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geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 18.04.2021. Rubrik: Fantastisches


(6) Der menschlichste Mensch

Sie standen in einem Thronsaal, die Decke war übersät mit den Zeichnungen von Spielkarten. Eine Dame saß auf dem Thron, neigte ihren Kopf.
Farwell schmunzelte.
»Guten Abend«, sagte die Herzkönigin.
»Wir sind hier, um dich zu töten!«, rief Fiori.
»Und Pläne funktionieren am besten, wenn man sie hinausposaunt?« Die Königin seufzte. »Aber gut, ich will es interessanter machen, als ein Einfaches austauschen von Fechtungen und Gewalt.« Sie blickte auf Farwell. »W-warte, wer bist du eigentlich?«
»Ich bin hier, um dich zu töten«, wiederholte Farwell augenrollend.
»Ah ja, natürlich. Ich will ein Spiel spielen. Der Gewinner darf leben, der Verlierer … wird hingerichtet.«
»Ab mit dem Kopf!«, rief Farwell.
»Wohl eher eine schlichte Dematerialisierung.«
»Wie langweilig.«
»Was wird gespielt?« Fragte Fiori.
»Eine einfache Runde Schach.« Die Königin lächelte. »Das wäre doch in Ordnung, oder nicht?«
»Kein Krocket?«, murmelte Farwell. »Meinetwegen, ja, meinetwegen. Ich werde spielen!«
»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, fauchte Fiori, »Ich will nicht deinetwegen ins Gras beißen!«
Farwell antwortete nicht und lächelte.

Die Königin und Farwell gingen in einen kleinen Raum, auf einem Tisch stand ein Schachbrett. Das Schachbrett war klein – enttäuschend für einen Kampf um Leben und Tod.
»Das Spiel beginnt«, rief die Königin.
Farwell setzte den ersten Zug. »Götter kommen und gehen, was denkst du, wie das Spiel ausgehen wird?«
»Ich denke, das wird die Zeit zeigen.«
»Das denke ich nicht.«
»Wieso?«
»Weil ich nie verliere.«
»Ist das so?«
»Mit Sicherheit.«
»Wieso eigentlich du? Wie kommst du daran, einen Gott herauszufordern, du, ein einfacher Mensch?«
»Ich bin kein Mensch. Ich bin der Mensch. Der Menschlichste von allen Menschen.«
»Aber warum spielst du dann um die Göttlichkeit?«
»Reine Langeweile.«
»Darum willst du ein Gott sein? Einfach Langeweile?«
»Nein, ich weiß, dass es einen nicht mehr unterhält, einer dieser Götter zu sein. Du bist doch auch gelangweilt, oder nicht?«
Die Königin hielt einen Augenblick inne. »Du bist eigenartig«, murmelte Sie.
»Ich habe alles, was es zu dieser scheinbaren Göttlichkeit benötigt, aber das gibt mir nicht die Lust daran, es auch auszuspielen. Ich will keinen falschen Thron oder irgendeine Krone. Das Einzige, was ich will, ist meine gottverdammte Ruhe!«
»Ist das so?«
»Ja.«
»Also willst du mich töten, nur weil dir langweilig ist und damit du deine Ruhe hast? Ist das nicht ein wenig, nun … unmenschlich?«
Farwell atmete tief durch. »Nein.«
»Ich verstehe nicht.«
»Ich habe mich geirrt.«
»Inwiefern?«
»Du bist nicht diejenige, die ich dachte, dass du bist.«
Die Königin runzelte die Stirn. »Wer sollte ich denn sein?«
»Jemand, der lieber Krocket spielt.« Er stand auf.
»Du gibst auf?«, fragte Sie.
»Ja.«
»Aber …«
»Wenn du mich töten willst, dann versuche es gerne«, er schmunzelte. »Aber ich glaube nicht, dass du mit dem Ergebnis zufrieden sein würdest.«

Pfeifend spazierte Farwell aus dem Schloss hinaus, vorbei an einem Haufen Asche, der an der Tür lag.
Für ein wenig Unterhaltung hatte es am Ende ja doch gesorgt.

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