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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 14.10.2022. Rubrik: Unsortiert


ANWOHNERSCHLAFPLATZ

Vignettenpflicht? Zu lesen in der neuen Wochengeschichte und im Dreisatzroman aus meiner Feder:

ANWOHNERSCHLAFPLATZ

Meinen Augen trauen oder nicht? Bin doch ein wenig erstaunt, nein, erschüttert über das, was ich unter der Rubrik Lokales in meinem Lokalblatt lese. Kann nicht sein. Muss sich um einen Scherz des Lokalredaktors handeln. Oder ein solcher aus der Praktikantenschaft. Möglicherweise hat auch der Druckfehlerteufel aus der Redaktionshölle zugeschlagen. Man kann nie wissen. Jedenfalls ist die Angelegenheit klein gedruckt. In der Rubrik WEITERE Nachrichten unter Verschiedenes ganz unprätentiös aufgeführt. An der Nase herumgeführt? Zu lesen ist, dass unser Gemeinderat, der paritätisch aus Frauen und Männern alles ehrenwerte Menschen aus der Mitbürgerschaft zusammengesetzt ist, mit Mehrheitsbeschluss verfügt hat, dass ab dem Ersten des kommenden Monats eine Anwohnerschlafplatzgebühr im gesamten Dorfgebiet eingeführt wird. Ausgenommen seien einzig die landwirtschaftlichen Betriebe, da diese alle Frühaufsteher seien. Die Vignette sei auf der Gemeindekanzlei - geöffnet von 8-12 - abzuholen und pro Person zu begleichen. Kinder und Hunde würden zum halben Tarif berechnet, Babys, Kleinkinder bis 6 Jahre und Katzen (europäische Wildkatzen gegen entsprechenden DNS Nachweis ausgeschlossen) zu 25 %. Die Vignette sei gut sichtbar auf die Stirn zu applizieren. Keine Bedenken, ist noch angemerkt, diese sei wasserfest, also Dusch+Schwimmbad und Waschlappen resistent. Sollte sie jedoch einmal abgefallen sein, könne der Ersatz kostenlos wiederum auf dem Gemeindebüro bezogen werden. Zudem, so wird im Lokalblatt aufgeführt, sei es der Logik geschuldet und eine Selbstverständlichkeit, dass zu Kontrollzwecken der Gemeindedienerschaft jederzeit und unaufgefordert der Zugang zu allen Schlafzimmern eines jeden Hauses, beziehungsweise jeder Wohnung unaufgefordert zu gewähren sei. Diese seien verpflichtet, die auf der Gemeinde hinterlegten Zugangsschlüssel sicher zu verwahren und allfällige Erkenntnisse aus dem Privatleben der kontrollierten Mitbürgerinnen und Mitbürger, ob verbandelt oder nicht, strikt vertraulich zu behandeln.
Mit all diesen Einzelheiten kann es sich nach der zweimaligen Lektüre des Texts kaum um einen Scherz oder ein Versehen handeln. Besonders bestärkt mich in dieser Ansicht, dass noch kleiner gedruckt als Postskriptum mit einem Sternchen versehen, die Mitglieder des Gemeinderats auf Gründen der Amtsimmunität von der Vignettenpflicht befreit seien.

In was für einer Welt leben wir, motzt meine linke Kreativitätssynapse, während die rechte überlegt, die Ausgabe ins monatliche Haushaltsbudget einzufügen, auf dass keine unliebsamen Überraschungen entstehen können.
Anwohnerschlafplatzgebühr, was für ein Schwachsinn rumort mein Bauchgefühl, worauf das linke Auge davor warnt, nicht das Amt herauszufordern, folgsam zu sein, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Das rechte Auge aber antwortet liebevoll und fürsorglich, es weiss stets einen Ausweg, ich solle mich an den kommenden Wahlen, die bereits in wenigen Wochen fällig seien, für den Gemeinderat bewerben und so dem Schlamassel und dessen Konsequenzen entgehen. Um meine Chancen zu erhöhen, schlägt es vor, zuvor eine eigene Partei unter dem Namen ASM (Antischlafaufmützig) ins Leben zu rufen …


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Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

B Ü R O K R A T I E

Das Büro labyrenthiert
Gleich darauf hyperventiliert.

Zeigen neigen
Sich verbeugen
Nichts verleugnen.

Klirrend
Sich verirrend
Blick nach vorn
Durch Kimme und Korn
Mit bravem unterschäumenden Zorn.


Herzlichst
François Loeb

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Onivido kurt am 14.10.2022:

Dieser Text muss umgehend geloescht werden, damit ihn kein Politiker zu sehen bekommt. Sonst koennte diese Massnahme Landesweit eingefuehrt werden. Gruesse///Onivido




geschrieben von anschi am 15.10.2022:
Kommentar gern gelesen.
Offenbar, lieber francois, weißt Du gar nicht, dass es schon seit Beginn des 16. Jahrhunderts nicht nur in Deutschland eine so genannte "Kurtaxe" gibt. Sie wird verschiedentlich dort (von den Touristen, nicht von den Aborigines) erhoben, wo Gemeinden versuchen, dem Tourismus zugute kommende Einrichtungen (Schwimmbäder, Wanderwege, Loipen und Schiabfahrten, Museen, Theater, öffentliche Toiletten, Parkplätze und vieles andere mehr) zu schaffen und zu erhalten. Das kostet die öffentliche Hand eine Menge Geld, die nicht von den Ortsansässigen allein aufzubringen ist. Ich sehe darin nichts, worüber man sich dergestalt künstlich (und falsch!) aufregen müsste. Einen literarischen Ansatz erkenne ich in dem Text leider nicht. Lg anschi

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