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geschrieben 2020 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 25.09.2020. Rubrik: Total Verrücktes


Ein neuer Name für Dreckstadt

Endlich hatten die Bürger von Dreckstadt es geschafft. Die Landesregierung hatte ihnen erlaubt, ihrem Ort einen neuen Namen zu geben.

SatirepatzerSatirepatzerAber welchen? Sie konnten sich nicht einigen.

„Sauberstadt?“ – „Nein, dann müsste alles immer sauber sein. Das schaffen wir nicht.“

„Drachenstadt, weil das an den alten Namen anklingt?“ – „Nein, dann beschweren sich unsere älteren Einwohnerinnen.“

„Grünstadt, weil es hier so schön grün ist?“ – „Nein, das wäre politisch missverständlich.“ (Dieser Einwand kam vom Bürgermeister, der einer anderen Partei angehörte.)

Nach einigen weiteren Vorschlägen ähnlicher Art meldete sich ein pensionierter Lehrer zu Wort: „Ein Synonym für Dreck ist Mist, und ein Synonym für Stadt ist Ort. Die Buchstaben MISTORT ergeben einige hübsch klingende Anagramme, zum Beispiel MITROST.“

„Mitrost – warum nicht?“, meinte der Stadtrat nach einer langen Debatte. „Ein geheimnisvoller Name, der Aufmerksamkeit erregt. Natürlich darf niemand wissen, wie er zustande kam.“

Die Regierung weigerte sich zuerst, den Namen zu genehmigen. Erst als der Bürgermeister sie darauf hinwies, dass es im Land noch weitere ungewöhnliche Namen gab, erlaubte sie ihn.

Die Mitroster waren glücklich. „Jetzt wird sich bei uns hoffentlich Industrie ansiedeln. Die Adresse Dreckstadt wollte ja niemand.“

Zwei Monate später kam der Schock. „Ich verstehe es einfach nicht!“, klagte der Bürgermeister. „Die Müller-Werke haben uns abgesagt. Sie wären ein Segen für unsere Stadt gewesen, mit ihrer Führungsposition bei der Produktion von nichtrostendem Stahl…“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Michael Braun am 26.09.2020:

Sehr schöne Pointe :)




geschrieben von Christine Todsen am 26.09.2020:

Vielen Dank!




geschrieben von Susi56 am 15.01.2021:

Gefällt mir, vor allem die Wendung am Schluss. Die armen Mitroster!

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