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geschrieben 2018 von Gax (Gax).
Veröffentlicht: 15.10.2022. Rubrik: Fantastisches


Faheem Erasa - Der Verlorene

Es ist Sommer in Korvosa. Einer jener Nächte, bei denen kaum jemand Schlaf finden kann, da das Laken an der verschwitzen Haut klebt und die Luft stickig im Raum hängt. Korvosa, die schwarze Perle des Südens wie sie von Barden besungen wird. Die Stadt, die niemals schläft und ein jeder sein Glück finden kann und das Gold auf den Strassen zu liegen scheint.

Die Bewohner der Stadt geben aber kaum etwas auf die blumigen Lieder über die Stadt. Kloake oder Drecksloch wäre in ihren Augen der treffendere Begriff für Korvosa. Ein Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen, Völker und Religionen. Ein Ort an dem schon so viele ihr Glück gesucht und ihren Tod gefunden haben. Neuankömmlinge im Hafen verlieren ihren Geldbeutel schneller als eine Jungfrau ihre Unschuld beim Tempeldienst. Hier gibt es mehr dunkle und dreckige Gassen als sonst wo auf der Welt. Wer einmal auf dem Grund von Korvosa gelandet ist, findet nie mehr ans Licht zurück.

In einer solchen stinkenden und dreckigen Gasse, in welcher Tagsüber Freier beglückt werden und der Schwarzmarkt blüht, presste eine der zahllosen Huren der Stadt ein Kind in eine Pfütze aus stinkendem Wasser, Pisse und Blut. Nachdem Sie die Nabelschnur durchgebissen und das schreiende Kind in einer brackigen Pfütze getaucht hatte, um das Blut aus dem Gesicht des Jungen zu waschen, wickelte Sie das Kind in einen Fetzen Stoff Ihres zerschundenen Rocks. Sie stand auf und lief einige Querstrassen weiter eine lange Treppe hinauf. Vor grossen Steintüren legte sie den Balg ab. Sie griff unter ihr Gewand, fischte eine Silbermünze hervor und legte die Münze neben das Kind. Mit einem kurzen Gebet auf den Lippen wandte sie sich ab, um wieder ihrer Arbeit nachzugehen.

Das schreiende Kind blieb nicht lange unbemerkt. Aus den nahen Häusern wurden bald schon Stimmen laut, man solle dem Balg das Maul stopfen. Kurz darauf öffneten sich die steinernen Türen hinter dem Kind und ein verschlafener Akolyth des Tyr trat heraus. Er bückte sich, steckt zuerst die Silbermünze ein, bevor er das Kind aufnahm. Er steckte dem weinenden Kind einen Finger in den Mund, was dieses mit schmatzen und glucksen quittierte. Murmelnd drehte sich der Akolyth um und warf die Tür mit Schwung ins Schloss. Mit einem Knall schlossen sich die Türen, was erneute Rufe aus den nahen Häusern nach sich zog.

Das Kind wurde fortan im Waisenhaus des Tyrer Tempel grossgezogen. Sobald der Junge gross genug war um laufen zu können, machte er die nahe Umgebung unsicher. Je älter der Junge wurde desto grösser wurde der Radius seiner Ausflüge. Nach dem Tempelviertel folgte der Warenmarkt, die Burg des Regenten und schlussendlich der Hafen von Korvosa. Jeden Tag legten hier Schiffe an, wurden entladen und wieder neu beladen. Reisende, Soldaten, Sklaven und Waren kamen und gingen. Und mittendrin ein Junge ohne Namen der die gutgläubigen und ahnungslosen Reisenden um ihre Geldbeutel erleichterte.

In seinem 10. Sommer wurde der Junge von einem Priester des Tyr im Waisenhaus abgeholt. Es sei an der Zeit seine Schuld im Tempel abzuarbeiten. Wer essen will kann auch arbeiten. Von nun an säuberte er den Tempel, wusch die Kleider der Akolythen und Priester, sammelte die Spenden der Gläubigen ein und lauschte jeden Tag den Predigten der Kleriker.

Das Interesse an den Lehren von Tyr wurde immer grösser, was den Jungen dazu verleitete in der Bibliothek, zu der nur die Priester und Kleriker Zutritt haben, die Bücher mit den meisten Bildern durchzublättern. Der Aufseher der Bibliothek, ein Priester im ersten Tempeljahr, warf den Jungen jeweils in hohem Bogen aus der Bibliothek. Jedoch blieb der Junge stur und fand stets einen Weg an dem wachsamen Priester vorbei. Der Priester meldete seine Beobachtungen dem Klerus. Dieser beschloss, die Sturheit des Jungen zu belohnen, da Sturheit eine Eigenschaft von Tyr ist. Der Junge soll eine Ausbildung im Tempel beginnen. Er soll lesen und schreiben lernen und zusammen mit den Akolythen den Unterricht der Kleriker und Priester besuchen. Um den Jungen im Unterricht aufzunehmen, musste dieser zuerst noch einem Ritual unterzogen werden. Dabei soll er einen Namen und den Segen von Tyr erhalten.

