Veröffentlicht: 06.04.2018. Rubrik: Persönliches
Die treue Amsel.
Die treue Amsel.
Diese wahre Geschichte nimmt ihren Anfang zur winterlichen, ungemütlichen und frostigen Jahreszeit.
Der Garten hinter dem Haus war von Zeit zu Zeit mit einer Schneedecke überzogen. Da wir auch diesmal wieder an die Vögel in der Natur dachten, wenn sie mühsam auf Nahrungsuche waren, um unter der Tannenhecke etwas Verwertbares für den kleinen Vogelmagen zu finden. Zu diesem Zweck wurde extra eine Stelle vom Schnee freigehalten, auf welcher sich schon in aller Frühe eine Vogelschar einfand, um sich an der ausgestreuten Nahrung gütlich zu tun.
Die grösseren Vögel liessen nur ungern die kleineren Spatzen, Rotkehlchen und Meisen an dem reichlichen Vorrat teilhaben.
Diese warteten dann geduldig im Hintergrund darauf, bis sich die grösseren Tiere gesättigt entfernt hatten, um sich auch genüsslich und hastig zu bedienen. Das waren nun für uns täglich wiederkehrende Beobachtungen, bis weit in das beginnende Frühjahr.
Hin und wieder warf ich eine Weintraube auf die Rasenfläche und war erstaunt, wie blitzschnell solch eine Traube verschwunden war.
Es konnte nur so gewesen sein, dass aus der Tannenhecke heraus
beobachtet wurde, wie ich solch eine Weintraube aus dem Fenster geworfen hatte. Es war eine Amsel, die sich flugs mit der Frucht in die Büsche verzog, um diese dort in Sicherheit zu verzehren.
Dieses Geschehen wiederholte sich mehrfach, um an solch einen Leckerbissen zu gelangen. Es war eindeutig zu erkennen, dass der Vogel registriert hatte, wenn sich das Fenster öffnet, gibt es solch einen Leckerbissen, denn kaum war die Traube auf dem Rasen gelandet, so wurde diese umgehend in Beschlag genommen. Dieser Vorgang konnte nur auf gezieltes Beobachten des Vogels begründet sein.
Der Winter mit seiner Unwirtlichkeit hatte sich verabschiedet, sodass es für die Vogelschar wieder natürliche Nahrungsquellen gibt.
Eine Weintraube landete jedoch immer wieder auf der Rasenfläche, um
in kürzester Zeit vertilgt zu werden. Unsere Beobachtungen wurden immer intensiver, bis eindeutig festzustellen war, dass sich eine Amsel immer mehr dem Küchenfenster näherte, um aus dem nahen Gebüsch sogar Einblick zu haben, wenn sich in der Küche jemand bewegte. Warfen wir nun eine Traube hinaus, wartete der Vogel auf dem Rasen, um die Traube sofort in Beschlag zu nehmen.
Jetzt befinden wir uns im April und unsere Amsel ist so zutraulich geworden, dass sie auf dem Fenstersims landet und mit Nachdruck mit dem Schabel deutlich vernehmbar an das Fliegengitter vor dem Fenster pickt. "Hier bin ich,...wo bleibt meine Weintraube", ...möchte man in diese Verhaltensweise interpretieren.
Wird nun das Fenster geöffnet, hüpft der Vogel auf das Geländer zum Abgang der Kellertreppe und wartet auf seine Weintraube. Nun werden Weintrauben zu jeder Zeit vorrätig sein, um redlich mit dem Vogel in freier Wildbahn geteilt zu werden.