geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 18.04.2021. Rubrik: Fantastisches
(3) Ein simpler Pakt
»Einen wunderschönen Abend«, rief Lucian, als ein weiterer Kunde sein ›Geschäft‹ verließ – er wusste dabei mit Gewissheit, das er nie wieder kommen würde.
Es war dunkel auf den Londoner Straßen und die meisten Geschäfte hatten bereits vor Stunden geschlossen, aber nicht das Badehaus. Mit Sicherheit nicht.
Die Ladenglocke schellte ein weiteres Mal, und eine Dame trat ein.
»Guten Abend«, sagte Lucian und machte eine Verneigung.
»Jaja«, murmelte die Frau.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Prinzessin?«
Die Dame schmunzelte. »Gut, dann lass uns direkt zum Punkt kommen. Ich plane einen Mord.«
»Nun, ich denke nicht, dass ich dafür unbedingt der beste Ansprechpartner bin.«
»Ich möchte Informationen von dir, das sollte reichen.«
»Das ist schon eher etwas, womit ich dienen kann.«
»Dann sag mir Dämon, nenne mir einen Weg, wie ich die Königin der Herzen töten kann.«
»Die Herzkönigin?« Lucian lächelte. »Ah, ich verstehe, natürlich, Ihr wollt wissen, wie man einen … Gott ausschaltet.«
»Kurzgesagt, ja.«
»Eine Option wäre natürlich der Tod selbst. Der Sensenmann; Thanatos. Er ist natürlich der eine Weg.«
»Der aber wollte mir nicht helfen.«
»Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten. ›Tot‹ ist ein Zustand, den das Universum selbst vorgibt, die Symphonie und das Gefüge der Existenz. Sagen wir, eine Ungleichheit tritt auf, dann versucht das Universum, diesen Fehler auszugleichen. Ich fange mal so an: In der Geschichte gab es viele Personen, die das Universum seine ›Reparaturen‹ ausführen lassen hat. Wenn es das Universum für notwendig sah, das diese nun jemanden umbringen, dann hat es sich sicherlich nicht auf seinen Mittelsmann berufen.«
»Was willst du damit sagen?«
»Dass es möglich wäre, das die holde Königin einen Fehler macht. Das Universum ist nicht allzu pingelig, was das angeht, aber ein Fehler, der die Ordnung der Geschichtsfolge verändert?«
»Die Königin ist vorsichtig, beinahe übervorsichtig. Sie macht nahezu Gar nichts. Eine Schande um ihre Macht. Waren das alle Wege?«
»Nicht alle. Einen möglichen Weg gibt es noch. vielleicht ist es sogar der Einfachste, denn er beruht auf einem einzigen Menschen.«
»Dann erzähl.«
»Wäre das nicht etwas zu einfach?«
Sie knurrte. »Weißt du etwa nicht, wer ich bin? Sprich und versuch mich nicht auf den Arm zu nehmen.«
»Mir ist egal, wer du bist, denn du bist noch immer nichts anderes, als einer meiner Kunden. Und Kunden haben zu bezahlen. Also, was bietest du für mein Wissen?«
»Einen Platz am Hof, sobald ich den Thron habe.«
Lucian lächelte. »Was soll ich am Hofe von irgendeiner mittelmäßigen Göttin? Nein, das interessiert mich nicht. Wie wäre es mit etwas anderem? Etwas mit mehr Beständigkeit?«
»Ich gebe dir … Gold?«
»Wie viel?«
»Dein Gewicht, aufgewogen in Goldmünzen.«
Lucian schmunzelte. »Sind wir etwa im Mittelalter stehen geblieben? Aber nein, Verzeihung, ich will mich nicht beschweren. Ich nehme an, das wäre ein angebrachtes Angebot.«
»Dann erzähl schon endlich«, drängelte die Frau.
Auf Lucians Gesicht formte sich ein breites Grinsen. »Es gibt einen Mann, hoch oben in den Sternen. Er trägt den Namen Joseph Farwell und er hat bereits das Universum selbst über den Tisch gezogen.«
»Wie … wie ist sowas überhaupt möglich?«
»Er ist ein besonderer Mensch. Wenn er wollte … nein, er hat es bereits getan.«
»Was?«
»… Die Welt zerstört.«
»Was redest du da?«
»Natürlich erinnern Sie sich nicht daran, Prinzessin. Aber es ist geschehen und nicht geschehen, denn das Universum ist wechselhaft. Doch wenn ich einem Sterblichen die Fähigkeiten zuschreiben würde, einem Gott den gar auszumachen, dann würde ich mein Geld auf ihn setzen.«