geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 13.04.2021. Rubrik: Grusel und Horror
Die Ratten
In den Schatten leuchteten hundert Augen. Sie warteten und lauerten, blickten herab auf Sie, ohne einen Gedanken an Gnade. Denn Sie war allein, aber sie waren viele, harrten auf den Dachbalken und unter den Schränken.
Sie kauerte auf dem Boden, einsam und allein, hungrig. Sie summte ein Schlaflied, zählte Schafe. Wenn Sie schlafen würde, so dachte Sie, vielleicht würden sie dann verschwinden, einfach verschwinden, sich auflösen zu kalten Gedanken.
Sie würden nie verschwinden.
Ihre Zähne formten Schemen an der Wand, wie tausend Nadeln.
Bald. Bald. Bald war es endlich soweit …
Die Balken knirschten, als das letzte Licht verschwand; die Glut war nichts als Asche, so wie vor tausend Jahren, als die Sonne ihre letzten Strahlen warf.
Oh ja, sie, die Ratten zogen mit den Schatten, waren eines mit ihnen. Die Dunkelheit war ihr einziger Freund, der Freund, der sie nie verraten würde. Ohne welchen sie vollkommen allein wären, mit ihren unglaublichen Wünschen.
Der Schatten war ihr König, in ihrem kleinen Reich der Finsternis.
… Keine Katze würde ihnen im Weg stehen.