In der ersten Nacht des Monats Eleasis, der Neumond ging gerade auf, begann das Ritual. Der gesamte Klerus des Tempels stimmte ein Lied an. Das Brummen und Dröhnen schwoll immer mehr an, als der namenlose Junge zum Altar geführt wurde. Dort wurde er gewaschen und in weisse Kleider gehüllt. Der Tempelvorsteher sprach ein Gebet im Namen Tyrs und liess den Jungen die Worte wiederholen. Zum Schluss versetzte er dem Jungen eine schallende Ohrfeige, was diesen vor dem Altar in die Knie zwang. Der Tempelvorsteher wandte sich an seine Brüder und Schwestern und sprach: „Er kam zu uns ohne Namen und Herkunft. Er war unschuldig in seinem Geiste. Er ging stur seinen Weg, der ihn zu Tyr geführt hat. Er war einst verloren und nun fand er ans Licht. Begrüsst mit mir Faheem Erasa, der Verlorene.“

Die nächsten Jahre verbrachte Faheem als Akolyth im Tempel. Er lernte gewissenhaft und eignete sich das nötige Wissen der Religionen an, übte sich in Diplomatie und anderen Fertigkeiten. In kürzester Zeit wurde er zum Priester ernannt. Zu seiner grossen Freude erhielt er die Aufsicht über die Bibliothek, die er fortan kaum mehr verlies und sich an dem gesammelten Wissen labte. Noch hatte er nicht genug. In seinem zweiten Priesterjahr wurde Faheem nach Veldrain geschickt. Zusammen mit einem Dutzend Akolythen, sechs Priestern und zwei Klerikern sollten Sie den Tempel in Veldrain zu neuem Glanz verhelfen. Dieser war vor Jahren nach einem Orküberfall beinahe komplett zerstört worden.

Die Arbeit gefiel Faheem sehr. Zudem war er zum ersten Mal in seinem Leben ausserhalb von Korvosa und Veldrain war so anders als Korvosa. Wo Korvosa dreckig, laut und dunkel ist, so war Veldrain das Gegenteil. Eine wunderschöne Stadt an den Ufern der Bucht der Eroberer. Die Strassen waren gesäumt von kleinen Gärten und Hecken. Die Bewohner waren freundlich zueinander und es schien, als ob nichts die gute Laune der Stadt trüben könne. Faheem genoss die Zeit in vollen Zügen und war etwas bedrückt als der Tempel in neuem Glanz erstrahlte und seine Zeit in Veldrain sich dem Ende zu neigte.

Zurück in Korvosa wurde Faheem vor eine Wahl gestellt. Der Klerus sah noch unvollendetes Potential in ihm. Er könne entweder den Rang eines einfachen Priesters behalten und sein Leben bis zum Tod in diesem Tempel fristen oder aber er wage die Ausbildung zum Paladin und verbringe grosse Taten im Namen Tyrs. Faheem entschied sich zur grossen Freude des Klerus für die Ausbildung zum Paladin. Von da an wurde er durch einen Schwertmeister des Tempels unterrichtete. Er erlernte den Kampf mit dem Schwert und die Taktiken des Krieges. Durch die erfahrenen Kleriker wurde er in die heilige Kunst der göttlichen Magie eingeführt. Nach weiteren vier Jahren voller Entbehrungen und hartem Training wurde Faheem in den lebenslangen Dienst seines Gottes gestellt und zum Paladin des Tyr ernannt.

Er erhielt nun seine heiligen Aufgaben von den obersten Klerikern und erledigte seine Missionen steht’s zu vollster Zufriedenheit. Zusammen mit seinem treuen Streitross Buraq stellte er sich allen Gefahren und Herausforderungen, die im gestellt wurden. Unter seiner Führung stellte die Kirche von Tyr die Ordnung in Korvosa wieder her. Der Abschaum der Stadt wurde in den Untergrund getrieben. Korvosa soll unter dem Schutze Tyrs wieder zur schwarzen Perle des Südens werden. Genauso wie die Barden es besingen. Diese Tat brachte ihm Ansehen und die Bekanntheit ein, nach der er sich lange gesehnt hatte.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Federteufel am 17.10.2022:

Gerne gelesen. Ich rieche geradezu den Gestank der Gassen. Allerdings sehe ich hier den Anfang einer längeren Erzählung. Wirken und Schicksal deines Prots. kommen mir entschieden zu kurz. Liebe Grüße

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