Veröffentlicht: 17.05.2020. Rubrik: Historisches
Zwei Westfälinnen im Berlin der Goldenen Zwanziger
Da ich – wie ich hier schon mehrmals erwähnte – nicht mehr die Allerjüngste bin, kannte ich in meiner Jugend viele, die noch im 19. Jahrhundert oder in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickt hatten.
Eine um 1910 herum geborene Dame erzählte aus ihrer eigenen Jugend folgende Geschichte, die bei mir immer noch ein Schmunzeln hervorruft.
Die Dame – nennen wir sie Luise – wuchs in einem kleinen Ort in Westfalen auf. Als sie etwa achtzehn Jahre alt war, erfüllte sich für sie und ihre gleichaltrige beste Freundin, die ebenfalls aus jenem Ort stammte, ein Traum: sie reisten nach Berlin!
Damals, in den „Goldenen Zwanzigern“, war die Metropole der Inbegriff von Modernität, Glanz, Leben. Schon Wochen vor der Abreise bereiteten die beiden Mädels alles vor: Kleider, Schuhe, Frisuren, Schminke…
Endlich war es soweit. An einem schönen Tag Anfang April hatten Luise und ihre Freundin ihr Traumziel erreicht. Sie flanierten über den Kurfürstendamm, genossen die unvergleichliche Atmosphäre und fühlten sich ganz als mondäne Hauptstädterinnen. Bis…
…ja, bis zwei Berliner Steppkes vorbeikamen und der eine, als er die beiden bemerkt hatte, dem anderen zurief: „Es wird Frühling, die Provinz kommt!“