Veröffentlicht: 19.09.2020. Rubrik: Spannung
Kommissar Kuhlmann und der Mord in England
„Es klappt einfach nicht, Chef! Wir können dem Verdächtigen nichts nachweisen. Weder, dass er vor zwei Monaten den Mord in England begangen hat, noch, dass er überhaupt jemals dort war. Er besitzt hier in der Stadt eine Wohnung, wo er gemeldet ist und wo wir ihn jetzt ganz zufällig angetroffen haben. Aber Sie und wir alle sind ja überzeugt, dass er schon seit Jahren hauptsächlich in England lebt. Vermutlich unter falschem Namen.“
Kommissar Kuhlmann lauschte stirnrunzelnd dem Bericht seines Mitarbeiters. Auch er, Kuhlmann, hatte dem Verdächtigen nichts entlocken können. Dieser sprach immer noch akzentfreies Deutsch und behauptete, niemals in England gewesen zu sein.
Die Sache ärgerte den Kommissar mehr und mehr. Schließlich hatte er dank seiner Berufserfahrung und seines breiten Allgemeinwissens bisher jeden Fall gelöst. Jetzt aber war er genauso ratlos wie sein Team.
Als der Assistent wieder gegangen war, blickte Kuhlmann aus dem Fenster seines Büros hinunter auf den Parkplatz. Und da durchzuckte ihn ein Geistesblitz.
Nachdem er alles genau durchdacht hatte, rief er vier seiner Mitarbeiter zusammen, weihte sie in den Plan ein und teilte jedem seine Aufgabe zu. „Du, Mike, bringst den Kerl hier rein, wartest, bis ich ihn zum Schein entlasse, gehst dann mit ihm die Treppe runter und sagst ihm unten das, was ich vorgeschlagen habe. Ihr drei anderen steht auf dem Parkplatz. Wenn er dann das tut, was ich vermute, springt ihr alle hinzu, fesselt ihn und bringt ihn wieder herauf.“
Keiner wagte zu fragen: „Und wenn er es nicht tut?“ Sie verscheuchten ihre Zweifel mit dem Gedanken, dass ihr Chef mit seinen Vermutungen bisher immer richtig gelegen hatte.
„Also, viel Glück“, sagte Kuhlmann. „Natürlich müssten wir ihm dann noch den Mord nachweisen. Aber wir wären schon ein ganzes Stück weiter, wenn wir seine Behauptung, niemals in England gewesen zu sein, als Lüge entlarven könnten.“
Kurz darauf brachte Mike den Verdächtigen herein. „Sie können gehen“, sagte der Kommissar, woraufhin der Mann übers ganze Gesicht strahlte. Prima, dachte Kuhlmann, jetzt ist er erleichtert und wird unvorsichtig.
„Mike, fahr ihn mit deinem Auto eben nach Hause.“
Als die beiden das Büro verlassen hatten, stellte Kuhlmann sich wieder ans Fenster und öffnete es, damit er alles nicht nur sehen, sondern auch hören konnte. Bald bekam er mit, wie Mike und der Verdächtige das Gebäude verließen und Mike auf sein Auto wies: „Gehen Sie schon mal vor.“
Einige Sekunden später stürzten sich alle vier Beamten auf den mutmaßlichen Mörder. Er hatte zum Beifahrersitz gehen wollen und die linke Seite des Autos angesteuert, wie er es nach jahrelangem Linksverkehr gewohnt war.