geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 17.04.2021. Rubrik: Fantastisches
(1) Deus occidendum
Die Wolken standen wie weiße Schafe am Himmel.
Zwei Gestalten, zwei junge Frauen, saßen am Schachspiel.
»Was denkst du gerade?«, fragte die erste ihre Kumpanin.
»Wir könnten sie töten«, murmelte sie.
»Das meinst du doch nicht wirklich.«
»Natürlich tue ich das. Wir könnten ihr …«
»Aber warum?«
»Weil wir es können.«
»Wäre es nicht das Gegenteil von dem, was gut wäre?«
»Was ist denn schon gut?«
»Nichts«, seufzte sie.
»So hat sie selbst gesprochen!«
»Sie wollte nicht, dass Moral in unser Denken kommt.«
»Doch sie ist miserabel daran gescheitert.«
»Niemand ist unfehlbar.«
»Sicher nicht, nein, aber man sollte sich dann nicht als solches aufspielen.«
»Sie versucht einzig und allein, das Richtige zu tun. Ist es nicht unsere Aufgabe, ihr dabei zu helfen?«
»Ich helfe ihr seit Äonen«, merkte sie an.
»Warum damit aufhören?«
»Weil es uns nicht voranbringt.«
»Ist es deine Aufgabe, das zu beurteilen?«
»Vielleicht nicht, doch ich habe zwei funktionierende Augen. Soll ich blind darüber hinwegsehen?«
»Ich … weiß es nicht.«
»Na, da hast du es doch.«
»Aber was würde dann geschehen? Wenn wir … nein, du …«
»Ein Führungswechsel. Jemand Neues muss den Thron besteigen.«
»Aber wer?«
»Kannst du dir das denn nicht denken?«
»Du.«
»Ja.«
»Was würde mit mir geschehen?«
»Was sollte mit dir geschehen?«
»Einzig und allein …«
»Sieh mich nicht so an.« Sie lächelte. »Du würdest natürlich weiter für mich arbeiten.«