Veröffentlicht: 16.07.2023. Rubrik: Unsortiert
Die Liebe in Zeiten von Tofu und Kichererbsen
Während sich viele Liebespaare des 20. Jahrhunderts noch mit Problemen herumschlugen wie „Wer bringt den Müll runter?“, „Wer putzt diese Woche das Bad?“ oder „Wer bleibt daheim bei den Kindern?“, hat sich in den letzten Jahren klammheimlich, abseits des Mainstreams eine ganz neue Herausforderung für harmonische Paarbeziehungen herauskristallisiert - der Veganismus.
Können eine Veganerin (meist weiblich) und ein Fleischesser (meist männlich) in Frieden zusammenleben oder sogar glücklich werden bzw. bleiben? Kann ich meinen Mann noch küssen, nachdem er sich gerade ein saftiges Steak einverleibt hat? Darf ich noch das Bett mit ihm teilen, um dort mit ihm der „Fleischeslust“ zu frönen? Was wiegt schwerer – die Liebe zu meinem Partner oder das Tierwohl? In den sozialen Netzwerken werden diese Fragen schon länger diskutiert und eine Lösung ist bereits in Sicht: Dating-Apps für Veganer!
Ich für meinen Teil bin nicht geneigt, meine langjährige Beziehung zu beenden, und setze stattdessen auf Toleranz und Kreativität. Das zeitgleiche Kochen von zwei unterschiedlichen Gerichten erfordert jedoch eine gewisse Planung und entwickelt sich für mich oft zu einer abendfüllenden Angelegenheit. Da mein Mann bei uns fürs Geschirrspülen zuständig ist, habe ich mir angewöhnt, möglichst wenig Kochgeschirr zu verunreinigen. Ich lege also los mit zwei Pfannen und einem Topf. Kennt ihr vielleicht die Geschichte von dem Mann, der einen Wolf, eine Ziege und einen Kohlkopf in einem Boot über den Fluss bringen soll? Dabei darf er die Ziege nicht mit dem Kohl alleinlassen und natürlich auch nicht den Wolf mit der Ziege, weil das halt nicht so gut harmoniert.
Keine Ahnung, warum mir beim Kochen immer diese Geschichte in den Sinn kommt...
Zuerst schenke ich mir ein Glas Wein ein, um mich für den Kontakt mit dem tierischen Produkt zu wappnen. Die Zwiebelwürfel und den Knoblauch brate ich zusammen in einer Pfanne an – harmoniert hervorragend! Das Endprodukt wird in einer Schüssel zwischengelagert. Mit spitzen Fingern werfe ich dann das Rinderhack in die eine Pfanne, während in der anderen Pfanne die Tofuwürfel ein wenig Farbe annehmen. Zwischendurch setze ich noch das Nudelwasser auf. Ich würde zwar lieber Vollkornnudeln essen, aber mein Herd verfügt leider nur über drei Kochstellen. Das fertige Hackfleisch darf sich nun ein wenig in einer Schüssel entspannen, während ich die Zwiebeln und den Knoblauch aus der ersten Schüssel wieder in die große Pfanne schütte – es gibt ja noch Gemüse! Die Paprika- und Zucchiniwürfel verbinden sich anstandslos zu einer perfekten Gemüsepfanne, aber die Harmonie währt nicht lang... In der Zwischenzeit greife ich immer wieder zu meinem Weinglas, während die Nudeln zweimal überkochen. Zu guter Letzt wandert die Hälfte der Gemüsepfanne zu den Tofuwürfeln, während das Hackfleisch aus der zweiten Schüssel das restliche Gemüse in eine „Gemischte Gemüsepfanne“ verwandelt.
Guten Appetit!