Veröffentlicht: 05.11.2022. Rubrik: Lustiges
Kein Anschluss unter dieser Nummer!
Ich war schon 14, als meine Eltern in unserem neu gebauten Eigenheim einen Telefonanschluss legen ließen. Ich kannte niemanden, mit dem ich gerne telefoniert hätte und strafte das Gerät mit Missachtung. Ab und zu wählte ich höchstens mal die Nummer der Zeitansage, wenn meine Armbanduhr stehengeblieben war.
Der Siegeszug des Mobiltelefons in den 90ern ließ mich ebenfalls völlig kalt. Es ist mir bis heute unbegreiflich, warum eine Privatperson rund um die Uhr erreichbar sein möchte. Außerdem kann ich überhaupt kein Vertrauen zu diesem Kommunikationsmittel aufbauen und werde das Gefühl nicht los, dass es immer, wenn man es am dringendsten braucht, kläglich versagt (kein Netz verfügbar, Teilnehmer nicht erreichbar, Akku leer).
Schon bald wünschte sich unsere Tochter ein Handy zum Geburtstag. „Dann weißt du immer, wo ich gerade bin!“ Ich war sehr skeptisch und vertröstete sie immer wieder auf später. Mit 13 kaufte sie sich ihr erstes Nokia von ihrem Taschengeld, das Dank ihrer beiden Omas schon zu einem beachtlichen Guthaben angewachsen war. Danach führte ich jahrelang recht einseitige Gespräche mit ihrer Mailbox: „The person you have called, is...“ Egal wie lieblich der Klingelton, das Klingeln des Telefons bleibt für mich eine Ruhestörung und im Zeitalter von facetime und skype nehmen die Attacken auf meine Privatsphäre ungeahnte Dimensionen an. Jetzt muss ich sogar noch vollständig bekleidet sein und mir die Haare kämmen, bevor ich einen Anruf entgegennehme!
Ich war schon Mitte 40, als ich ein Geschäftshandy zugeteilt bekam, und gezwungen wurde, dieses auch zu benutzen. Pflichtschuldig schaltete ich das Gerät pünktlich um 8 Uhr morgens ein und legte es auf die Fensterbank neben meinem Arbeitsplatz. Um 17 Uhr schaltete ich es wieder aus und warf es achtlos in meine Handtasche. In sieben Jahren hat es ganze zwei Mal geklingelt!
Eines Tages kam ich von der Arbeit nach Hause und fand eine merkwürdige Nachricht auf unserem Anrufbeantworter vor. Es war eine nonverbale Nachricht und sie klang wie Gummistiefel, die durch Schlamm waten. Als unsere Tochter nach Hause kam, sagte ich zu ihr: „Da hat irgendein Perverser eine Nachricht auf unserem AB hinterlassen. Schau bitte mal nach, wer das war!“ Das Kind hörte die Nachricht ab und rief empört: „Mama! Du hast dich selber angerufen! Dein Handy war nicht richtig abgeschaltet und deine Handtasche hat unsere Nummer gewählt!“