Veröffentlicht: 01.04.2020. Rubrik: Spannung
KILLER (15) - DEADLINE
Wenn ich nur wüsste wo ich anfangen soll. Mein Leben war perfekt. Ich hatte eine bezaubernde Frau, einen süßen kleinen Jungen, Freunde, einen gut bezahlten Job, ein eigenes Haus in einem ruhigen Vorort von Mega City, Grillpartys mit den Nachbarn.
Und dann kam der Anruf. Meine Frau hatte einen Autounfall. Sie war sofort tot. Im Alkohol fand ich Trost. Wenige Wochen später hatte ich alles verloren. Meine Freunde, meinen Job, mein Haus. Mein Sohn wurde von Fremden großgezogen. Ich landete schließlich auf der Straße. Ohne Hoffnung, ohne Perspektive.
17 Jahre später finde ich eines morgens einen anonymen Brief mit Geld und einem Termin für ein Bewerbungsgespräch in meiner Tasche. Die Verlockung das Geld zu versaufen war groß, die Neugierde war größer. Drei Tage darauf fahre ich in meinem neuen Anzug im Fahrstuhl eines Wolkenkratzers bis zur 13ten Etage. An der Tür mit der Aufschrift: AGENTUR FÜR ATK. BEI UNS SIND SIE TOTSICHER RICHTIG!, klopfe ich an.
„Herein!“
Ein Mann mit einem freundlichen Lächeln, Mitte 20, in einem kleinen Büro hinter einem schweren Schreibtisch empfängt mich.
„Herzlich Willkommen in der AGENTUR FÜR ATK. Setzen sie sich doch. Und ehe sie fragen, hören sie mir bitte erst einmal gut zu.“
Was er mir dann erzählte, ist einfach unglaublich. ATK steht für Auftragskiller. Der Markt boomt, und man suche Nachwuchs. Am liebsten Menschen wie mich. Vergessene, ohne Familie, ohne Geld. Ich willigte ein und fand mich Tage später hoch oben in den Bergen in einem stillgelegten Stollen in einem Trainingslager wieder. Das Programm war vielseitig. Nahkampf, Waffenkunde, Tarnen & Täuschen, und vieles mehr. Die Ausbildung machte mir Spaß, ich kam gut voran. Monate später wurde ich einem Profikollegen zugeteilt. Die ersten Aufträge erledigte er, dann wechselten wir uns ab. Es war einfacher als ich es mir vorgestellt hatte. Nach knapp einem Jahr hatte ich es schließlich geschafft. Ich war ATK. ATK57 genauer gesagt. Anonymität war das A & O. Niemand hatte einen Namen. Weder mein Chef, noch meine Kollegen. Ich kannte ihren nicht, sie kannten meinen nicht. Ich legte mir eine neue Identität zu, mietete mir eine kleine Zweizimmerwohnung am Rande der Stadt, kaufte mir einen Gebrauchtwagen und erledigte meine ersten Aufträge. Schnell stieg ich auf. Mietete mir ein Appartement im Zentrum, kaufte mir einen Sportwagen und erledigte Aufträge im In- und Ausland.
Dann passierte es!
In einer Metropole tief im Süden wurde ich erwischt. Ein Zeuge hatte mich beobachtet, wie ich in ein Haus eingestiegen war. In einem nahegelegenen Busbahnhof wurde ich festgenommen. Die drei zurückgelassenen Leichen sprachen für sich. Kurz darauf begann der Prozess. Und obwohl ich keinerlei Spuren hinterlassen hatte, stand es schlecht um mich. Am zweiten Verhandlungstag, um 15:00 Uhr war Deadline. Der Zeuge würde aussagen, eine Jury würde mich zum Tode verurteilen.
Kaum, dass sich der Richter ihm zugewandt hatte, zersprang mit einem lauten Klirren eines der Fenster. Jeder der Anwesenden nahm zuerst an, dass es sich um einen dummen Jungenstreich handelte. Als man aber wieder zu dem Zeugen sah, war dieser verschwunden. Nun ja, fast! Blutüberströmt lag er mit einer Kugel im Kopf am Boden, tot!
Die Rechtslage war in diesem Fall eindeutig. Aus Mangel an Beweisen wurde ich freigesprochen. Zurück, klärte sich alles auf. Der Mann mit dem freundlichen Lächeln in dem kleinen Büro hinter dem schweren Schreibtisch, hatte den Zeugen aus gut 200 Meter Entfernung erschossen. Er war es auch, der mich über einen längeren Zeitraum beobachtet, und mir den Brief zugesteckt hatte.
Er war der Gründer der Agentur. Er war ATK1. Er war mein Sohn.
ENDE
PS: Jede der Killergeschichten ist unabhängig voneinander zu betrachten.