Veröffentlicht: 27.07.2022. Rubrik: Nachdenkliches
Ein Gespräch über Brötchen
Vor kurzem unterhielt ich mich mit einer Bekannten, die in den 1990ern als Kriegsflüchtling hierhin kam. Inzwischen ist sie über 50 und arbeitet in einer Firma mit mehreren jüngeren Kolleginnen und Kollegen zusammen.
„Die jungen Leute schimpfen darüber, dass die Brötchen so teuer geworden sind und dass sie deswegen manchmal Brot statt Brötchen essen müssen. Mir macht das nichts aus! Ich habe überhaupt nichts zu essen gehabt!“
Nachdenklich erwiderte ich: „Diese jungen Leute haben bisher halt nie Mangel kennengelernt. Im Gegensatz zu den Alten hierzulande. Die haben den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit noch miterlebt und können sich wahrscheinlich besser auf solche Situationen einstellen. Ich selber bin erst Anfang der 1950er geboren, aber durch die Erzählungen der älteren Generation habe auch ich noch gelernt, dass Lebensmittel nichts Selbstverständliches sind und dass man froh sein muss, überhaupt etwas Essbares zu haben.“
Um das Gespräch nicht allzu ernst werden zu lassen, fügte ich lächelnd hinzu: „Im Übrigen mag ich Brot sowieso lieber als Brötchen!“ (Das stimmt tatsächlich!)
Jetzt musste auch meine Bekannte schmunzeln. Ich schloss das Thema ab mit einer Anekdote, die mir immer in den Sinn kommt, wenn von Brötchen (angeblich von Chinesen „Blödchen“ ausgesprochen) die Rede ist. Ob sie wahr ist, weiß ich nicht, aber…
Also: Ein altes Paar hatte im Laufe seiner über 60-jährigen Ehe jedes Brötchen so geteilt, dass die Frau ihrem Mann die obere Hälfte gab und selber die untere aß. Zwar hätte auch sie lieber die obere gehabt, aber sie wollte ihrem Gemahl etwas Gutes tun. Erst kurz vor seinem Ableben gestand dieser ihr, dass er die untere bevorzugte und ihr zuliebe nie etwas gesagt hatte…