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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Eichhörnchen.
Veröffentlicht: 14.07.2022. Rubrik: Unsortiert


Es ist, wie es ist!!

Wir wollten den Norden erleben, der uns eigentlich recht kühl empfangen hatte. Die farbenprächtigen Sonnenuntergänge, der Strand und das ewige Kommen und Gehen des Wassers, eine Besonderheit mit eigenem Reiz. Die Menschen an der Küste waren nicht zimperlich, sondern sehr direkt und laut. Wir mussten lernen, sie zu verstehen und ihre Eigenheiten zu akzeptieren. Mit jedem Tag erkundeten wir unser Umfeld, das zu unserem neuen Lebensmittelpunkt werden sollte, mehr und mehr. Angenehm überraschten uns die kleinen, gemütlichen Lokalitäten im Hafenviertel, die zum Teil nur von Einheimischen besucht wurden. Doch wir gehörten schon zu den Stammgästen mit Platz an der Sonne und kleinen Extras. Dort konnten Träume wahr werden. Sitzen und Schauen und am Gin Tonic nibbeln. Für Sibylle gab es nur einen Traum. Ein Seemann in schöner Uniform, möglichst ein Kapitän, den wollte sie unbedingt finden. Wieder einmal saßen wir in unserer Stammkneipe am Hafen und besprachen die neuesten Vorkommnisse im Kurheim. Gedankenverloren blickten wir auf das Wasser. Es war absolut still, nur die kleinen Wellchen plätscherten gegen die Schiffswände. „Der ist es“, sagte Sibylle plötzlich so laut, dass ich erschrocken vom Hocker rutschte und die Männer vom Nachbartisch aufmerksam zu uns herüber lächelten, „ja, der und sonst keiner!“ Was ich von unserem Stammplatz aus sah, konnte doch nicht wirklich sein. Da fuhr ein rotes BMW-Cabrio langsam die Kaimauer hoch und an unserem Fenster vorbei. Ein blonder, braungebrannter Typ im weißen Hemd steuerte das Auto und winkte freundlich zu uns herüber. Ich dachte, ich bin im falschen Film, wo kam der denn her? Sibylles Blicke verfolgten die Fata Morgana bis nichts mehr zu sehen war. „Den müssen wir suchen“, flüsterte sie an meinem Ohr und schob ihren Hocker krachend zurück. Na, dann! Rein in den kleinen Renault und hinterher. Sibylle konnte vor Aufregung kaum lenken, wo ist der nur hin. Den lieben langen Sonntagnachmittag kurvten wir eine Straße nach der anderen ab. Ich hatte genug vom Herumfahren. „Anhalten, ich will aussteigen!“ Sibylle machte eine Vollbremsung und ließ mich wütend aussteigen. „Muss das jetzt sein, können wir nicht noch eine Runde fahren?“ „Nein, der Tag ist viel zu schön, um einen Typen zu suchen, der plötzlich aufgetaucht und irgendwohin verschwunden ist." Ich beeilte mich auszusteigen, doch gerade hatte ich einen Fuß auf die Straße gesetzt, und, ich wollte es nicht glauben, was ich durch meine Sonnenbrille sah. Das rote Auto stand auf der anderen Straßenseite. „Hurra, da kann der Besitzer nicht weit sein“, meinte Sibylle fröhlich. „Ja und“, fragte ich nach, „wie willst du ihn kennenlernen? Nimmst du jetzt deine Luftmatratze und legst dich vor seine Tür, oder schläfst in deinem Auto, wartest bis er rauskommt?“ „ Ich kann das nicht machen“, hörte ich Sibylle sagen, „du wirst ihn für mich kennenlernen. “ Hatte ich richtig gehört? Da muss ein Fehler in meiner Ohrmuschel sein. “Du spinnst, solche Spielchen spielen wir nicht. Die können voll ins Auge gehen. Das ist dein Traummann, du musst das selber wissen, wie es gehen könnte. Lass uns endlich heimfahren.“ Das Kurheim war nicht mehr unser zu Hause. Wir wohnten auf dem Land hinter dem Deich, bei einem Rentnerehepaar. Sie besaßen ein großes Haus mit vielen Zimmern, davon hatten wir je eins unter dem Dach. Die Zimmer im Heim bekamen die Mädels von der Diakonie. Sie absolvierten ein praktisches Jahr und gingen dann studieren oder so. Es war also nicht mehr so bequem für uns Beide, nach dem Dienst Kaffee in der Küche holen, damit zum Strand und Volleyball mit den Zivis spielen, anschließend Eis essen beim Italiener. Nachdem Sibylle den BMW-Mann gesehen hatte, war sie kaum noch zu ertragen. Jeden Tag fuhren wir auf dem Nachhauseweg an dem Haus vorbei, wo wir das Auto hatten stehen sehen. Welche Fenster gehörten zu seiner Wohnung? Mir wurde das langsam zu dumm. „Hör auf mit dem Blödsinn“, sagte ich zu ihr. „Wenn du ihn treffen sollst, dann triffst du ihn auch, fertig. Musst dir halt was einfallen lassen.“ Es war das erste Mal seit wir uns kannten, dass zwischen uns kein Einvernehmen herrschte und Sibylle sich beleidigt in ihr Zimmer zurückzog. Ich wollte es nicht verstehen, dass wegen einem fremden Mann unsere Freundschaft Risse bekam. Wir sahen uns kaum noch, da wir unterschiedlichen Dienst hatten. Ich fuhr zum Kurheim und Sibylle kam zurück. So ging es eine ganze Zeit. Das wohnen auf dem Land gefiel mir deshalb gar nicht mehr. Immer die Landstraße entlang zuckeln, nicht da sein, wo was los ist, Disco weit weg und Sibylle ließ mich spüren, dass meine Absage sie zutiefst getroffen hat. „Ich zieh um“, verkündete ich eines Tages, „und ich weiß auch schon wohin“. Ich hatte mich nach einer Wohnung in der Stadt umgesehen. Eine Zweizimmerwohnung gleich hinter dem Deich. Es war Platz für zwei, doch Sybille wollte nicht mit, sie blieb in der Einsamkeit und träumte ihre Träume. Aber, dann stand sie doch wieder vor meiner Tür. Mit einer Entschuldigung, dass sie erst lange habe Nachdenken müssen, versuchte sie, unsere Freundschaft zu retten. Wir unternahmen wieder viel gemeinsam und jeder tat so, als wäre nichts gewesen. Fast zufällig fuhr Sibylle eines Tages durch die Straße, in der sie das rote Auto vermutete. Ich tat so, als wäre mir das völlig Wurscht. Jedoch, meine Wohnung war nur eine Querstraße weiter. Vorhang auf zum letzten Akt, was in diesem Moment passierte war unglaublich. Wir waren auf gleicher Höhe mit dem Haus wo das Cabrio davorstand, als sich plötzlich die Haustür öffnete und ein blonder, junger Mann freundlich grüßte. Wie fremdgesteuert leierte ich das Autofenster weit runter, steckte den Kopf durch und fragte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken: „Bist du heute Abend im Ei?“ Er nickte. „Wir sind auch da, 19.00 Uhr am Tisch neben dem Fenster. Bis dann!“ Sibylle sah mich strahlend an, aber ich war nicht mehr ich selbst. Was war nur los? Nachdenklich ging ich neben Sibylle die Treppe zu meiner Wohnung hinauf. Ich hatte kein gutes Gefühl, doch ein Zurück gibt es nicht. Es ist, wie es ist!

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