Veröffentlicht: 03.08.2022. Rubrik: Märchenhaftes
Hilfe in der Not - Teil 4
Die kleine Prinzessin nun war am Morgen tief im Brunnen erwacht. In ihrer Verzweiflung rief sie nun laut um Hilfe, fürchtete jedoch, dass niemand sie hören würde. Doch weit gefehlt: Das alte Pferd, das ja nun wieder umher sprang, hatte Feodora sehr wohl gehört, kam heran, beugte den großen Kopf über den Brunnenrand und erkannte die Lage sogleich! "Harre noch ein Weilchen aus, kleine Feodora!", rief es. Du hast geholfen, nun soll Dir geholfen werden!" Dann drehte es sich um, schnaubte, schüttelte die Mähne und trabte geschwind davon.
Zuerst suchte das Pferd die kleine Spinne, fand sie, hieß sie auf seinen Rücken zu krabbeln, trabte weiter, fand das Schaf, erzählte ihm was sich ereignet hatte und es schloss sich ihnen augenblicklich an. Auf dem Weg zum Brunnen heckten sie bereits einen Plan aus. Dort angekommen schauten sie alle hinunter zu Prinzessin Feodora - die kleine Spinne vom Brunnenrand aus - und riefen hinab: " Warte nur, hab' keine Angst, jetzt ist die Zeit für uns gekommen, DIR zu helfen!"
Ungläubig hörte die Prinzessin unter Schluchzern die Worte der Tiere. Diese machten sich flugs ans Werk. Das Schaf stand still, während das alte Pferd mit seinen langen Zähnen dicke Flocken aus seinem Pelz zupfte. Das ziepte zwar ein bisschen, aber, sei's drum... Die Spinne, ohnehin ein fleißiges Tierchen, entwirrte die Wolle und spann in Windeseile einen soliden, festen Strick! Als dieser lang genug, da schlangen sie und das Schaf den selbigen um die starke Brust des Pferdes und das andere Ende ließen sie hinunter zu der kleinen Feodora in den Brunnenschacht. "Nun halte dich gut fest!", so riefen im Chor die Tiere. Gesagt, getan! Das Mädchen griff den Strick und hielt sich mit aller Kraft. Während das Pferd sich vorsichtig vom Brunnen entfernte, wurde die Prinzessin bei jedem Schritt ein bisschen höher gezogen, bis sie das Tageslicht sah und aus eigener Kraft über den Brunnenrand kletterte.
Wie war sie glücklich und dankbar! Sie herzte und küsste die Tiere - was sich bei der kleinen Spinne als ein wenig schwierig erwies - aber auch diese freute sich über die Dankesbezeigungen! Das Pferd ließ die Kleine nun aufsitzen und trug sie noch ein gutes Stück Weges in Richtung Schloss. Dann trennte man sich und Feodora ging den Rest des Weges allein nach Hause. Schon von Weitem hatte der König, der den ganzen Tag Ausschau gehalten hatte, sie erspäht. So schnell ihn seine Beine trugen lief er seiner Tochter entgegen und nahm sie fest in die Arme!
Nachdem der König alles, was geschehen war, erfahren hatte, da jagte er seine neue Frau und deren Töchter, die ihn allesamt so bitter getäuscht hatten, mit Schimpf und Schande davon! der Gärtner, der das alles mit angehört hatte, schickte den Dreien seinen großen Hund hinterher, der sie in die Waden zwickte - sodass sie umso schneller davon liefen. Sie nahmen in der Eile nichts mit, als die Kleider, die sie am Leibe trugen...