ein Mamakind, ein Butzerl, das bei keinem blieb, dagegen anbrüllte, das immer um mich rum sein wollte, mich dabei aber nicht anstrengte. Wenn sie müde wurde, und auch sonst gern zwischendurch, nuckelte sie selbstvergessen an ihrem Daumen und gab sich damit zufrieden. Um die Kleinen kümmerten sich viele Betreuer, drei hatten sich ehrenamtlich hinzugesellt.

Einmal sind sie Eisessen gegangen bis ins Dorf. Es war ein weites Stück zu Fuß, am Waldsaum entlang. Als die Kleine Iris auf dem Rückweg im Gehen einzuschlafen drohte, hat sie der Chris getragen, eine halbe Stunde lang, das ganze Stück. Und ein Kind wird schwer dabei. Aber es gab kein Murren und kein Beschweren, Hauptsache die Knirpse waren umsorgt. Meine Beiden, Annika und Iris, fühlten sich außerordentlich wohl, die Kleine vergaß, dass sie zur Mama wollte, und ich kam vierzehn Tage lang endlich einmal zur langersehnten, und ergiebigen Ruhe. Keine einzige Ansichtskarte habe ich geschrieben, vor lauter 'das-Ausruhen-Genießen'. Es war schön! Ein nachträgliches Danke.

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