Veröffentlicht: 23.07.2022. Rubrik: Historisches
Historische Vorläufer der Clickbaits
Clickbaits gibt es natürlich erst, seit man im Internet klicken kann. Das Prinzip jedoch, durch reißerische Überschriften in den Zeitungen Kunden zu ködern, gab es schon um 1910 herum, wie ich in meiner Jugend durch Verwandte erfuhr, die damals schon gelebt hatten.
So stand in der Lokalzeitung eines Städtchens – nennen wir es Neustadt – über einem Inserat in großen Buchstaben:
DER KAISER KOMMT
Die kaisertreue Bevölkerung geriet natürlich aus dem Häuschen vor Begeisterung. Diese dürfte nach dem Lesen des Inserats einer gewissen Enttäuschung gewichen sein, denn kleingedruckt ging es weiter: „nicht nach Neustadt, aber wir haben die folgenden neuen Waren im Angebot: …“
Direkt makaber wirkt auf uns Heutige der folgende Clickbait-Vorläufer:
HINGERICHTET
Jeder wollte erfahren, wer denn nun hingerichtet worden war, und las weiter: „sind alle Augen auf unsere Waren …“
Müssten sich die Leser durch solche Überschriften nicht veralbert gefühlt haben, sodass sie diese Waren gerade NICHT gekauft hätten? Nun, irgendwie scheint die Werbung merkwürdigerweise funktioniert zu haben. Wir Heutigen sind ja nicht klüger geworden und fallen auf die modernen Clickbaits ebenso herein wie unsere Altvorderen auf „Hingerichtet“ und Co.!